Als Ende 2022 die konkreten Pläne von TenBrinke veröffentlicht wurden, gab es im Rahmen des Bebauungsplansverfahren einen Ortstermin mit der Stadt und Vertretern von TenBrinke weil die versiegelte Parkplatzfläche bis an die vorhandenen Wohnbebauung reichte und damit erhebliche Beeinträchtigungen für die vorhandene Wohnbebauung entstand.
Der Bewohnereinwand, dass die vollständiger Versiegelung der 6000 Quadratmeter Grundstücksfläche nicht dem aktuellen Klimagutachten der Stadt entspricht, wurde von der Vertreterin von Ten Brinke mit dem Hinweis kommentiert: „Das das Klimagutachten ja nicht für Innenstädte gilt“ (Wofür dann?). Weder der Bürgermeister noch der damalige Baudezernent haben dieser Äußerung widersprochen. Im Ergebnis wurde der Bebauungsplan geringfügig mit etwas mehr Abstand zur vorhandenen Wohnbebauung geändert, ansonsten blieb es bei der Schlichtarchitektur mit lila Farbe.
Im August 2023 hat der Architekturstudent Tobias Teschner eine Studienarbeit als Alternativentwurf für die Wahrung des Stadbildes und der ökologischen Verbesserung vorgelegt über die auch in den Ruhr Nachrichten berichtet wurde. Darin wurden die prägenden Fassadenelemente der 105 Meter Kreisstraße durch einen erforderlichen Neubau ebenso berücksichtigt wie die Wahrung des Klimaschutzes durch 1000 Quadratmeter Freifläche durch Errichtung eines Parkdecks statt totaler Versiegelung. Außerdem sollten über die Discounter kleine Läden zur Kreisstraße das Stadtbild attraktiver machen.
Der Entwurf wurde der Stadt, allen Fraktionen, den Investoren und Mietern zugestellt ohne das es eine positive Reaktion drauf gab. Einige Ratsvertreter der kleinen Parteien haben sich dann doch über die genaue Planung und das wirtschaftliche Konzept informiert. Von den beiden großen Parteien gab keine Rückmeldung beziehungsweise Abwiegelungen, dass doch schon alles in trocknen Tüchern sei.
Im Herbst 2023 habe ich im Gespräch mit dem Bürgermeister nochmal darauf hingewiesen, dass TenBrinke Schwierigkeiten haben wird, das Konzept umzusetzen, und dass man bei Zeiten Alternativen wie zum Beispiel die Planung von Tobias Teschner überprüfen sollte.
Die sinngemäße Reaktion war: „Das hat ja noch Zeit, und wir dürfen den Investor nicht verärgern.“ Keine gute Haltung, wenn man bedenkt, das die Stadt die Pflicht und das Recht hat, für eine qualifizierte Stadtentwicklung zu sorgen, und auch inhaltlich auf zukünftige Entwicklungen einzuwirken. Das betrifft ebenso den dilettantischen Vertrag mit dem Investor, ohne Fristen und Verbindlichkeiten, wie das fehlen jeglichen Ansprüche an die Gestaltung des historischen Straßenbildes. Hier hat sowohl die Verwaltung als auch die Politik versagt.
Das weitere Vorgehen sollte unter Berücksichtigung dieser Qualitätsansprüche geschehen, wobei es sich lohnen würde, sich die Studienarbeit von Tobias Teschner etwas genauer anzusehen.
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