Sylvia statt Sylwia: Unnaerin will heiraten und beklagt Probleme beim Standesamt
Sylvia Krause-Stönner ist verärgert. Sie hatte sich die Anmeldung zur Eheschließung beim städtischen Standesamt einfacher vorgestellt. Als Spätaussiedlerin beklagt sie nun einen erheblichen, bürokratischen Aufwand – und dass sie beweisen muss, dass sie die in den Dokumenten erfasste Person ist: Sylvia statt Sylwia.
„Ich bin jetzt 50 Jahre in Deutschland, zahle 37 Jahre meine Steuern und konnte schon einmal problemlos heiraten, aber jetzt soll ich nicht mehr diejenige welche sein.“
Krause-Stönner kam mit sechs Jahren aus Polen nach Deutschland. Gemeinsam mit ihren Eltern und ihren beiden Geschwistern war sie zunächst im Grenzdurchgangslager Friedland und dann in Unna-Massen untergebracht. Im Zuge der Umsiedlung wurde ihr Name von der polnischen Schreibweise „Sylwia“ in „Sylvia“ eingedeutscht. Krause-Stönner selbst kann sich daran nicht mehr erinnern: „Ich war ja sechs Jahre alt; meine Eltern haben sich um alles gekümmert.“
Für ihre gewünschte Eheschließung wird nun die Geburtsurkunde im Original sowie als deutsche Übersetzung benötigt, zudem ein Registrierschein, eine Spätaussiedlerbescheinigung sowie die Bescheinigung über eine Namensänderung. Diese Unterlagen nach dem Tod der Mutter aufzutreiben, fällt Krause-Stönner besonders schwer. „Ich wusste gar nichts von einem Registrierschein, noch weniger, wo ich dieses Dokument finden soll.“
Bei erster Ehe habe es keine Probleme gegeben
Was Krause-Stönner daran besonders ärgert: Sie war schon einmal verheiratet. Im Jahr 1990 hat sie das erste Mal geehelicht, im Jahr 1997 wurde die Ehe geschieden. Dabei habe alles reibungslos geklappt. Umso verärgerter ist sie über die aktuelle Bürokratie: „Ich bin jetzt 50 Jahre in Deutschland, zahle 37 Jahre meine Steuern und konnte schon einmal problemlos heiraten, aber jetzt soll ich nicht mehr diejenige, welche sein“, sagt sie. „Ich fühle mich von diesem Land diskriminiert.“
Als Helferin in der Erstaufnahmeeinrichtung in Herne habe Krause-Stönner etwa unzählige Menschen getroffen, die gar keinen Ausweis hatten. „Aber ich muss umständlich nachweisen, dass ich ich bin“, sagt sie. „Da macht das Heiraten keinen Spaß mehr.“
Stadt Unna: Rechtslage ist eindeutig
Von Stadtsprecher Christoph Ueberfeld heißt es dazu: „Die Rechtslage besagt eindeutig, welche Dokumente zur Eheschließung benötigt werden. Diese müssen eingereicht werden – auch, wenn es für manch einen nicht immer ganz einfach ist, sie zu besorgen.“ Krause-Stönner hat den nötigen Aufwand letztlich doch noch betrieben: Sie darf nun heiraten, ihr Termin im Juni steht fest – auch, wenn ihr zunächst die Vorfreude verflogen war.