
Arm in Arm, wie vertraute Freunde, stehen sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und der britische Premier Rishi Sunak auf dem Rollfeld gegenüber. Sunak fuhr am Mittwochmorgen den weiten Weg zum Flughafen Stansted im Norden Londons, um den Besuch persönlich zu empfangen. „Willkommen im Vereinigten Königreich, Präsident Selenskyj“, schrieb er auf Twitter und teilte ein Foto der Szene.
Nach einer Reise in die USA mit Zwischenstopp in Polen ist der Überraschungsbesuch des ukrainischen Präsidenten in Großbritannien erst dessen zweite öffentlich bekannte Auslandsreise seit Beginn des russischen Angriffskrieges vor knapp einem Jahr. „Ich bin heute in London, um dem britischen Volk persönlich für seine Unterstützung und Premierminister Rishi Sunak für seine Führungsrolle zu danken“, schrieb Selenskyj auf Instagram. In der Downing Street, wo der Präsident von Mitarbeitern mit Applaus begrüßt wurde, pries er die Beziehung seines Landes zu Großbritannien und hob die „große Unterstützung seit den ersten Tagen der Invasion“ hervor.
Selenskyj in Großbritannien
Bei einer Rede im britischen Parlament bedankte sich Selenskyj später für die Unterstützung Großbritanniens im Krieg. „London stand an der Seite Kiews vom ersten Tag an“, sagte Selenskyj. Er fügte hinzu, das Land habe alle Verbündeten vereint, als dies absolut unmöglich erschien. Explizit bedankte sich der Präsident dabei auch bei Ex-Premier Boris Johnson, der mehrfach in die Ukraine gereist und zu einem engen Partner Selenskyjs geworden war.
Der Präsident dankte mit Nachdruck für die britischen Waffenlieferungen und zeigte sich zuversichtlich mit Blick auf den Ausgang des Krieges: „Wir wissen: Die Freiheit wird gewinnen! Und wir wissen, dass dieser Sieg die Welt verändern wird. Es wird ein Sieg sein, den die Welt lange gebraucht hat.“
In der Hoffnung auf westliche Kampfjets bedankte sich Selenskyj noch vor einer Zusage bei Großbritannien für die Lieferung solcher Maschinen. „Danke im Voraus – für leistungsfähige englische Flugzeuge“, so Selenskyj. Dem Sprecher des britischen Unterhauses, Sir Lindsay Hoyle, überreichte Selenskyj den Helm eines ukrainischen Kampfpiloten mit der Aufschrift: „Wir haben die Freiheit. Gebt uns Flügel, sie zu beschützen.“ Er bitte daher um „Kampfflugzeuge für die Ukraine – Flügel für die Freiheit“, so der ukrainische Präsident.
Treffen mit König Charles, Scholz und Macron
Später wird Selenskyj zur Audienz mit König Charles III. im Buckingham-Palast und zu einem Besuch ukrainischer Rekruten, die in Großbritannien ausgebildet werden, erwartet.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der französische Präsident Emmanuel Macron werden nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Mittwochabend den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Paris treffen. Das Gespräch findet nach Selenskyjs Besuch in London statt.
Selenskyj will weiter nach Brüssel reisen
Am Donnerstag wird Selenskyj dann in Brüssel erwartet. Bereits am Montag hatte es aus dem Europäischen Parlament geheißen, dass es die „Wahrscheinlichkeit einer außerordentlichen Plenartagung in Anwesenheit des ukrainischen Präsidenten“ gebe. Am selben Tag treffen sich auch die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten in Brüssel zu einem Gipfel. Selenskyj sei eingeladen worden, persönlich an einem Gipfel teilzunehmen, sagte ein Sprecher von EU-Ratspräsident Charles Michel am Montagabend.
Die EU und ihre Mitgliedstaaten haben nach eigenen Angaben bislang knapp 50 Milliarden Euro für die Ukraine mobilisiert. Zudem wurden gegen Russland zahlreiche Sanktionen verhängt.
dpa
urn:newsml:dpa.com:20090101:230208-99-516378/3
urn:newsml:dpa.com:20090101:230208-99-516378/10