Streit der Selmer Bürgermeister-Kandidaten: Droht der politische Stillstand?
Nach 55 Minuten platzt es am Dienstag im RN-Talk aus Michael Zolda (60) heraus. Die gute Zusammenarbeit von CDU und SPD, die Selm in den vergangene zehn Jahren so weit nach vorne gebracht hätte, habe einen herben Dämpfer bekommen. Der CDU-Bürgermeisterkandidat nennt als Ursache nicht etwa die Corona-Pandemie und auch nicht das Altschulden-Problem, sondern seinen Kontrahenten bei der Stichwahl am Sonntag, 27. September: Thomas Orlowski (51, SPD).
In Selm drohe politischer Stillstand, sagt Zolda. Die Verantwortung trage Thomas Orlowski. „Sie haben sich nicht an die Vorgehensweise gehalten“, sagt er und gibt unvermutet Einblick in politische Absprachen hinter den politischen Kulissen in Selm.
Übereinkunft von CDU, SPD und Bürgermeister
Absprachen verletzt? Der Streit der Bürgermeister
Thomas Orlowski hält dagegen, dass er von sich glaube, der Richtige für das höchste Amt in der Stadt zu sein. Es sei sein gutes Recht gewesen, sich zu bewerben: „Dafür brauchte ich Ihre Erlaubnis nicht.“ Er habe in diesem Punkt auch stets mit offenen Karten gespielt. Wenn er gewählt werde, will Orlowski „mit allen zusammenarbeiten“. Hauptsache, die Ideen seien gut und würden Selm nach vorne bringen.
Wählerschaft honorierte die Selmer Groko
Der Wählerauftrag widerspricht dem plötzlich offenbar gewordenen Streit zwischen SPD und CDU. Die beiden Parteien kamen am Wahlsonntag (13. 9.) gleichauf. Beide sind mit jeweils zehn Sitzen vertreten: zusammen 20 der 32 Sitze im neuen Stadtrat – eine klare Mehrheit und fast eine fast stabile Wiederholung des Wahlergebnisses von 2014. Im Vergleich zu damals hat die SPD lediglich einen Sitz verloren. Bei den Bürgermeisterwahlen gab es dagegen keinen Patt. Orlowski lag acht Prozentpunkte vor Zolda.
Egal wie die Stichwahl am 27. September ausgehen wird, eines steht fest: Thomas Orlowski und Michael Zolda werden sich auch weiterhin im Bürgerhaus gegenüber sitzen müssen und Selmer Politik gemeinsam gestalten – einer als Bürgermeister, der andere als gewähltes Ratsmitglied.