
Sergey Masliaievs Kampf geht jetzt ins achte Jahr. Nach dem Einmarsch der Russen auf der Krim und der provozierten Revolte im Donbas war der Ukrainer zunächst in der Luftaufklärung eingesetzt, später als Fahrer der Sanitätseinheiten. Heute macht ihn ein Augenleiden im Grunde dienstunfähig für den militärischen Einsatz. Doch Masliaiev macht weiter, als Freiwilliger. Eigentlich arbeitet er für eine Firma, die Wohnungen baut. Aber es ist keine gute Zeit für diese Arbeit.
Der Mann aus Winnyzja ist ein wichtiger Kontaktmann für die Hilfslieferungen aus Unna. Beim Neujahrsempfang der Bündnisgrünen konnte er einmal Dank sagen. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter verschiedenster Gruppen waren Gast im gut gefüllten Schalander, als Partei und Fraktion zum ersten Mal seit Ausbruch der Pandemie wieder einen Neujahrsempfang in Präsenz veranstalteten. Übersetzt von seiner Nichte Irina war es eine bewegende Botschaft.
Mehrere Transporterladungen an Hilfsgütern waren von Unna aus auf den Weg gebracht worden bis an die polnisch-ukrainische Grenze. „Was sie mitbrachten war sehr beeindruckend und wurde sehr benötigt“, blickte Masliaiev zurück. Er danke allen, die geholfen haben und helfen. „Ihr werdet immer in unseren Herzen bleiben“, sagte er.
Unna liefert Stromerzeuger in die Ukraine
Aktuell werde der Transport von drei Diesel-Generatoren vorbereitet, der ein Krankenhaus und die „Wärmestuben“ in Winnyzja versorgen können. Die Großstadt liege zwar nicht im unmittelbaren Frontbereich, sei aber durch die Raketenangriffe der Russen beschädigt worden. Und natürlich gebe es auch hier die Probleme durch die Schäden an der Energieversorgung. Masliaiev wirkt entschlossen, wenn es darum geht, das Leiden seiner Landsleute zu lindern. Er will nicht aufgeben. Doch er fürchtet, dass das Ende des Krieges noch fern ist und die Menschen in der Ukraine noch lange Hilfe benötigen werden.

Masliaievs Rede auf dem Neujahrsempfang gehörte zu einem Schwerpunkt, den die Bündnisgrünen diesmal setzten. Natürlich gab es auch eine lokale Standortbestimmung von Fraktionschefin Claudia Keuchel und einen ersten Bericht aus Berlin vom nachgerückten Bundestagsmitglied Michael Sacher. „Aber wir alle erfahren, dass die multiplen Krisen in unserem Alltag angekommen sind“, so die Vorstandssprecherin der Partei, Regina Ranft. Und so entschieden sich die Grünen diesmal, die sonst üblichen Ehrungen für Aktivposten aus dem lokalen Ehrenamt durch eine Würdigung der Ukraine-Hilfe aus Unna zu ersetzen.

Wie vielschichtig diese ist, zeigte Ratsherr Koppenberg. Privatleute, religiöse Gemeinden und Vereine, aber auch die Stadt Unna brächten sich auf unterschiedliche weise ein. Unna organisiert Transporte von Hilfsgütern, sammelt Geld, gibt Flüchtlingen Unterkunft, betreut sie und bindet sie selbst in diese Arbeit mit ein. Und hinter den Organisatoren jener Hilfe stünden viele, die deren Arbeit unterstützen. Der Krieg in der Ukraine habe in Unnas Zivilgesellschaft eine Reaktion ausgelöst, so Koppenberg. Er schloss mit einem Appell: „Schauen Sie einfach, wie diese Initiativen unterstützt werden können“, so Koppenberg.
