Konservendosen und Kerzenreste gesucht Ukrainerinnen basteln Hilfsmittel für die Heimat

Yuliia Hrushanska zeigt eine fertige Feuerstelle aus Konservendose, Wellpappe und Wachsresten
Yuliia Hrushanska zeigt eine fertige Feuerstelle aus Konservendose, Wellpappe und Wachsresten. Viele davon sollen in den nächsten Tagen und Wochen entstehen und in die Ukraine gebracht werden. © Marcel Drawe
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Dose auf, Inhalt genutzt und dann der obligatorische Wurf in die Wertstofftonne: Wer in den kommenden Tagen und Wochen auf das Wegwerfen am Ende des etablierten Prozesses verzichtet und stattdessen die leeren, gesäuberten Dosen zum Haus Frieden bringt, der kann dabei helfen, den kriegsgeplagten Menschen in der Ukraine das Leben zu erleichtern.

Die Anlaufstelle für geflüchtete Menschen am Bergkamener Nordberg ist derzeit ein beliebter Treffpunkt von Frauen und Männern aus der Ukraine. Hier tauschen sie sich aus, hier erfahren sie Hilfe für ihren eigenen Alltag in Deutschland, aber hier wollen sie auch gemeinsam etwas für ihr Heimatland tun: Aktuell basteln sie Feuerstellen – aus alten Konservendosen, Wachsresten und Wellpappe.

Yuliia Hrushanska weiß, dass die nicht nur Kochstelle, sondern auch Licht- und Wärmequelle sind. Zwischen Steinen platziert werden sie jedoch auch zur Feuerstelle, wenn ein Topf darüber kommt.

„Die Infrastruktur in der Ukraine ist an vielen Stellen zusammengebrochen“, erklärt Yuliia Hrushanska über die Dolmetscherin Julia Zharova. Noch immer fallen regelmäßig Bomben oder es gibt Drohnenangriffe. „An diesem Freitag (3.2.) gab es zwei Warnungen“ weiß sie von ihrem Mann, der noch immer in der Region um Kiew ist. Das Paar steht in engem Kontakt, sofern die Handy-Netze funktionieren, und regelmäßig darf Yuliia Hrushanskas Mann auch nach Deutschland kommen, um die Kinder zu sehen. Doch dann muss er wieder zurück – und will beim nächsten Mal mitnehmen, was seine Frau und ihre Mitstreiterinnen bis dahin geschaffen haben.

Eine Gruppe Ukrainerinnen und Ukrainer steht um einen Tisch.
Im Haus Frieden am Nordberg kommen die Ukrainer regelmäßig zusammen. Aktuell basteln sie Feuerstellen, die in ihre Heimat geschickt werden sollen. © Marcel Drawe

Wellpappe und Kartonagen gibt es aufgrund der unzähligen Kleiderspenden, die bislang zum Haus Frieden gebracht wurden, genug. Was fehlt, sind kleine Konservendosen und Wachsreste. „Am besten eignen sich Thunfisch-Dosen“, sagt Petra Buschmann-Simons, die die Flüchtlinge unterstützt. „Die Dosen dürfen nämlich nicht zu groß sein, sonst müssen die erst zugeschnitten werden.“

Hunde- und Katzenfutterdosen eignen sich daher aber genauso wie andere kleine Weißblechdosen.

In die wird dann aufgewickelte Kartonage gegeben, ein weiteres Stück Karton senkrecht als Docht in die Mitte gegeben. Dann wird die Dose mit verflüssigten Wachsresten gefüllt – und fertig ist eine Wärme- und Lichtquelle, die auch Kochgelegenheit bietet.

„Licht ist so wichtig“, sagt auch Yuliia Onyshchuk, die sich ebenfalls bei der Aktion engagiert. „Der Strom fällt in der Ukraine immer wieder aus, oder die Behörden schalten ihn ab, um Energie zu sparen, die anderswo gebraucht wird.“ Noch immer eilten die Schulkinder in die Keller, noch immer suchten Menschen in den U-Bahn-Tunneln Zuflucht. Und da niemand weiß, wann es Angriffe gibt, bauen die Städte sichere Unterstände an den Straßen.

Etwas tun zu können für die Menschen in der Heimat, das sei für die Ukrainerinnen in Bergkamen sehr wichtig, weiß Petra Buschmann-Simons. Deshalb unterstützt sie die aktuelle Aktion und ruft alle Bergkamener Haushalte dazu auf, kleine Konservendosen erstmal nicht mehr wegzuwerfen, sondern abzuwaschen und zum Haus Frieden zu bringen. Auch Kerzenstummel und Wachsreste können dort abgegeben werden.

Eine Kerze steckt in einer Konservendose. Ergänzt um Wellpappe wird daraus eine Feuerstelle.
Kleine Dosen bis maximal Erdnussdose sowie Kerzen oder Wachsreste können im Haus Frieden während der Öffnungszeiten abgegeben werden. © Marcel Drawe

Was die Frauen nicht selbst fertig bekommen, wird als Material in die Ukraine gebracht. Dann werden sie dort zusammengebastelt. „Eine Dose brennt drei Stunden“, weiß Yuliia Hrushanska. Es kann also gar nicht genug davon geben.

Ebenfalls benötigt werden noch Verbandsmaterialien und Batterien. Vor allem für Taschenlampen, die man auch noch sehr, sehr gerne annehme.

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