
Beim aktuellen Dauer-Ärger-Thema Knöllchen begeht die Stadt mal wieder einen Fehler: Sie kommuniziert nicht ausreichend mit ihren Bürgern.
Wer sein Auto ordnungswidrig parkt, der kann damit großen Ärger verursachen, und es sind meist die Schwächeren, die leiden: Rollstuhlfahrer, die nicht vorbeikommen; Radfahrer, die auf die Straße ausweichen müssen; Kinder, die übersehen werden; Verletzte, die warten müssen, weil der Rettungswagen nicht durchkommt. Die Verantwortlichen im Ordnungsamt handeln also richtig, wenn sie im Stadtgebiet den Kontrolldruck erhöhen. Sie schützen damit die Schwächeren
Idee ist gut, aber Erklärung fehlt
Hinter der Vorgehensweise, die jetzt an der Rollmannstraße zum Thema wurde, steckt auch eine gute Idee. Erstmal klemmt ein unschädlicher Zettel am Auto. „Hier parken Sie falsch“, lässt der Bürgermeister mitteilen. Aber wo genau ist „Hier“? Geht es um die ganze Straße oder nur um einen bestimmten Abschnitt? Und vor allem: Was ist daran genau falsch? Jahrelang erschien es den Leuten richtig, denn es hat sich ja niemand beschwert.
Das festgestellte Parkverhalten sei „ordnungswidrig im Sinne der Straßenverkehrsordnung….“, bitte künftig „ordnungsgemäß“ parken, sonst wird es teuer. Mehr erfahren die Autofahrer nicht. Sollen sie jetzt die Straßenverkehrsordnung komplett durchlesen nach ihren möglichen Vergehen? Abgesehen von den Leuten im Ordnungsamt und Anwälten für Verkehrsrecht gibt es wahrscheinlich wenige Autofahrer, die alle geltenden Regeln aufsagen können.
Hier sind Erläuterungen nötig, das dürfen die Unnaer von der Stadtverwaltung erwarten, die in ihrem Dienste arbeitet. Die Erklärung kommt aber erst mit der teuren nächsten Stufe der „Erziehung“ – dem Knöllchen. Kein Wunder, dass die Bürger verärgert sind und dass die Stadt in den Verdacht gerät, „Kasse“ zu machen.
Offene Kommunikation erspart Ärger
Das Ordnungsamt sollte aktiv und offen kommunizieren. Wenn es schon Warnhinweise vor den Verwarnungen gibt, warum wird bei der Gelegenheit nicht verständlich erläutert, was die Hintergründe sind? Die Fahrbahn ist zu eng. Hier käme ein Feuerwehrfahrzeug nicht um die Kurve. Hier wäre kein Weg mehr frei für einen Rollstuhlfahrer. Das versteht jeder.
Diese Erläuterungen zu liefern, würde Mühe bedeuten, klar, und Personal wächst nicht auf dem Baum. Aber es ist ja auch Zeit genug, Straßenbreiten auszumessen und Zettel zu verteilen. In aktuell betroffenen Siedlungen an ein paar Türen zu klingeln und mit einem kurzen, freundlichen Gespräch um Verständnis zu werben, würde auch nicht schaden. Auf dem Strafzettel steht der Grund der Verwarnung, dann kann man ihn auch auf die Vorwarnung drucken, sodass der Bürger versteht, akzeptiert und mitdenkt. Dies wäre nur eine Frage der technischen Umsetzung, aber eine Stadtverwaltung, die etwas Großartiges wie den digitalen Mängelmelder erfinden konnte, die schafft das bestimmt, wenn sie will.
Falschparker-Ärger Die Stadt Unna muss besser mit ihren Bürgern sprechen
Thomas Raulf