SPD verliert die Kreisstadt an starke CDU Die Ergebnisse der Bundestagswahl 2025 in Unna

In einer Elektro-Rikscha lassen sich Hetty Simonis (l.) und Elke Embers von Martin Struck durch Unna-Hemmerde fahren.
"Ricky Rikscha" im Dienst der Demokratie: Hetty Simonis (l.) und Elke Embers ließen sich am Sonntagnachmittag von Martin Struck in der Rikscha ins Wahllokal in Hemmerde fahren. © Milk
Lesezeit

2021: Die CDU erlebte in Unna eine „krachende Niederlage“, hieß es vor vier Jahren in dieser Zeitung. Jetzt das Gegenteil: Mit 28 Prozent bei den Zweitstimmen schlagen die Christdemokraten die in Unna traditionell starken Sozialdemokraten. Die SPD kommt nur auf 23,7 Prozent – ein historisch schlechtes Ergebnis.

AfD in Unna auf Platz 3

Bei den Zweitstimmen belegt die AfD in Unna den dritten Platz. Auf Bundesebene ist es anders: Die CDU schneidet in der Stadt Unna genau so ab wie bundesweit. Die AfD aber wird im Bund zweitstärkste Kraft und lässt die SPD hinter sich. Doch auch in Unna legt die AfD um zehn Prozentpunkte zu. Nur fünf Prozentpunkte trennen die abgerutschten Sozialdemokraten von der erstarkten Rechtsaußenpartei.

Migration war Thema im Wahlkampf

Offensichtlich konnte die AfD unter anderem mit dem Thema Migration punkten und mobilisieren. Das sei im Wahlkampf deutlich spürbar gewesen, bestätigte Unnas SPD-Chef Sebastian Laaser. „Das war ein Thema bei den Menschen. Das muss man ganz klar sagen.“ Leider seien so wichtige Zukunftsthemen in den Hintergrund gerückt. Laaser nennt Rente, Gesundheit, Pflege und Klimaschutz. Das Wahlergebnis für die SPD „tut natürlich weh“, sei aber nach den Prognosen leider erwartbar gewesen.

Achtungserfolg für CDU-Mann

Der CDU-Kandidat Tilman Rademacher, der den Großteil des Wahlabends mit seinen Genossen im Unnaer Rathaus verbrachte, verlor das Rennen um das Direktmandat knapp an den Mandatsträger Oliver Kaczmarek (SPD). Teils war es sehr knapp: In der Stadt Unna holte der Bönener Rademacher sogar eine hauchdünne Mehrheit von nur 24 Stimmen. Dieses Ergebnis sei durchaus ein Erfolg, dafür dass er ein „Newcomer in der Arena“ war, lobte Beatrix Wieczorek, CDU-Vorsitzende in Unna. Dass die CDU bei den Zweitstimmen vorn liegt, sei „für uns sehr erfreulich“ in einer Gegend, die traditionell von der SPD geprägt sei.

Das starke AfD-Ergebnis stimme sie allerdings sehr nachdenklich, kommentierte Wieczorek. Eine wichtige Frage sei nun, „was wir in der nächsten Wahlperiode tun müssen, um Lösungen zu finden“. Sie sei gespannt, was das Erstarken der AfD für die Kommunalwahl bedeutet. „Ich würde mir wünschen, dass wir pragmatisch Entscheidungen finden können.“ Sie hoffe, dass die Politik in Unna die AfD nicht erforderlich macht.

Im Unnaer Rathaus verfolgten CDU-Kandidat Tilman Rademacher (4. v. r.) und seine Parteifreunde die Vorstellung der Hochrechnungen.
Im Unnaer Rathaus verfolgten CDU-Kandidat Tilman Rademacher (4. v. r.) und seine Parteifreunde die Vorstellung der Hochrechnungen. Gejubelt wurde nicht.© REHMEDIA Ray Heese

Grünen-Sprecherin selbstkritisch

Dass die Grünen unter den Ampel-Parteien am wenigsten verloren haben, sei „ein schwacher Trost“, sagte Unnas Parteisprecherin Regina Ranft am Wahlabend. Wohl auch dank des Unnaer Direktkandidaten Michael Sacher schnitten die Grünen auf Stadtebene besser ab als im Kreis. In der Kreisstadt verloren sie im Vergleich zu 2021 dennoch mehr als drei Prozentpunkte.

Es sei „besonders bitter, dass uns viele junge Leute verloren gegangen sind“, so Ranft. „Da hätten wir den Dialog besser führen müssen mit links orientierten jungen Wählern.“ Ebenso selbstkritisch wie die Verluste der Grünen bewertet Ranft das AfD-Ergebnis. Sie vermutet in der AfD-Wählerschaft „viele Menschen, die sich nicht mehr mitgenommen fühlen“. Auch auf diese Menschen hätte man frühzeitig zugehen müssen. „Da haben wir alle miteinander versagt. Das rächt sich jetzt.“

„Junge“ Linke legt zu

Bei der Linken im Kreis Unna ist man „sehr froh über das Ergebnis“, wie Nicolina Pruscini sagte, Kreissprecherin sowie Sprecherin für Unna, Schwerte, Fröndenberg und Holzwickede. Einen Mangel an jungen Menschen gibt es hier nicht – im Gegenteil. Es gebe „viele neue, junge GenossInnen“, die im Wahlkampf ganz viel geleistet hätten. Auch über Social Media habe man viele junge Menschen erreichen können, so Pruscini. Dies habe wohl auch dazu beigetragen, dass die Linke in Unna ihr Ergebnis im Vergleich zu 2021 verdoppeln konnte auf über 7 Prozent.

Mehr Jobs

Sie sind bereits registriert?
Hier einloggen