
Etwas schon vorher gewusst zu haben, mag nachher immer einfach sein. Wenn es um den undichten Teich im Bornekamp geht, kann Holger Zühlke seine Hinweise allerdings belegen. Schon vor zehn Jahren brachte sich der Garten- und Landschaftsbaumeister aus Unna in die Diskussion über die Zukunft des ersten Teiches ein. Gehör geschenkt haben ihm Stadt und Stadtbetriebe nicht. Vielleicht hätten sie es besser getan.
Zühlke äußert sich nun abermals, aus Anlass des drohenden Rechtsstreits zwischen der Stadt Unna und der Firma, die mit dem Neubau des Teichs beauftragt worden war. Schuldzuweisungen, wie sie nun offenbar im Ältestenrat der Ratsfraktionen an die Adresse der Firma gerichtet wurden, hält Zühlke für inakzeptabel. Denn: Stadt und Stadtbetriebe hätten frühzeitig Hinweise darauf bekommen, dass die gewählte Bauweise problematisch sein könnte. Sie seien allerdings ignoriert und den politischen Gremien nicht vorgelegt worden, rügt Zühlke.
Der Unternehmer mit eigener Firma für Objektbegrünungssysteme hat selbst an einer Richtlinie für die Anlage von Gewässerabdichtungen mitgeschrieben, die für seine Branche bindend, aber auch gutachterlich und vor Gericht relevant sei. Der Stadt und den Stadtbetrieben wirft er eine ganze Reihe von Fehlern vor – sowohl technischer Art als auch Hinsichtlich des Umgangs mit seinen Hinweisen und der Politik.
Teich lässt sich in dieser Form nicht mehr vollenden
Sein Fazit: So, wie der Teich zurzeit unfertig in der Landschaft liegt, sei er nicht mehr zu retten. Er müsste abermals beseitigt und dann in einer tauglichen Bauweise nochmals neu angelegt werden. Das Unternehmen aber, mit dem die Stadt zurzeit im Streit liegt, habe aus seiner Sicht Anrecht auf eine vollständige Bezahlung.
Zühlke meint, dass auch die Beweissicherung zur Suche nach dem Schuldigen dazu beigetragen habe, dass der Teich wohl nicht mehr dicht zu bekommen sei. Im Auftrag der Stadtbetriebe seien etwa 35 Löcher in die Dichtschicht getrieben worden, um deren Zusammensetzung zu ermitteln. Die Stadtbetriebe erbringen mit diesen Probenahmen den Nachweis, dass die Tonschicht stellenweise nur halb so dünn sei wie vertraglich vereinbart. Zühlke hingegen weist darauf hin, dass das Bauwerk an diesen Stellen nachhaltig zerstört worden sei.

Allerdings sei die Bauweise ohnehin nicht tauglich gewesen, merkt der Experte an. Zühlke hält eine Teichabdichtung mit Ton zwar grundsätzlich für machbar, doch dafür hätte man Platten aus vorverdichtetem Ton verwenden müssen. Einfachen Grubenton als Packung auf eine Unterlage aus Gleisschotter zu walzen bringe hingegen keine ausreichende Verdichtung. Zudem biete eine solche Auskleidung keinen Schutz vor einer Durchwurzelung, die angesichts des Baumbestandes am Teich absehbar sei. „Allein das ist im Bornekamp ein K.o.-Kriterium“, sagt er.
Eine Folienlösung hätte den Teich für hundert Jahre gesichert
Nach Zühlkes Empfehlung hätte man den Teich wie seinen Vorgänger mit Folie auslegen sollen. Denn: Moderne Materialien hielten sehr viel länger als die früher verwendeten, versprächen eine Verwendung über hundert Jahre. Bei einer Sanierung anstelle des Neubaus hätte die Stadt zudem auf die Entkoppelung von Teich und Kortelbach verzichten können. Als Aufstauung des Baches – also so wie bisher – würde das Ökosystem des Teichs mit frischem Wasser versorgt, das Sauerstoff bringt und die Wassertemperatur niedrig hält. Zudem wäre der Reinigungsaufwand niedriger als in einem stehenden Teich, der wohl eher alle fünf statt alle zehn Jahre ausgebaggert werden müsse.

Seine Überlegungen zum Teich hatte Zühlke der Stadt schon vor zehn Jahren angetragen – verbunden mit dem Hinweis, ihn jederzeit kostenlos um Rat fragen zu können. Außer einer Eingangsbestätigung habe er aber keine Reaktion darauf erhalten, sagte Zühlke nun. Und auch der Stadtrat sei aus seiner Sicht nicht über Risiken und Folgekosten unterschiedlicher Bauweisen aufgeklärt worden.
Der Vorwurf an Stadtverwaltung und Stadtbetriebe, die Entscheidungsträger in der Politik nicht ausreichend informiert zu haben, wiegt schwer. Das Rathaus lässt ihn allerdings im Grunde unkommentiert, wie die Reaktion auf eine Anfrage unserer Redaktion zeigt.
„Wir hoffen, dass eine gütliche Einigung mit der Firma nach wie vor möglich ist und dass die Firma den Teich abdichten kann“, erklärte Rathaussprecherin Anna Gemünd. Und: „Weitere Aussagen zu einem schwebenden Verfahren – und darum handelt es sich hier – werden weder die Stadt noch die Stadtbetriebe äußern.“
