
Das Christliche Klinikum Unna ist als „Babyfreundliches Krankenhaus“ zertifiziert. Dr. Marija Golka, leitende Oberärztin der Geburtsklinik in Unna und Anja Wulf, Hebamme, Stillberaterin IBCLC (International Board Certified Lactation Consultant, international geschützter Titel für examinierte Still- und Laktationsberaterinnen), sagen im Interview, was für einen optimalen Start ins Leben wichtig ist.

Was zeichnet ein zertifiziertes babyfreundliches Krankenhaus aus?
Marija Golka: Seit 2009 arbeiten wir nach dem Konzept der „Babyfreundlichen Krankenhäuser“ der WHO und sind in diesem Jahr wieder re-zertifiziert worden. Wir erfüllen die B.E.St.®-Richtlinien, Bindung, Entwicklung und Stillen, und ermöglichen so ein positives Geburtserlebnis und dem Kind einen optimalen Start.
Warum sollten sich werdende Eltern für eine Geburt am Christlichen Klinikum entscheiden?
Marija Golka: Wir begleiten werdende Eltern auf ihrem Weg hin zur Geburt, begleiten sie durch die Geburt und bieten Unterstützung in der Zeit danach an. Unser primäres Ziel ist es, dem Kind einen guten Start ins Leben zu ermöglichen und die Bindung zwischen Eltern und Kind von Anfang an zu fördern. Darauf sind alle Abläufe soweit wie möglich ausgerichtet.
Da nicht jede Geburt gleich verläuft und unproblematisch ist, sind wir auch auf die Situationen, wo medizinisches Know-how gefragt ist, gut vorbereitet.
Warum ist es so wichtig, dass die enge Eltern-Kind-Beziehung schon gleich nach der Geburt einsetzt?
Marija Golka: Der Haut-zu-Haut-Kontakt hilft dem Neugeborenen bei der Wärmestabilisierung. Die Oxytocinausschüttung, die bei Mutter und Kind dann stattfindet, führt zur Stressreduktion.
Die Erfahrungen, die das Kind direkt nach der Geburt macht, „Sicherheit, Wärme, Geborgenheit“ werden abgespeichert, prägen sich ein und bilden das Fundament für sein Urvertrauen und soziale Kompetenz.
Wie gelingt es, den Eltern so viel persönlichen Freiraum wie möglich zu lassen, aber auch so viel medizinische Sicherheit wie nötig zu geben?
Marija Golka: Die Geburt ist ein natürlicher und sehr komplexer Prozess, in den man bei physiologischem Verlauf nicht eingreifen muss. Für die Eltern ist die Geburt eine Grenzerfahrung. Dabei hat jeder Mensch andere Erwartungen und Vorstellungen von einer Geburt.
Wir beurteilen den Verlauf aus medizinischer Sicht und helfen, wenn Mutter, Vater oder Kind einer Hilfestellung bedürfen, unter Beachtung der besonderen Verletzlichkeit der Familie im Kreißsaal und in der Zeit danach.
Für das Geburtshilfeteam ist es eine Kernaufgabe und eine Kunst, hier kompetent und zugewandt eine Balance zu finden zwischen den Erwartungen der Eltern und den sich ergebenden medizinischen Notwendigkeiten. Das Einbeziehen der Eltern in medizinische Entscheidungen ist eine wichtige Maßnahme, sofern persönliche Freiräume eingeengt werden müssen.
Auf das Stillen wird am Christlichen Klinikum viel Wert gelegt. Warum ist Stillen so wichtig?
Anja Wulf: Die Muttermilch hat sehr viele gute Inhaltsstoffe, die die Gesundheit des Babys langfristig fördern. Es geht nicht nur um die Nahrung, sondern das Baby sieht, hört, fühlt und schmeckt die Mama bei jedem Stillen, so dass es immer ein intensiver Kontakt ist.
Die Mutter hat auch viele positive Effekte durch das Stillen, wie zum Beispiel Rückbildung der Gebärmutter sowie geringeres Risiko an Ostheoporose und an den weiblichen Geschlechtsorganen zu erkranken.

Wie unterstützen Sie Mütter beim Stillen?
Anja Wulf: Wir beraten die Frauen und Paare in der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit. Da der Anfang des Stillens besonders wichtig ist, ist das ganze Team geschult, diese sensible Zeit stillfreundlich zu begleiten. Die Stillberaterin kümmert sich ausschließlich darum, dass die Eltern möglichst viel zum Stillen erfahren, so dass sie mit einem guten Gefühl entlassen werden.
Was raten Sie Mütter, bei denen das Stillen nicht auf Anhieb funktioniert?
Anja Wulf: Da viele Frauen nur wenige Tage bei uns sind, ist die weitere Unterstützung zuhause wichtig. Wir empfehlen zum Beispiel, dass die Babys anfangs keinen Schnuller oder ein Fläschchen bekommen, sondern das Trinken an der Brust zunächst verinnerlichen.
Die Hebamme berät die Familie nach dem Krankenhaus, wenn es Probleme gibt. Hat eine Frau keine Hebamme für die Nachsorge, können die Frauen selbstverständlich weiterhin zu uns ins FamilienForum zur Betreuung kommen.
Aber nicht immer klappt das Stillen…
Anja Wulf: Frauen, die nicht stillen möchten oder dürfen, sind genauso willkommen. Sie bekommen ausführliche Informationen über das natürliche Abstillen, Bonding, die Zubereitung der Säuglingsnahrung sowie die Unterschiede der Produkte.
Kontakt:
Christliches Klinikum Unna | MITTE
Obere Husemannstraße 2
59423 Unna
geburtshilfe@hospitalverbund.de