Deutsch-Israeli unter erschossenen Botschaftsmitarbeitern Hinweise auf politisches Motiv

Die Strafverfolgungsbehörden arbeiten am Tatort, nachdem zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington vor dem Capital Jewish Museum getötet wurden.
Nach Polizeiangaben skandierte der mutmaßliche Täter nach der Festnahme einen propalästinensischen Slogan („Free, free Palestine“). © Rod Lamkey/FR172078/AP/dpa
Lesezeit

Update 22.5., 13 Uhr: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) schrieb auf X: „Ich bin bestürzt über die Nachricht vom Mord an zwei Mitarbeitern der israelischen Botschaft in Washington.“ Derzeit müsse man von einem antisemitischen Motiv ausgehen. „Diese abscheuliche Tat verurteile ich auf das Schärfste.“ Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) sprach von einem „heimtückischen Mord“ und betonte: „Antisemitische Gewalt ist durch nichts zu rechtfertigen, Hass und Terrorismus haben keinen Platz in unseren Gesellschaften.“

Das israelische Generalkonsulat in München teilte mit, der getötete Deutsch-Israeli sei in Nürnberg aufgewachsen, bevor er nach Israel ausgewandert sei. Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, erklärte, der Mitarbeiter sei „nicht nur ein Kollege“ gewesen. Er habe ihn auch als seinen Master-Studenten an der Reichman-Universität in Israel kennengelernt: „aufgeweckt, neugierig, engagiert“. „Er war ein Christ, ein echter Israel-Liebhaber“, schrieb Prosor auf der Plattform X. Der Mann habe jüdisch-christliche Werte verkörpert, in der israelischen Armee gedient und sein Leben dem Staat Israel gewidmet.

Getöteter Botschaftsmitarbeiter war Deutsch-Israeli

Update 22.5., 11.17 Uhr: Der erschossene israelische Botschaftsmitarbeiter Yaron Lischinsky war auch deutscher Staatsbürger. „Das männliche Opfer hatte einen deutschen Pass“, hieß es aus Berliner Diplomatenkreisen. Zuvor hatten „Tagesspiegel“ und „Spiegel“ berichtet.

Auf seinem LinkedIn-Profil gab er an, er sei „stolz, sowohl Jerusalem als auch Nürnberg meine Heimat nennen zu können.“ Im Alter von 16 Jahren sei er nach Israel ausgewandert. Als Muttersprachen gibt er sowohl Deutsch als auch Hebräisch an.

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) in Berlin teilte mit, der erschossene Mann sei Gründungsmitglied des Jugendforums der Schwesterorganisation Israelisch-Deutsche Gesellschaft gewesen. Dieses vernetze junge Israelis und Deutsche miteinander. 2022 habe er eine Stelle an der israelischen Botschaft in Washington übernommen.

Der Präsident der DIG, Volker Beck, teilte weiter über den erschossenen Botschaftsmitarbeiter mit: „Wir erinnern an ihn als aufgeschlossenen, klugen und tief engagierten Menschen, dessen Interesse an den deutsch-israelischen Beziehungen und an Wegen zu friedlicher Koexistenz im Nahen Osten auf sein gesamtes Umfeld ausstrahlte.“

Tatverdächtiger festgenommen – Opfer ist ein junges Paar

Update 22.5., 8 Uhr: Ein 30 Jahre alter Mann aus Chicago wurde nach Polizeiangaben als Verdächtiger gefasst. Er soll nach der Festnahme einen propalästinensischen Slogan skandiert („Free, free Palestine“) haben.

Die Bundespolizei FBI untersucht den Fall als ein mögliches Hassverbrechen. Sowohl US-Präsident Donald Trump als auch Außenminister Marco Rubio schrieben in sozialen Medien von einem antisemitischen Hintergrund. US-Justizministerin Pam Bondi machte sich vor Ort ein Bild der Lage und sprach am späten Abend (Ortszeit) in einem Post von einem „schrecklichen Schusswaffenvorfall“.

Bei den zwei Getöteten handelte es sich nach Angaben des israelischen Botschafters Yechiel Leiter um ein junges Paar, das kurz vor der Verlobung stand. Der Mann habe in dieser Woche einen Ring gekauft und seiner Freundin in der kommenden Woche in Jerusalem einen Heiratsantrag machen wollen. „Sie waren ein schönes Paar, das gekommen war, um einen Abend in Washingtons kulturellem Zentrum zu genießen“, sagte der Botschafter.

Ob der mutmaßliche Schütze die beiden kannte oder in welcher Verbindung er zu ihnen stehen könnte, ist unklar. Laut Polizei näherte sich der Täter einer Gruppe von vier Personen und schoss dann auf die beiden. Nach den Schüssen betrat er demnach das Museum, wo er von privaten Sicherheitskräften festgenommen worden sei.

Generalstaatsanwältin Pam Bondi (M) geht zu ihrem Auto, während die Polizei den Tatort untersucht,
Generalstaatsanwältin Pam Bondi (M) geht zu ihrem Auto, während die Polizei den Tatort untersucht, nachdem zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington vor dem Capital Jewish Museum getötet wurden.© picture alliance/dpa/FR172078

Washington: Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft getötet

22.5., 6.27 Uhr: Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft sind in der Nähe des Jüdischen Museums in der US-Hauptstadt Washington getötet worden. Das teilte US-Heimatschutzministerin Kristi Noem auf der Plattform X mit. US-Justizministerin Pam Bondi schrieb auf X, dass sie vor Ort sei und es sich um einen „schrecklichen Schusswaffenvorfall“ handele. Zu den Hintergründen der Tat machten beide Ministerinnen zunächst keine Angaben.

Die Nachrichtenseite „Jewish Insider“ zitierte einen Augenzeugen, wonach der Schütze ein Tuch mit der Bezeichnung Kufiya getragen habe, das auch als Palästinensertuch bekannt ist. Er soll demnach „Free Palestine“ gerufen haben. Die israelische Nachrichtenseite „Ynet“ zitierte die Sprecherin der israelischen Botschaft in Washington mit der Aussage, dass die Botschaftsmitarbeiter „aus nächster Nähe erschossen wurden“.

Noem teilte weiter mit, man arbeite daran, mehr Informationen zu erhalten, die man weitergeben könne. „Bitte beten Sie für die Familien der Opfer.“ Man werde den Täter zu Rechenschaft ziehen.

Der Schusswaffenvorfall erfolgte vor dem Hintergrund des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Er hatte im Oktober 2023 mit einem Terrorangriff der Hamas auf Israel begonnen. Etwa 1.200 Menschen wurden dabei getötet und etwa 250 Menschen nach Gaza entführt. In dem Krieg wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bislang mehr als 53.300 Palästinenser im Gazastreifen getötet. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten und lässt sich unabhängig kaum überprüfen.

Israel steht wegen des militärischen Vorgehens und der furchtbaren humanitären Lage in dem weitgehend verwüsteten Küstenstreifen international stark in der Kritik.

dpa

Mehr Jobs

Sie sind bereits registriert?
Hier einloggen