
21.5., 19 Uhr: Laut Polizei hatten die Männer die mit einem Stahlseil an einem Kran befestigte Transportgondel am Dienstagmittag bestiegen, um auf der Baustelle der Neckartalbrücke nach oben zu Arbeiten auf einem Brückenpfeiler befördert zu werden. Dann stürzte die Gondel aus großer Höhe ab, wie es hieß. Warum das Stahlseil riss, ist unklar, wie die Ermittler berichteten. Ein Sachverständiger sei hinzugezogen worden. Auch Zeugen würden befragt. Einem Polizeisprecher zufolge hing die Gondel nach derzeitigem Ermittlungsstand nur an dem einen Seil. Ob das den Vorschriften entsprochen habe, werde derzeit ermittelt.
Die Bauarbeiter, zwei Polen und ein Deutscher im Alter zwischen 40 und 46 Jahren, waren nach dem Absturz sofort tot. Die Baustelle ruht nach Worten der für die Brückenarbeiten verantwortlichen Firma Porr noch mindestens diese Woche.
Normalerweise bestünden solche Stahlseile aus Kohlenstoffstahl, also korrosionsempfindlichem und damit nicht rostfreiem Stahl, sagte Thomas Ummenhofer, Professor für Stahl- und Leichtmetallbau am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Prüfingenieur für Bautechnik. Sie seien aus einzelnen Strängen, Litzen genannt, aufgebaut. Man müsse nun beispielsweise schauen, ob diese vorher schon beschädigt gewesen seien. Details zum Fall in Horb kenne er aber nicht.
Wenn Stahlseile reißen, könnte zum Beispiel eine Überbeanspruchung des Materials oder unsachgemäße Lagerung die Ursache sein. Zunächst werde ein solches Seil mit bloßem Auge begutachtet und dann mikroskopisch untersucht. Entsprechende Gutachten dauerten Monate, sagte Ummenhofer, der auch selbst als Gutachter arbeitet.
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) legte gemeinsam mit Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder (CDU) und Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger (CDU) bei strömendem Regen am Mittwoch Blumen in unmittelbarer Nähe des Unglücksortes nieder. Dort lagen bereits viele Blumen, auch Kerzen brannten. Die Notfallseelsorger hatten den Platz auf einer Wiese zum Gedenken eingerichtet.
Tote Bauarbeiter zwischen 40 und 46 Jahre alt
21.5., 11.45 Uhr: Die beim Absturz ums Leben gekommenen drei Bauarbeiter waren nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft zwischen 40 und 46 Jahre alt.
Überladen war die Gondel bisherigen Erkenntnissen der Polizei zufolge nicht. Es handele sich um eine Personentransportgondel. „Die Nutzung durch drei Personen entsprach den Vorgaben“, sagte ein Polizeisprecher. Weitere Details – etwa für wieviele Personen insgesamt die Gondel ausgelegt war – wurden nicht genannt. Laut Staatsanwaltschaft wurde der Unglücksort inzwischen freigegeben. Alle Spuren seien gesichert worden.
Gondelabsturz in Horb am Neckar: Stahlseil gerissen
21.5., 10.50 Uhr: Vor dem Absturz der Gondel auf einer Großbaustelle im baden-württembergischen Horb am Neckar mit drei Toten ist das Seil gerissen, an dem die Arbeitsgondel hing. „Es gibt ein gerissenes Seil, an dem die Gondel befestigt war“, sagte ein Sprecher der Polizei. Weitere Details wurden nicht genannt. Derzeit würden mehrere Zeugen und Augenzeugen befragt.
Zum genauen Alter der Opfer und dazu, ob sie obduziert würden, konnten Staatsanwaltschaft und Polizei auch einen Tag nach dem Unglück zunächst nichts sagen. Die Männer seien mittleren Alters, so der Polizeisprecher.
Wie lange die komplette Baustelle ruht, konnte das Regierungspräsidium Karlsruhe nicht sagen. Für den Mittag wurden am Unglücksort Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder und Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger erwartet.
Ursachensuche nach Gondelunglück läuft
21.5., 7.03 Uhr: Nach dem Absturz einer Arbeitsgondel auf einer Brückenbaustelle in Horb am Neckar mit drei toten Bauarbeiter läuft die Ursachensuche. „Es ist ein komplexes Ermittlungsverfahren“, sagte ein Polizeisprecher. Ob die Leichen der Bauarbeiter obduziert werden, müsse die Staatsanwaltschaft entscheiden. „Prinzipiell kann das erfolgen.“
Die Polizei will nicht nur Augenzeigen befragen, wie ein Polizeisprecher erklärte. Auch weitere Mitarbeiter und Menschen, die mit der Baustelle zu tun hatten, wie Behörden, sollen vernommen werden.
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. „Dies ist ein fürchterlicher Unfall. In Gedanken bin ich bei den Angehörigen der Verunglückten“, sagte er. Er dankte zudem den Notfallseelsorgern vor Ort. „Auch für die Kolleginnen und Kolleginnen an der Baustelle in Horb ist das nur schwer zu verkraften.“
Tödlicher Gondelabsturz auf Baustelle
20.5., 19.30 Uhr: Beim Absturz einer Brückenbaugondel auf einer der größten Baustellen Baden-Württembergs in Horb am Neckar sind drei Arbeiter ums Leben gekommen. Die Männer waren mit der Gondel an der Neckartalbrücke im Einsatz, als sie aus großer Höhe abstürzten. Für sie kam jede Hilfe zu spät.
Die Polizei in Pforzheim bestätigte den tragischen Vorfall. Die genaue Ursache sei bislang unklar, sagte ein Sprecher. Die Staatsanwaltschaft Rottweil habe ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Zuvor hatte der „Schwarzwälder Bote“ berichtet.
Bauarbeiter starben noch am Unfallort
Notfallseelsorger und Rettungskräfte fuhren zum Unglücksort. Der Unfall ereignete sich laut Polizei am Dienstagmittag. Die drei Bauarbeiter waren laut Feuerwehr schon beim Eintreffen der Rettungskräfte nicht mehr am Leben.
„Es konnte nur noch der Tod festgestellt werden“, sagte der Sprecher der Feuerwehr in Horb am Neckar, Jan Straub. Die Gondel mit den Arbeitern sei aus großer Höhe abgestürzt. Die Brückenbaustelle sei zwischen 40 und 100 Meter hoch. Man habe die Feuerwehr um kurz nach 12.30 Uhr alarmiert. Sieben Fahrzeuge und 30 Einsatzkräfte seien vor Ort gewesen.
Arbeitsgondel riss ab
Die Arbeitsgondel, in der sich die drei Arbeiter befanden, war an einem Kran befestigt. Laut einem Polizeisprecher habe sich die Gondel vom Kran gelöst. Wie dies genau passierte, werde jetzt untersucht.
„Wir erheben alle subjektiven und objektiven Beweismittel, um zu klären, weshalb es zu diesem Unfall kam“, sagte Polizeisprecher Benjamin Koch. In Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft werde auch ein Gutachter herangezogen. In die Ermittlungen sei auch die Kriminalpolizei involviert.
Die Großbaustelle an der Hochbrücke, einem der größten Infrastrukturprojekte im Land, wurde unmittelbar nach dem Unfall zunächst für mindestens einen Tag stillgelegt.
Landesregierung tief erschüttert
Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder, Landrat Klaus Michael Rückert und Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger zeigten sich tief erschüttert. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es: „Es macht uns tief betroffen, dass heute drei Menschen bei einem furchtbaren Unfall ums Leben gekommen sind. Das ist einer der schwersten Arbeitsunfälle, den es je auf einer Straßenbaustelle im Land gegeben hat.“
Die Tragik sei schwer zu fassen. „Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen der Opfer. Wir danken den Rettungskräften für ihren Einsatz. Aufzuklären, wie es zu dem Unfall kommen konnte, ist jetzt Aufgabe der Ermittlungskräfte.“
Rosenberger war direkt nach dem Unglück vor Ort. Der Verkehrsminister möchte zusammen mit der Regierungspräsidentin am Mittwoch an der Unglücksstelle der Opfer gedenken.
Brücke soll bis zu 90 Meter hoch werden
Die Hochbrücke ist Teil eines umfangreichen Straßenbauprojekts. Sie soll künftig den Verkehr auf der Bundesstraße 32 über das Neckartal führen. Bisher führt die Bundesstraße ins Tal hinunter und durch die Innenstadt von Horb.
Nach Angaben des Regierungspräsidiums Karlsruhe soll die Brücke 2.100 Meter lang werden und bis zu 90 Meter hoch sein. Die Verkehrsfreigabe war demnach bis voraussichtlich 2028 geplant.
Horb am Neckar liegt rund 50 Kilometer südlich der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart im Landkreis Freudenstadt. Die Stadt hatte 2023 rund 25.700 Einwohner.
dpa