Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind aufzuziehen – dieses afrikanische Sprichwort findet in Deutschland zunehmend Verbreitung, weil es einfach richtig ist. Und wenn im „Dorf Unna“ jedes fünfte Vorschulkind Mängel in seiner Bewegungsfähigkeit aufweist, ist jeder in der Dorfgemeinschaft gefragt, auch dagegen etwas zu unternehmen.
Die Grundschulen haben dies Begriffen, indem sie der Bewegung einen entsprechenden Stellenwert in ihren Programmen einräumen und Förderprogramme wie das der Bürgerstiftung bereitwillig aufgreifen.
Was die Eltern als Erziehungsberechtigte und -verpflichtete besser machen können, um ihren Kindern auf die Sprünge zu helfen, lässt sich zwar nicht verallgemeinern, weil es „die“ Eltern eben nicht gibt. Aber was sie grundsätzlich tun können, ist offensichtlich: Bewegte Zeit auf Spielplätzen und in der freien Natur, das durchaus gute Angebot der Vereine noch stärker nutzen und den Kindern vielleicht auch einmal eine längere Leine lassen als es der seltsame Begriff der „Helikopter-Eltern“ glauben machen will. Die Kinder selbst lieben Bewegung und Abenteuer. Man muss sie nur lassen: sie laufen lassen, klettern lassen, auch mal hinfallen lassen. Auf lange Sicht gibt es für sie Schlimmeres als eine Schürfwunde am Knie.
Politik und Stadtverwaltung, die Unna so gerne als die Stadt des Sportes feiern, haben Grund zur Selbstkritik. Denn wenn den Kindern einer Stadt schlichtweg Wasserflächen fehlen, um Schwimmen zu lernen, liegt der Fehler nicht im mangelnden Willen von Eltern und Lehrern, sondern in der Infrastrukturpolitik der Kommune.
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
