
Kuba Stasiak und Piotr Sobik sind seit Monaten im Kriegsgebiet in der Ukraine im Einsatz. Die beiden Polen transportieren Hilfsgüter – so auch für die Ukrainehilfe Unna – und arbeiten als Evakuierungshelfer. Zudem berichten sie mit Texten und Bildern davon, was tagtäglich in der Ostukraine passiert. Als am Donnerstagmorgen (3. Februar) ein weiterer russischer Angriff auf das ostukrainische Kramatorsk erfolgte, waren sie hautnah dabei.
Die beiden saßen mit einer einheimischen Bekannten in ihrer Unterkunft in Kramatorsk, als sie das Geräusch von heranfliegenden Raketen hörten. „Wir wurden still und warteten ab“, berichtete Stasiak auf Englisch. Sie hörten sie vorbeifliegen und unmittelbar darauf in der Nähe einschlagen. Für sie selbst hätte es kaum ein Entkommen gegeben, denn die Wohnung liegt im achten Stock eines Hochhauses und durch die zerstörten Stromleitungen funktioniert auch kein Fahrstuhl.

Es dauerte einen Moment, bis ihnen klar wurde, dass das Geschoss direkt nebenan ein Wohngebäude getroffen hatte. Stasiak und Sobik eilten dorthin, um die Folgen des Angriffs zu dokumentieren und um zu helfen. „Wir versuchten, Menschen zu erreichen unter dem Gebäude – unter dem Rest davon“, erklärte Sobik unserer Redaktion im Videointerview.
Die Freiwilligen haben in Kramatorsk und Bachmut geholfen, Menschen zu retten. Der Begriff „war crimes“ (Kriegsverbrechen) fällt in den Schilderungen der beiden Männer. Sie sitzen in einem Fahrzeug im Schein einer Lampe, während sie mit unserer Redaktion sprechen. „Wir haben den Körper dieses Jugendlichen gesehen. Ein 14-Jähriger.“ Die Männer sind sichtlich gezeichnet von den Ereignissen und übermüdet, müssen das Gespräch nach ein paar Minuten beenden. „Wir müssen immer vorbereitet sein. Es wird jeden Tag schlimmer.“
Zielgerichtete Unterstützung ist das Wichtigste
Eindrücke wie diese sind es, die jeder Abstumpfung gegenüber dem Krieg an der europäischen Haustür entgegenwirken.
Arne Schulte und Barbara Sinkiewicz von der Ukrainehilfe Unna sind in stetem Kontakt mit ihren Helfern und immer im Bilde über die gegenwärtige Situation: „Natürlich sind unsere Helfer nicht an vorderster Front und wägen das Risiko stets ab“, so Schulte. Doch Beispiele wie dieser Angriff zeigten die Brutalität und Gewalt des Krieges, gerade auch für die Zivilbevölkerung.
„Wenn die Menschen Elend sehen, wollen viele helfen“, sagt Sinkiewicz. Doch hätten auch die Helfer der Ukrainehilfe Unna in dem seit einem Jahr laufenden Krieg vieles lernen müssen, um sich zu professionalisieren: „Das Wichtigste ist die zielgerichtete Unterstützung für die Ukrainer“, sagt Schulte. Vieles, was gut gemeint sei, verpuffe vollkommen unnütz. „Zunächst haben einige Essen gekauft, eine alte Dame holte für viel Geld Medikamente aus einer Apotheke“, berichtet Schulte.

„Auch wir haben uns verbessert, Kontakte geknüpft und viel gelernt“, so Schulte. So könnten sie die aus der Ukraine angeforderten Medikamente zum Einkaufspreis aus einer unterstützenden Apotheke beziehen. Lebensmittel kauften die Helfer hingegen in Polen ein. Dort sei es nicht nur billiger, es wird auch beim Transport gespart. Ebenso sei es wichtig, den Sprit der Helfer zu bezahlen. „Das mag jetzt wenig reizvoll klingen, aber ohne Treibstoff klappt gar nichts“, so Schulte. Darum sei es am sinnvollsten, einfach Geld zu spenden.
Spendenkonto
Wer die Ukraine-Hilfe Unna unterstützen möchte, kann eine Spende überweisen. IBAN: DE74 4435 0060 1000 6863 76; PayPal: Spende@Ukrainehilfe-Unna.de