Café Ehrenamt in Selm: Blick durch die Scheiben in eine andere Zeit
Das Café Ehrenamt ist ein beliebter Treffpunkt. Gewesen, muss man sagen. Denn derzeit sind die Räume geschlossen. Die Coronapandemie macht öffentliche Veranstaltungen und Treffen unmöglich. Merkwürdig ist, dass nicht selten Menschen stehen bleiben und durch die Scheiben gucken. Und nicht sofort wieder weggehen. Sondern verweilen, lächeln. „Guck mal, wie schön das ist“, sagt eine Frau. Und ihr Begleiter nickt. „Die haben sich was einfallen lassen.“ Dieses „Was“, was ist das denn? Ein Blick durch die Scheiben lohnt sich.
Der Blick enthüllt Details von Szenen, die zeigen, wie Weihnachten früher war. Mit einem alten Radio, neben dem ein Nikolaus steht. Nicht weit entfernt ein Kranz mit Kerzen drauf. Daneben steht eine Puppe mit Schürze um vor einem Teller mit Mehl. Offenbar eine Frau beim Backen von Plätzchen.
Erste Vorbereitungen für „Christmas to go“
„Das sind die ersten Vorbereitungen von ,Christmas to go‘“, erklärt Claus Themann, Leitender Pfarrer der katholischen Großgemeinde St. Ludger. „Christmas to go“ trotz zu Weihnachten liebevoll der Coronakrise. Denn Gottesdienste, die ja speziell zu den Weihnachtstagen sehr gut besucht sind und für volle Kirchen sorgen, sind laut Corona-Schutzverordnung in der bekannten Form nicht erlaubt. Und so haben sich Teams aus St. Ludger die Aktion „Christmas to go“ einfallen lassen. Wenn die Menschen schon nicht zur Kirchen kommen dürfen, kommt die Kirche eben zu den Menschen.
An Heiligabend wird es in Selm und Bork insgesamt 46 verschiedene Stationen geben. An jeder Station wird die Botschaft von Weihnachten erzählt. Auf ganz unterschiedliche Weise. Eine der Stationen sei eben die im Café Ehrenamt. Die Menschen sollen kommen, gucken, sich freuen, Weihnachten anders erleben.
„Dafür sind zwei Fenster gestaltet worden“, erklärt Pfarrer Themann. „Dort sind Dinge zu sehen, die mit Weihnachten zu tun haben.“ Woher sind diese Gegenstände, die die weihnachtliche Szenerie bestimmen? „Die haben wir gesammelt bei den Menschen, die älter sind“, sagt Themann. Diese wunderschönen Gegenstände stellt die Kirchengemeinde jetzt der Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Karte mit den Stationen wird demnächst auf der Homepage der Kirchengemeinde St. Ludger veröffentlicht und auch im Stadtgebiet ausgelegt.
Selbst wenn die Kirchen geschlossen blieben
Eine schöne Idee. Wenn da nicht der Wermutstropfen sein könnte. Nämlich, dass aufgrund eines sogenannten harten Lockdowns auch solche Treffen an den Stationen von „Christmas to go“ unterbunden werden könnten. „Das Fragezeichen haben wir generell im Moment“, sagt Claus Themann. „Aber gar nichts zu planen, wäre auch nichts.“ Viele der Stellen, die jetzt geplant worden seien, haben laut Pfarrer Themann eine Möglichkeit, dass sie zumindest auch grundsätzlich stattfinden können, „dass sie da sind und man vorbei gehen und sie sich angucken kann“. Selbst wenn die Kirchen zu Weihnachten geschlossen blieben.