Rückzug der Frauen-Mannschaft des Werner SC Der Brandbrief in voller Länge

Jubeltraube der Werner SC-Frauen nach einem Tor.
Die Frauenmannschaft des Werner SC hat sich in einem Brandbrief an den Verein gewandt. © Verena Schafflick
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Die Frauenmannschaft des Werner SC löst sich auf. Das hat unsere Redaktion bereits am Dienstagnachmittag exklusiv berichtet. Nun hat das Team den gesamten Brandbrief und damit die Begründung für die Trennung vom Verein auf der eigenen Instagram-Seite gepostet. Die Antworten vom Fußball-Vorsitzenden Dirk Abdinghoff sind in unserer Ausgangsberichterstattungen zu finden. Hier gibt es den kompletten Brandbrief zum Nachlesen:

Brandbrief des Werner SC in voller Länge

Knapp sechs Monate nach dem Abdanken des Damen-Trainerteams Thomas Volkenrath und Martin Baur dankt nun auch die Damenmannschaft ab – trotz genügend Spielerinnen. Wie konnte es dazu kommen?

Dafür gehen wir einmal zurück in der Zeit, zurück zu den 19 Jahren mit Thomas Volkenrath. Schon zu diesen Zeiten zeigte sich, dass Frauen- und Mädchenfußball im Werner SC keinen großen Stellenwert hatte. Sei es die Bitte um bessere Trainingszeiten, Sponsoren für Trikots, mehr finanzielle Unterstützung für Trainingsmaterialien, ja selbst die Bitte um Wasserkästen für die Heimspiele bei 30 Grad im Sommer – bei jedem Schritt wurden der Damenmannschaft Steine in den Weg gelegt. Trotz dieser Steine machte die Mannschaft um Thomas Volkenrath unermüdlich weiter – und das 19 Jahre lang. Traurigerweise kam dann im Sommer 2024 der Abschied vom beliebten Trainerteam.

Zur großen Überraschung aller versprach der Fußballvorstand des WSC (im Folgendem immer nur als Vorstand abgekürzt) aber, dafür den Frauenfußball und somit auch die Damenmannschaft ab sofort stärker zu unterstützen. So gab man der Mannschaft neue Trainer an die Hand, die alles besser machen sollten. Man versprach neue Spielerinnen, neue Trikots, mehr Präsenz, Aufstieg aus der Kreisliga B und vieles mehr. Zu Beginn schien es, als würde man sich dieses Mal wirklich für den Frauenfußball interessieren. Leere Worte, wie sich später zeigen sollte.

Durch starke Social-Media-Präsenz und guter Werbung gelang es der Damenmannschaft zahlreiche neue Spielerinnen anzuwerben und ältere Spielerinnen, welche zum Teil bereits seit mehr als zehn Jahren in der Damenmannschaft des Werner SC spielten, zum Bleiben zu bewegen – bis heute 23 aktive Spielerinnen.

Doch noch vor Beginn der Saison 24/25 begann der Vorstand erneut, der Damenmannschaft Steine in den Weg zu legen. Ein Trainer verabschiedete sich, er müsse schließlich auch noch die C-Jugend des Werner SC trainieren. Unbegründete Vorwürfe vom Vorstand wurden erhoben, einzelne Spielerinnen würden den Werner SC von innen heraus zerstören wollen – klingt verrückt? Ist es auch. Letztendlich bat der Vorstand die Damenmannschaft, man solle sich doch bitte von der Saison 24/25 abmelden. Die Damenmannschaft lehnte dies entschieden ab.

Trotz dieser Rückschläge startete die Damenmannschaft also in die neue Saison, der Zusammenhalt unter den Spielerinnen wurde immer größer und man wurde eine richtige Mannschaft. Der zweite Trainer schien trotzdem überfordert, und warf auch das Handtuch. Was nun? Der Vorstand versprach einen neuen Trainer – die Damenmannschaft wartet immer noch – und äußerte sich nicht mehr dazu – bis heute. Man könnte annehmen, den Vorstand würde es interessieren, was seine Mannschaften so treiben, beim Werner SC scheint dies aber nicht der Fall zu sein.

Eine Spielerin der Mannschaft übernahm also als Übergangslösung das Ruder und wurde Spielertrainerin. Leider keine Lösung auf lange Sicht, denn eine Spielerin möchte auch mal spielen, nicht nur die Mannschaft trainieren. Eine Lösung vom Vorstand –Fehlanzeige. Wie geht es nun weiter, ohne Unterstützung vom Vorstand, ohne Trainer? Die Antwort ist: gar nicht.

Und so kommt es, dass die Damenmannschaft des Werner SC mit 23 aktiven Spielerinnen ihre Mannschaft auflösen und vom Spielbetrieb abmelden muss. Eine Mannschaft, die sich 19 Jahre lang immer wieder neu formiert, immer weitergekämpft hat und die immer Spaß hatte am Fußball. Eine Mannschaft, die schlussendlich nie so richtig zum Werner SC gehörte, sondern immer nur zu ihrem Trainerteam: Thomas Volkenrath und Martin Baur.

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