Ein Überblick Wie die Welt auf die US-Angriffe im Iran reagiert

Bundeskanzler Friedrich Merz (r, CDU) sitzt mit Giorgia Meloni, Ministerpräsidentin von Italien, beim Gipfeltreffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft zusammen
Bundeskanzler Friedrich Merz (r, CDU) sitzt mit Giorgia Meloni, Ministerpräsidentin von Italien, beim Gipfeltreffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft zusammen. Beide fordern diplomatische Lösungen. © picture alliance/dpa
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Mit einem massiven Luftangriff auf drei iranische Atomanlagen hat die US-Regierung sich in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingeschaltet und damit eine neue Eskalationsstufe gezündet. Die Weltgemeinschaft ist in Alarmbereitschaft versetzt. Ein Überblick über die wichtigsten Reaktionen.

Nach Angaben von US-Verteidigungsminister Pete Hegseth waren die Angriffe ein „unglaublicher und überwältigender Erfolg“. Es seien kraftvolle und gezielte Angriffe gewesen, sagte er vor Journalisten. Kein anderes Militär der Welt hätte dies leisten können. Fordo sei das Hauptziel gewesen. Der Angriff habe sich nicht gegen das iranische Volk oder die iranischen Streitkräfte gerichtet. Hegseth wiederholte auch US-Präsident Donald Trumps Warnung, dass das US-Militär „schnell und entschlossen“ reagieren würde, falls es nun Angriffe auf US-Ziele in der Region geben sollte.

Irans Außenminister: USA verstehen nur Sprache der Gewalt

Irans Außenminister Abbas Araghtschi sieht nach den US-Angriffen auf iranische Atomanlagen kaum Raum für Diplomatie. „Sie verstehen nur die Sprache der Drohung und der Gewalt“, sagte Araghtschi in Istanbul vor Journalisten. Die Tür zur Diplomatie sollte immer offen gehalten werden, „doch das ist derzeit nicht der Fall“. Iran müsse auf der Grundlage seines „legitimen Rechts auf Selbstverteidigung“ reagieren, so Araghtschi. Die USA hätten die Diplomatie verraten. Der Minister warf den USA vor, mit dem Angriff eine schwerwiegende Verletzung der UN-Charta, des Völkerrechts und des Atomwaffensperrvertrags begangen zu haben.

Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog hat die Angriffe als mutigen Schritt begrüßt. „Trump hat eine historische Entscheidung getroffen, die die Zukunft des Nahen Ostens zweifelsohne verändern wird“, zitierte ihn die Nachrichtenseite „ynet“ bei dem Besuch eines nach Angriffen des Irans zerstörten Gebäudes in Tel Aviv. Trumps Entscheidung sei historisch und ziele darauf ab, „uns und die ganze Welt von der nuklearen Bedrohung zu befreien“, sagte Herzog weiter.

Merz und von der Leyen drängen auf diplomatische Lösung

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dringt auf eine diplomatische Lösung. „Jetzt ist der Moment für den Iran gekommen, sich auf eine glaubwürdige diplomatische Lösung einzulassen“, schrieb von der Leyen auf der Plattform X. „Der Verhandlungstisch ist der einzige Ort, um diese Krise zu beenden.“ Die Achtung des Völkerrechts sei von entscheidender Bedeutung. „Der Iran darf niemals in den Besitz der Bombe gelangen“, schrieb sie.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) forderte den Iran dazu auf, „sofort Verhandlungen mit den USA und Israel aufzunehmen und zu einer diplomatischen Lösung des Konflikts zu kommen“. Das teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius am Sonntag mit.

Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU) forderte angesichts der Lage direkte Friedensgespräche zwischen dem Iran, den USA und Israel. „Wir versuchen, jede Möglichkeit der Diplomatie zu nutzen, um hier zu einer Lösung des Konfliktes zu kommen“, sagte der CDU-Politiker dem ARD-Hauptstadtstudio.

Starmer: Iran muss an Verhandlungstisch zurückkehren

Auch die britische Regierung hat den Iran zur Rückkehr zu Verhandlungen aufgerufen. „Das Atomprogramm des Irans stellt eine ernste Bedrohung für die internationale Sicherheit dar“, erklärte der britische Premier Keir Starmer am Morgen auf der Plattform X. Dem Iran dürfe niemals gestattet werden, eine Atomwaffe zu entwickeln, und die USA hätten Maßnahmen ergriffen, um diese Bedrohung einzudämmen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat nach den US-Angriffen auf iranische Atomanlagen mit Irans Präsident Massud Peseschkian gesprochen. „Nach den Schlägen in der Nacht habe ich zur Deeskalation aufgerufen und dazu, dass der Iran in diesem gefährlichen Kontext äußerste Zurückhaltung übt, um eine Rückkehr zum diplomatischen Weg zu ermöglichen“, sagte Macron.

Auch Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni setzt auf eine diplomatische Lösung. „Italien wird sich weiter dafür einsetzen, die Parteien an den Verhandlungstisch zu bringen“, schrieb sie auf X.

China verurteilt US-Angriff auf Iran

China hat den US-Angriff auf iranische Atomanlagen „scharf verurteilt“. Das Pekinger Außenministerium rief die Konfliktparteien, „insbesondere Israel“, dazu auf, das Feuer einzustellen, die Zivilbevölkerung zu schützen und den Weg für Dialog und Verhandlungen zu öffnen.

Auch Russland hat die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen „entschieden verurteilt“. Die „verantwortungslose Entscheidung“ der USA den Iran zu bombardieren, verstoße gegen das Völkerrecht und die Charta der Vereinten Nationen, teilte das russische Außenministerium in Moskau mit. Der UN-Sicherheitsrat müsse darauf reagieren.

Hisbollah und Huthi zurückhaltend

Die Arabische Liga warnte vor einer „endlosen Spirale der fortwährenden Gewalt“. Der Golfkooperationsrat mahnte, das Eingreifen der USA werde „die Spannungen verschärfen und die Sicherheit sowie Stabilität in der Region beeinträchtigen“.

Auffällig war die Zurückhaltung der Verbündeten des Irans im Libanon und dem Jemen. Von konkreten Drohungen sahen die verbliebenen Teile der einst als schlagkräftig geltende „Achse des Widerstands“ weitgehend ab. „Die iranische Seite verteidigt sich lediglich selbst und verfügt über Fähigkeiten dazu“, hieß es aus Hisbollah-Kreisen im Libanon. Die proiranische Huthi-Miliz im Jemen verurteilte die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen als „brutale und feige Aggression“.

Golfstaaten fordern Deeskalation

„Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, unter diesen äußerst sensiblen Umständen ihre Bemühungen zu verdoppeln, um eine politische Lösung zu erreichen, die ein Ende der Krise ermöglicht und eine neue Phase der Sicherheit und Stabilität in der Region einleitet“, teilte das Außenministerium von Saudi-Arabien mit.

Auch andere Golfstaaten riefen zu einem Ende der bewaffneten Auseinandersetzungen auf. Alle militärischen Operationen müssten sofort eingestellt und die diplomatischen Kanäle wieder geöffnet werden, betonte das katarische Außenministerium. Die aktuellen Entwicklungen könnten katastrophale Folgen haben.

Warnung vor Abgleiten in Chaos

Das Sultanat Oman, das zuletzt bei den festgefahrenen Atomverhandlungen zwischen den USA und Iran als Vermittler fungiert hatte, bezeichnete die US-Angriffe als „rechtswidrige Aggression“, die eine Ausweitung des Konflikts riskiere. Betont wurde auch das legitime Recht Irans, nukleare Programme zu friedlichen Zwecken zu entwickeln.

Das bevölkerungsreichste arabische Land, Ägypten, zeigte sich äußerst besorgt, wie es in einer Erklärung des Außenministeriums hieß. Die jüngsten Ereignisse im Iran gefährdeten sowohl den regionalen, als auch den internationalen Frieden. Weitere Aktionen könnten die Region in Chaos stürzen, mahnte Kairo.

Irans Nachbarland Irak betonte, Kriege hinterließen nichts als Zerstörung. Jordanien forderte gemeinschaftliche Anstrengungen, um eine Eskalation aufzuhalten.

Modi spricht mit Präsident des Irans

Der indische Premierminister Narendra Modi hat mit Irans Präsident Massud Peseschkian gesprochen. Er habe dabei seine tiefe Besorgnis über die Eskalation der Lage im Iran zum Ausdruck gebracht, schrieb Modi auf der Plattform X. „Wir haben unseren Aufruf zur sofortigen Deeskalation, zum Dialog und zur Diplomatie als Weg nach vorn sowie zur baldigen Wiederherstellung von Frieden, Sicherheit und Stabilität in der Region bekräftigt.“

Die pakistanische Regierung verurteilte die US-Angriffe. Erst am Samstag hatte die Atommacht Pakistan – ein Nachbarland des Iran – verkündet, US-Präsident Donald Trump wegen seiner Vermittlung im Konflikt zwischen Indien und Pakistan für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen. „Wir bekräftigen, dass diese Angriffe gegen alle Normen des Völkerrechts verstoßen, und dass der Iran gemäß der UN-Charta das legitime Recht hat, sich zu verteidigen“, hieß es nun vom Außenministerium in Islamabad.

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