
Mit neuem Namen intensivieren die Initiatoren des Super-League-Projekts ihre Bemühungen, einen Konkurrenzwettbewerb zum Europapokal aufzubauen. Für die Anerkennung neuer „pan-europäischer Klubfußballwettbewerbe“, der Unify League, verschickte der Sportprojektentwickler A22 am Dienstag einen entsprechenden Vorschlag an UEFA und FIFA. Beide Dachverbände sind strikte Gegner des Projekts. A22 sei immer wieder „auf heftigen Widerstand“ gestoßen. Das passe nicht dazu, dass die UEFA „jederzeit offen, transparent und frei von Interessenkonflikten“ sein müsse, steht in dem an Generalsekretär Theodore Theodoridis adressierten Brief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
„Diese Herausforderungen direkt anzugehen“
Der Sportprojektentwickler beruft sich auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) aus dem vergangenen Jahr. Der EuGH hatte geurteilt, dass UEFA und FIFA andere Wettbewerbe nicht grundsätzlich von ihrer Genehmigung abhängig machen dürfen. Sie dürfen Vereinen und Spielern nicht verbieten, an diesen Wettbewerben teilzunehmen. Das bedeute allerdings nicht zwangsläufig, dass ein neuer Wettbewerb immer genehmigt werden müsse.
Der Vorschlag für eine Unify League enthält im Vergleich zu dem für eine Super League zahlreiche Änderungen, etwa, dass die Platzierung in den nationalen Ligen ausschlaggebend für die Teilnahme an den europäischen Wettbewerben sein soll. Ein zentraler Punkt ist zudem der Aufbau einer Streamingplattform, auf der alle Spiele der neuen Wettbewerbe kostenlos zu sehen sein sollen. „Unsere enge Zusammenarbeit mit den wichtigsten Interessengruppen hat dringende Themen aufgezeigt, die in Angriff genommen werden müssen: steigende Abo-Kosten für Fans, ein zu voller Spielkalender, unzureichende Investitionen in den Frauenfußball und Unzufriedenheit mit dem Format und der Governance der europäischen Klub-Wettbewerbe“, sagte A22-Chef Bernd Reichart. „Unser Vorschlag zielt darauf ab, diese Herausforderungen direkt anzugehen.“
„Keine Super League mit dem BVB“
Die Super-League-Pläne waren öffentlich zuletzt immer wieder auf Widerstand gestoßen. Borussia Dortmunds Geschäftsführer erklärte zu diesem Thema mehrfach: „Keine Super League mit dem BVB. Egal, was kommt!“ Bayern Münchens Vorstandschef Jan-Christian Dreesen sagte zuletzt: „Mit uns wird es keine Super League geben! Auf keinen Fall. Diese Tür ist zu.“ Der Hauptkritikpunkt war in den vergangenen Jahren, dass sich mit einer Super League ein geschlossener Wettbewerb für ohnehin schon große Vereine etablieren würde, der auch den nationalen Ligen schade.
Die FIFA setzt stattdessen auf die im kommenden Jahr erstmals mit 32 Mannschaften ausgetragene Klub-Weltmeisterschaft. Hier gehen Borussia Dortmund und der FC Bayern München als deutsche Vertreter an den Start. Der BVB plant für das Turnier in den USA mit Einnahmen von mindestens 30 Millionen Euro. Dennoch gibt es viel Kritik an der undurchsichtigen Organisation.
FIFA setzt auf Klub-WM
Das von FIFA-Chef Gianni Infantino aufgepumpte Turnier hatte gut sechs Monate vor dem ersten Anstoß weder einen Fernsehpartner noch eine ausreichende Zahl an Sponsoren. Und nur häppchenweise gab es zuletzt erste Informationen. Ende September erfuhren die Klubs die Spielorte, in „Hisense“ wurde der erste potente Geldgeber vorgestellt, Anfang Dezember endlich die zur Hängepartie gewordene Vergabe der Fernsehrechte festgezurrt. Allein dafür zahlt der DAZN eine Milliarde Dollar. Eine Summe, bei der nicht nur die öffentlich-rechtlichen Sender sofort abgewunken haben und sich die Frage nach der Refinanzierung stellt. Schließlich will der Streaming-Dienst alle Partien im Free-TV zeigen.
Von dpa