
An der Kamener Straße 20, gegenüber dem Rewe-Markt, hat das Ordnungsamt Unna zuletzt fleißig Strafzettel wegen Falschparkens ausgestellt. Dieser Umstand und vor allem die Höhe des Bußgeldes – es werden sofort 55 Euro fällig – treibt die Anwohner auf die Barrikaden.
Ein Ehepaar ist jedoch besonders betroffen: Gavriil und Nicoleta Imglizoglou betreiben dort seit 2004 den Sorbas-Grill und haben bereits Kunden erlebt, die nach einem Knöllchen nicht mehr kommen. „Wenn jemand behindert oder gefährdet würde, hätten wir ja volles Verständnis“, sagt Nicoleta Imglizoglou. Doch hätten Autofahrer schon immer zwischen den Bäumen geparkt. Nie habe es Probleme gegeben.
Tatsächlich ist der Bürgersteig an der gut ausgebauten Straße so breit, dass auch bei einem parkenden Auto sowohl die Radfahrer auf der einen, als auch Eltern* [in einer ersten Version des Textes war hier von „Müttern“ die Rede. Uns ist aber selbstverständlich bewusst, dass Kinderwagen nicht nur von Müttern geschoben werden. Wir haben den Begriff daher nach einem Hinweis einer Leserin nun ausgetauscht, Anm. d. Red.] mit Kinderwagen auf der anderen Seite genug Platz haben.
Sie könnten sich in all den Jahren an keine Parkkontrolle erinnern, sagen Gavriil und Nicoleta Imglizoglou. Eine weitere Anwohnerin, die nicht namentlich genannt werden möchte, macht ihrem Ärger in dem Imbiss ebenfalls spontan Luft: „Kürzlich hatte mich mein Sohn besucht“, sagt sie. Das tue er regelmäßig und ihn habe fast der Schlag getroffen, als er den Bußgeldbetrag von 55 Euro gelesen habe. „Hoffentlich überlegt er es sich in Zukunft nicht dreimal, ob er es sich leisten kann, seine Mutter besuchen“, ergänzt sie noch.
Betroffene Kunden bleiben weg
Gavriil Imglizoglou hat die negativen Reaktionen einiger Kunden schon erlebt: „Ein Gast kam fassungslos wieder rein und zeigte mir das Knöllchen“, so der Gastronom. Der Kunde hatte noch nicht einmal im Sorbas-Grill gegessen, sondern nur seine Bestellung abgeholt.
„Wenn er fünfzehn Minuten hier drin war, dann war das lange“, so Imglizoglou. Beim Betrag von 55 Euro habe er natürlich auch geschluckt, aber trotzdem angeboten, dem Kunden den Betrag zu erstatten. Das habe dieser dankend abgelehnt, sei seitdem aber auch nicht wieder gekommen. Er könne die plötzlichen Kontrollen der Stadt nicht verstehen, mache sich Sorgen um seine Existenz.
Die Anwohnerin gibt in dem Gespräch noch zu bedenken, wie knapp die Platzfrage woanders sei: „Wenn ich mir ansehe, was regelmäßig am Pestalozzi-Gymnasium los ist und wie gefährlich es da durch das Parken und die vielen Schüler ist, dann kann ich nicht verstehen, dass die Stadt Kapazitäten hat, um auf der Kamener Straße zu kontrollieren“, so die Anwohnerin.
Sie wolle zu gerne mal wissen, wann dort das Parkverbot eingeführt wurde. Schilder seien nämlich nicht aufgestellt worden. Die Stadt ficht das aber nicht an: „Entlang der gesamten Kamener Straße gilt ein Parkverbot, da es sich hier durchgängig um einen gemeinsamen Rad- und Gehweg handelt“, erklärt Stadtsprecherin Anna Gemünd.
Gastronomen suchen Lösung
Das Parken auf Gehwegen sei grundsätzlich verboten – ohne dass es dafür einer gesonderten Beschilderung bedarf. Die Kamener Straße werde seit einigen Jahren regelmäßig auf Parkverstöße kontrolliert. Sie ergänzt noch: „Wie im November 2022 angekündigt, kontrolliert das Ordnungsamt seitdem verstärkt den ruhenden Verkehr in den Stadtteilen.“
Die Höhe des Bußgeldes entspreche zudem dem 2022 aktualisierten Bußgeldkatalog. Das tröstet die Gastronomen natürlich nicht. Sie wollen sich auch bei weiteren Gewerbetreibenden erkundigen, wie es ihnen mit den Kontrollen gehe.