
Wer Strafzettel aus dem Ausland bekommt, sollte sich vorsehen. Sie können echt sein oder täuschend echt aussehen – und gefälscht sein. Wie die „Mallorca Zeitung“ berichtet, erhielten Kundinnen und Kunden des Mietwagenanbieters Goldcar auf Mallorca gefälschte Strafzettel wegen angeblicher Geschwindigkeitsüberschreitungen.
Die Betrugsmasche ist besonders perfide, da sie auf echten Kundendaten basiert und sehr professionell aussieht. Eine deutsche Familie aus Trier konnte dem Betrugsversuch gerade noch entgehen. Wir verraten, was hinter der Masche steckt und wie sich Reisende schützen können.
Betrugsmasche mit gefälschtem Strafzettel: Familie soll 200 Euro zahlen
Die Familie erhielt nach ihrem Aufenthalt auf Mallorca einen angeblichen Strafzettel von der spanischen Verkehrsbehörde DGT. Vorgeworfen wurde ein Tempoverstoß – 76 Kilometer pro Stunde bei erlaubten 50 Kilometern pro Stunde – mit einem Mietwagen von Goldcar. Dafür sollte die Familie laut der „Mallorca Zeitung“ eine Geldstrafe von 200 Euro zahlen.
Alle Angaben auf dem Bescheid waren korrekt: Mietwagenanbieter, Name, Ausweisnummer, Kennzeichen, Führerscheindaten und der Zeitraum, in dem sie den Mietwagen gebucht hatten. Es gab jedoch Anzeichen dafür, dass der Strafzettel nicht echt sein konnte.
Woran fiel der Betrug auf?
Die Familie war an dem genannten Tag, an dem sie angeblich mit dem Mietwagen geblitzt worden war, gar nicht mit dem Auto unterwegs gewesen. Zudem existiert die angegebene Straße M-404 auf Mallorca nicht. Das Foto des Verstoßes war unscharf, das Kennzeichen nicht erkennbar – unüblich für echte DGT-Strafzettel.
Es fehlte außerdem die gesetzliche Option, bei schneller Zahlung nur die Hälfte der Strafe zu zahlen. Das zählt zu den skurrilen Regeln bei Strafzetteln in Spanien. Wer die Strafe innerhalb von 20 Tagen begleichen will, muss nur 50 Prozent zahlen. Diese Regel gilt, sobald der Strafzettel von der Polizei überreicht oder zugestellt wurde.
Weitere Fälle im Internet aufgetaucht
In Onlineforen wie Reddit meldeten sich mittlerweile weitere Goldcar-Kundinnen und ‑Kunden mit identischen Schreiben. Auch dort war stets die nicht existierende Straße M-404 genannt und das Tempo identisch.
Spanische Verkehrsbehörde bestätigt Betrugsmasche
Die spanische Verkehrsbehörde DGT bestätigte, dass es sich um einen Betrugsfall handelt. Die Betroffenen vermuten ein Datenleck bei Goldcar, möglicherweise durch interne Datenweitergabe. Der Mietwagenanbieter bestreitet das. „Wir sind uns des Problems bewusst, was lediglich eine sehr kleine Zahl von Kunden auf Mallorca betroffen hat“, sagte ein Sprecher gegenüber der „Mallorca Zeitung“.
Kundinnen und Kunden, die irrtümlich gezahlt haben, erhielten laut Goldcar ihr Geld zurück, berichtet die „Mallorca Zeitung“ weiter.
Eine Sprecherin der Europcar Mobility Group, deren drei Hauptmarken Goldcar, Europcar und fox rent a car sind, verwies auf Nachfrage des reisereporters auf laufende Ermittlungen und bat um Verständnis, dass derzeit keine weiteren Informationen veröffentlicht werden können.
Strafzettel nach Spanien-Urlaub: Das sollten Reisende beachten
Wer einen Strafzettel aus dem Ausland erhält, sollte:
- Niemals vorschnell zahlen!
- Den Straßennamen prüfen
- Auf die Zahlungsoptionen achten
- Auf die Qualität des Blitzerfotos achten
- Im Zweifel bei der DGT oder lokalen Polizei nachfragen
RND