
Sechs Monate nach dem gewaltsamen Tod eines 64-jährigen Mannes in Königsborn hat vor dem Dortmunder Schwurgericht der Mordprozess begonnen. Auf der Anklagebank sitzt die 51 Jahre alte Ex-Freundin des Opfers. Die Frau gilt allerdings schon jetzt als nicht schuldfähig.
Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass sich die Beschuldigte am späten Abend des 15. Juli 2022 mit einem Schlüssel Zutritt zur Wohnung ihres Ex-Freundes verschaffte – mit dem Ziel, diesen zu töten. Das Opfer soll vom Erscheinen der Frau völlig überrascht worden sein.
Opfer ist verblutet
Der 64-Jährige saß wohl gerade auf der Couch im Wohnzimmer, als die Beschuldigte laut Staatsanwaltschaft mit einem hölzernen Fischbetäuber und einem schwarzen Einhandmesser auf ihn losging. Der Mann erlitt zahlreiche Schlag- und Stichverletzungen. Blessuren an den Händen und den Unterarmen zeigen, dass er sich sehr gewehrt haben muss.
Trotz aller Gegenwehr wurde der 64-Jährige so schwer verletzt, dass die Ärzte im Krankenhaus nichts mehr für ihn tun konnten. Der Mann starb um kurz nach Mitternacht. Als Todesursache wird „Verbluten nach innen und außen“ angegeben.
Anwalt rät Mandantin zu schweigen
Die 51-Jährige wurde noch am Tatort festgenommen. Schon in ihrer ersten Vernehmung soll sie erzählt haben, sie sei Monate zuvor von ihrem Ex-Freund und anderen Männern sexuell missbraucht worden. Deshalb sei es zu der Tat gekommen.
Einzelheiten zu diesem angeblichen Übergriff wird die Beschuldigte vor Gericht nicht preisgeben. „Ich habe meiner Mandantin geraten, hier zu schweigen“, erklärte Verteidiger Michael von Glahn am ersten Verhandlungstag. Ob sich daran noch einmal etwas ändere, sei völlig offen.
Frau glaubt an geheimnisvolle Bruderschaft
Nach einem vorläufigen psychiatrischen Gutachten sind sich inzwischen aber fast alle Prozessbeteiligten einig, dass es einen sexuellen Missbrauch nie gegeben hat. Die 51-Jährige soll vielmehr psychisch schwer krank sein und schon Monate vor der Bluttat unter schlimmen Wahnvorstellungen gelitten haben.
Die Sitzungsvertreterin der Staatsanwaltschaft erklärte sogar, diese Krankheit bestehe bis heute – obwohl die Beschuldigte seit ihrer Festnahme in einer Klinik in Eickelborn behandelt werde. Die Frau soll noch immer an eine geheimnisvolle Bruderschaft von Männern glauben, die sie vergewaltigen wolle. Mitglieder sollen unter anderem Fußballfreunde ihres eigenen Sohnes sein.