Tausende Zuschauer am Straßenrand in Bergkamen „Wann kommen die Trecker endlich?“

Stephanie Tatenhorst
Menschenmassen standen an den Straßen, als die heimischen Landwirte mit ihren geschmückten Treckern durch Bergkamen fuhren. © Stephanie Tatenhorst
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Es war ein Bild, das für Landwirte nicht alltäglich ist. „Normalerweise fahren wir auf den Straßen und bremsen den Verkehr. Die Leute sind eher genervt, wenn sie uns sehen. Aber heute, da winken sie den Treckerfahren zu.“ Ortslandwirt Heinz-Dieter Kortenbruck freute sich sichtlich über den Erfolg, den seine Kollegen in Oberaden hatten.

Er selbst wird erst am kommenden Wochenende am Steuer sitzen, wenn die Treckertour „Ein Funken Hoffnung“ durch Lüner Ortschaften führt. Als an diesem Sonntag Bergkamen auf dem Tourenplan stand, saß Sohn Carlo auf dem Fahrersitz und fuhr die Tour mit.

Stephanie Tatenhorst
Behälter, um Flüssigkeiten zu transportieren, wurden dank Lampe im Inneren und Schleife drumherum zu Weihnachtspaketen. © Stephanie Tatenhorst

Ob Sterne, Schneemänner, Weihnachtspakete, Tannenbäume oder Nikoläuse: Die Landwirte hatten in diesem Jahr wieder alle Register gezogen, um ihre Traktoren weihnachtlich zu schmücken. Batteriebetriebene Lichterketten saßen in den Rädern und an so manchem Traktor waren Lautsprecher angebracht, aus denen Weihnachtsmusik schallte.

„Wann kommen die Trecker endlich?“, fragte so mancher Knirps am Wegesrand quengelig, als das Warten langweilig wurde, aber als sie dann kamen, angeführt von der Polizei mit Blaulicht, da waren die kalten Hände und Füße schnell vergessen. Da wurde gestaunt.

Die verkleideten Landwirte und ihre Gäste auf den Fahrzeugen winkten in alle Richtungen, und von den Straßenrändern wurde zurückgewinkt. Eine gegenseitige Wertschätzung, die den Advent überdauern möge, hoffen die Bauern. Denn: „Die Verbraucher können eine Menge tun, um die Landwirtschaft vor Ort zu erhalten und zu stärken“, erklärte Heinz-Dieter Kortenbruck.

Denn sie können mit ihrem Einkauf dafür sorgen, dass die heimische Produktion eine Zukunft hat. Dass Höfe nicht aufgeben müssen, weil sich die Arbeit nicht mehr rentiert. Kortenbruck selbst gab jüngst seine Schweinemast auf, „weil die Schweinepreise für die Erzeuger in den Keller gingen“, erklärt Kortenbruck. Er hat derzeit nur noch Milchkühe, und ist froh am Ende „nur“ Schweinemäster gewesen zu sein. „Die Sauenbetriebe mit der Ferkelzucht können nicht so leicht auf den Markt reagieren. Die geben dann ganz auf und sind weg.“

Stephanie Tatenhorst
Es war eine Parade leuchtender Traktoren. © Stephanie Tatenhorst

Die Probleme der Landwirte ziehen sich durch alle Branchen: Die Getreideproduzenten leiden unter EU-Verordnungen, die Erdbeerbauern hadern mit den Discountern, die lieber billiger im Ausland einkaufen als heimisches Obst anzubieten und die Viehzüchter haben strenge Auflagen.

„In der Corona-Zeit haben die Verbraucher regional gekauft, beim Landwirt vor Ort in den Hofläden. Das können sie auch jetzt noch“, erklärt Kortenbruck, wie die Menschenmassen am Straßenrand den heimischen Landwirten helfen könnten. Wenn dieser Funken Hoffnung Früchte trägt, dann hat die Lichterfahrt der heimischen Landwirte am Ende mehr bewirkt als nur ein Lächeln in die Gesichter der Menschen gezaubert.

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