76 Tote bei Hotel-Brand in türkischem Skigebiet Kritik an Brandschutz - 15-köpfige Familie tot

Der Brand in dem Hotel brach in der Nacht aus. (Foto aktuell)
Der Brand in dem Hotel brach in der Nacht aus. (Foto aktuell) © IHA/AP/dpa
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Update 22.1., 15.25 Uhr: Vorwürfe mehren sich, dass der Brandschutz vernachlässigt wurde. Augenzeugen berichteten türkischen Medien übereinstimmend, dass etwa der Feueralarm nicht funktionierte und es keine Feuerlöscher gegeben habe. Die Feuerwehr musste zudem erst vom rund 40 Kilometer entfernten Stadtzentrum im nordwesttürkischen Bolu zu dem in den verschneiten Bergen liegenden Hotel anrücken.

Die größte Oppositionspartei CHP warf der islamisch-konservativen Regierung vor, im Jahr 2012 Brandschutzvorgaben gelockert zu haben. Sie kritisierte in einer Anfrage an das Tourismusministerium, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, zudem, dass in dem Hotel keine Sprinkleranlage eingebaut war, obwohl dies Pflicht sei. Dadurch habe sich das Feuer schneller ausbreiten können und zu höheren Opferzahlen geführt. Das Tourismusministerium äußerte sich auf Anfrage der dpa zunächst nicht zu den Vorwürfen. Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy hatte bereits am Dienstag die Verantwortung der Regierung zurückgewiesen und sah die lokale Feuerwehr in der Pflicht. Auch Vorwürfe, dass es keine Feuertreppen gegeben habe, wies der Minister zurück.

Nach und nach wird mehr über die Todesopfer bekannt. Darunter war etwa eine 15-köpfige Familie – eine Mitarbeiterin der halbstaatlichen Fluggesellschaft Turkish Airlines mit ihren 14 Angehörigen, wie die Airline der dpa bestätigte. Auch eine 24-Jährige entkam den Flammen nicht. Die Behörden informierten ihren Vater, der aus dem 1.200 Kilometer weit entfernten Mardin anreiste, um die sterblichen Überreste seiner Tochter in Empfang zu nehmen. Überwältigt von dem Verlust seiner Tochter, habe der Mann vor dem Krankenhaus, in dem die Autopsie durchgeführt wurde, einen Herzinfarkt erlitten. Der Vater wurde vor Ort ärztlich versorgt.

Die Arbeiten am Ort des Unglücks gingen unterdessen weiter. Die Katastrophenschutzbehörde Afad und die Feuerwehr durchkämmten das Hotel erneut, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Weil in dem Gebäude vor allem Holz verbaut wurde, bestehe Einsturzgefahr. Das Dach des zwölfstöckigen Hotels sei stark beschädigt und der Sportbereich im unteren Stockwerk vollständig abgebrannt.

Erdogan verhängt einen Tag Staatstrauer

Update 21.1., 21.45 Uhr: Die Zahl der durch einen Brand in einem türkischen Skihotel Getöteten steigt auf mindestens 76. Das sagte der türkische Innenminister Ali Yerlikaya. Bisher seien 52 Tote identifiziert, sagte Yerlikaya und sprach von „Landsleuten“. Die Sucharbeiten seien nun abgeschlossen.

Nach Angaben des Gouverneurs starben zwei Menschen, nachdem sie aus dem Fenster gesprungen waren. Die Lösch- und Kühlarbeiten hatten bis zum Abend angehalten. Die Brandursache ist noch unklar, eine Ermittlung wurde eingeleitet. Die Rundfunkbehörde verhängte eine Nachrichtensperre – lokale Medien müssen sich damit nur an öffentliche Verlautbarungen halten.

In der Türkei sind zurzeit Schulferien. Das Skigebiet Kartalkaya ist ein beliebtes Ziel bei Winterurlaubern. Bisher wurden laut Yerlikaya neun Menschen festgenommen, darunter der Besitzer des Hotels. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verkündete am Abend einen Tag Staatstrauer wegen der Katastrophe.

Gäste versuchten sich zu retten

Update 21.1., 13.29 Uhr: Bei einem Hotelbrand in einem türkischen Skigebiet sind 66 Menschen getötet worden. 51 weitere seien verletzt worden, sagte der türkische Innenminister Ali Yerlikaya. „Wir sind sehr bestürzt“, sagte der Minister. 238 Gäste hätten in dem Hotel in der Provinz Bolu übernachtet, in dem in der Nacht ein Feuer ausbrach.

Der Brand ist mittlerweile unter Kontrolle. Einsatzkräfte vor Ort seien weiter mit „Abkühlarbeiten“ beschäftigt, so Yerlikaya. Das Hotel ist an einen Hang gebaut, darum habe man nicht von allen Seiten löschen können. Bilder zeigten ein schwarz verkohltes Gebäude.

Auf Videos vom Morgen war zu sehen, wie Menschen versuchten, sich mit aneinander geknüpften Bettlaken aus den Fenstern zu retten. Ein Augenzeuge berichtete der Zeitung „Hürriyet“, wegen starkes Rauchs habe man die Treppen zum Notausgang kaum finden können. Nach Angaben des Gouverneurs starben zwei Menschen, nachdem sie aus dem Fenster gesprungen waren.

Türkei: Hotel-Brand in Skigebiet

Erstmeldung: Bei einem Brand in einem Hotel in einem Skiresort im Nordwesten der Türkei sind mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. 32 weitere seien bei dem Feuer in der Provinz Bolu verletzt worden, teilte der türkische Innenminister Ali Yerlikaya auf der Plattform X mit.

Der Brand war nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu in der Nacht aus noch ungeklärten Gründen ausgebrochen.

30 Feuerwehrautos und 28 Rettungswagen seien zum Einsatzort geschickt worden. Bilder zeigten, wie das Dach und die oberen Stockwerke brannten. Eine Reporterin des Senders CNN Türk sagte, starker Wind erschwere die Löscharbeiten. Auch am Morgen kämpften die Einsatzkräfte weiter gegen die Flammen.

Menschen versuchen, sich selbst zu retten

Der Sender NTV berichtete, die Fassade des Hotels bestehe aus Holz – deshalb habe sich das Feuer besonders schnell ausbreiten können. Auf Videos war zu sehen, wie Menschen in der Nacht versuchten, sich mit aneinander geknüpften Bettlaken selbst aus den Fenstern zu retten.

Ein Augenzeuge berichtete der Zeitung „Hürriyet“, er habe beobachtet, wie Menschen aus dem Fenster gesprungen seien. Durch die starke Rauchentwicklung habe man die Treppen zum Notausgang kaum finden können. Nach dem Bericht der Zeitung war das Hotel voll belegt – 234 Menschen hätten dort übernachtet.

In der Türkei sind zurzeit Schulferien. Das Skigebiet Kartalkaya in der Provinz Bolu ist bei Einheimischen beliebt.

dpa

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