Spendenaufruf Jüdische Gemeinde Unna will Krankenhäuser in der Ukraine retten

Redakteur
Alexandra Khariakova (l.) und Irina Teplytska von der Jüdischen Gemeinde im Kreis Unna sowie ihr neuer Unterstützer Christoph Kreiterling rufen zu einer Spendenaktion auf. Sie wollen Krankenhäuser in der Ukraine unterstützen.
Alexandra Khariakova (l.) und Irina Teplytska von der Jüdischen Gemeinde im Kreis Unna sowie ihr neuer Unterstützer Christoph Kreiterling rufen zu einer Spendenaktion auf. Sie wollen Krankenhäuser in der Ukraine unterstützen. © Raulf
Lesezeit

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs ist die Jüdische Gemeinde im Kreis Unna bemüht, den Opfern zu helfen. Das Engagement hat ebenso wenig nachgelassen wie die Hilferufe aus der Ukraine. Aktuell will die Gemeinde Krankenhäuser in dem von Russland angegriffenen Land unterstützen.

Viele Mitglieder der Gemeinde „Ha Kochaw“ haben ihre Wurzeln in der Ukraine, daher ist die Solidarität mit Kriegsopfern in jenem Land groß. „Uns wird viel Not geschildert“, erklärt die Gemeindevorsitzende Alexandra Khariakova. Aktuell wollen sie und ihre Mitstreiter zwei Krankenhäuser unterstützen: eines in Winnyzia im Landesinneren, eines in der kleinen Stadt Truskavets, die bis zum Krieg als Kurort in der Westukraine bekannt war.

In den Krankenhäusern werden verwundete Soldaten behandelt, auch Zivilpersonen, die im Zuge des Kriegs schwer verletzt wurden. Viele haben Gliedmaßen verloren. Die Einrichtungen sind in Sorge um die von den Angriffen bedrohte Infrastruktur: Ein Ausfall der Stromversorgung hätte für eine Klinik verheerende Folgen. Daher wollen die Unnaer einen oder mehrere Generatoren organisieren. Winnyzia hat rund 400.000 Einwohner und beherbergt nach Informationen der jüdischen Gemeinde inzwischen zusätzlich 600.000 Menschen, die aus anderen Landesteilen dorthin geflohen sind. „Bei so vielen Binnenflüchtlingen ist die Infrastruktur an der Leistungsgrenze“, sagt Christoph Kreiterling. Der Unnaer hat zu Beginn des Kriegs der Jüdischen Gemeinde seine Unterstützung angeboten und ist seitdem aktiver Helfer.

Wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine fuhren von Unna aus die ersten Hilfstransporte los.
Wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine fuhren von Unna aus die ersten Hilfstransporte los. © Raulf

Gemeinde sammelt Geld und Medizin

Anlässlich des „Mitzvah Day“ (siehe Infokasten) ruft die Gemeinde nun zum Spenden auf. Gesammeltes Geld kann zur Finanzierung eines Generators oder anderer technischer Hilfsmittel beitragen.

Die Gemeinde in Unna hatte seit Februar mehrere Lieferwagen voller Kleidung und Lebensmittel in die Ukraine geschickt. Die Synagoge in Massen-Nord diente als Sammelstelle und Kleiderkammer. Diese Arbeit sei inzwischen aus organisatorischen Gründen eingestellt worden. Medikamente aber würde die Gemeinde gern den bedrängten ukrainischen Krankenhäusern schicken. Die Gemeinde appelliert vor allem an Ärzte und Apotheken, sich zu melden, wenn sie aus ihren Beständen etwas abzugeben haben. Auch Geräte für die medizinische Rehabilitation oder Rollstühle würde man gern von Unna aus in Richtung Ukraine schicken.

Die Synagoge der Hilfsbereitschaft

„Unsere Gemeinde ist wie ein Zentrum für Flüchtlinge geworden“, sagt Alexandra Khariakova. Zahlreiche Schutzsuchende aus der Ukraine, die in Unna über die Erstaufnahmeeinrichtung ankommen, melden sich an der Synagoge. Deren Ehrenamtliche helfen bei Behördengängen, begleiten Patienten zum Arzt, organisieren Sprachkurse und Wohnungen. Sogar ein Hund wurde in eine Unterkunft vermittelt. Khariakova schätzt, dass Gemeindemitglieder Flüchtlingen in den vergangenen Monaten allein bei 100 Anträgen auf Kindergeld geholfen haben.

Es spricht sich herum, dass man in der Jüdischen Gemeinde in Unna hilfsbereit ist. Das geht so weit, dass schon jemand von irgendwo anrief, um nachzufragen, wo es in Brüssel eine Synagoge gebe. Auf die Nachfrage, warum diese Person in Unna anrief, erklärte sie, sie habe irgendwie die Telefonnummer bekommen mit dem Hinweis, unter dieser Nummer erhalte man sicher Unterstützung.

Die Jüdische Gemeinde helfe nicht nur Geflüchteten jüdischen Glaubens, sagt Khariakova. Die Religion spiele keine Rolle. „Es geht um Menschen, die Hilfe brauchen.“

Zum Thema

So können Sie helfen

Wer die Jüdische Gemeinde bei ihrem Engagement für Kriegsopfer und Flüchtlinge unterstützen möchte, kann sich bei der Vorsitzenden Alexandra Khariakova melden, E-Mail khariakova@liberale-juden.de

Geldspenden können überwiesen werden auf das Konto mit der IBAN: DE90 4435 0060 0000 1199 33

Die Gemeinde widmet den Kriegsopfern in der Ukraine den diesjährigen Mitzvah Day am 20. November. Mitzvah ist Hebräisch und bedeutet gute Tat. Juden weltweit sind an diesem Tag aufgerufen, sich besonders für das Gemeinwohl zu engagieren.