
Als Kind bin ich immer gern auf Bäume geklettert. Ich war total schwindelfrei, obwohl ich mir einmal nach einem Sturz den Arm gebrochen hatte. Also sollte es für mich doch kein Problem sein, gut gesichert in 15 Metern Höhe durch den Kletterwald Freischütz zu turnen. Habe ich mir so gedacht.
An einem sonnigen Tag bin ich mit Pia Wagner zum Klettern verabredet. Die 33-Jährige studiert Sportwissenschaften und arbeitet seit vielen Jahren für die Freiraum Erlebnis Schwerte GmbH. Zur zehnten Saison, die der Kletterwald in diesem Jahr begeht, hat sie mich auf eine kleine Probetour eingeladen.
Pia ist groß und verflixt sportlich – zurzeit trainiert sie Hindernislaufen, in wenigen Wochen reist sie nach Tata in Ungarn. „Dort findet die Europameisterschaft statt.“ Na, das kann ja ein Wettstreit werden zwischen uns beiden.
Bevor es losgeht, müssen wir uns sichern. Die Gurte sind mit dem Safe-Roller-System verbunden, so dass man sich am Anfang eines Parcours einklinkt und erst ganz am Ende wieder ausklinkt. So ist es auch für Kinder möglich, sicher den Parcours zwischen den Bäumen zu absolvieren. Die Eltern müssen dazu nicht unbedingt mit nach oben.
Und das ist auch gut so – denn Pia weiß, dass Erwachsene manchmal größere Schwierigkeiten haben als der Nachwuchs. „Kinder machen sich nicht so viele Gedanken, die gehen einfach drauflos“, erzählt sie. „Jeder Erwachsene überlegt zweimal, wo er hintritt.“ Könnte mir nicht passieren, denke ich noch. Und lächele entsprechend milde, als Pia mir im Probeparcours „Hunsrück“ zeigt, wie das Sicherheitssystem funktioniert.


Dann kann es losgehen, mit dem Eiger-Express. Jeder Parcours ist nach einem Gebirge oder Bergen benannt; je höher das echte Gebirge, umso schwieriger der Freischütz-Parcours. Eiger-Express und Pyrenäen sind ein Klacks für mich. Wobei… sobald ich mich nicht an einem ordentlichen Strick festhalten kann, werde ich wackelig. Auf der Plattform vor dem „Todessumpf der tausend Mörderkrokodile“ stehend, soll ich mich nun am Seil über den Teich schwingen. Meine Beine beginnen bis zum Hintern hoch zu kribbeln. „Du hast doch keine Höhenangst?“, fragt Pia und lacht.
Ich doch nicht. Todesmutig stürze ich mich über den Todessumpf. Nach der ersten Schrecksekunde macht es Spaß. Doch kurz vor der Plattform dreht sich mein Seil mit mir, und ich lande mit dem Hintern rückwärts im Rindenmulch. Autsch! Na, immerhin kribbelt es jetzt nicht mehr.

Pia steuert derweil zielstrebig die „Rocky Mountains“ an. Ich muss schlucken, als ich hinaufschaue. Um ehrlich zu sein, fand ich es im Hunsrück genau richtig für mich. Unschuldig schlage ich vor, es doch erst einmal mit den Alpen zu versuchen. Pia ist einverstanden und lässt mir großzügig den Vortritt. Sie klettert hinterher.
Die Alpen sind böse und heimtückisch. Der erste Aufstieg ist noch leicht, doch oben stehe ich plötzlich vor einem wackeligen Treppchen. Als ich meinen Fuß auf das erste Brett setze, kippelt es. „Das ist eine Wippe“, belehrt mich Pia. Na toll! Was hat eine Wippe in zehn Metern Höhe zu suchen? „Das sind hier nur vier Meter“, so meine Begleiterin.
Ach so. Klar, nur vier Meter. Von hier oben sieht es aus wie zehn. Aber die Leute vom Kletterwald werden sich wohl nicht verrechnet haben. Mit ein wenig Beistand von Pia meistere ich auch das wackelige Treppchen, dann die Hängebrücke mit Boxsäcken, und schließlich balanciere ich auf den Holz-Buchstaben des Kletterwalds herum. „Von hier aus sieht man den Biergarten“, ruft mir meine Trainerin zu. Gut zu wissen, denke ich. Ich könnte dringend einen Schnaps gebrauchen.

Mulch in der Hose
Glücklich wieder unten
Schließlich stehe ich auf der letzten Plattform. Nur noch eine Seilbahntour, dann ist es geschafft. Bei der Abfahrt geht alles gut. Fast. Bis auf die letzten Meter, denn da dreht sich das Seil wieder. Die nächste Bruchlandung endet immerhin auf einer Matte, nicht im Mulch.
Pia kommt engelsgleich hinterhergeflogen und springt wie eine Ballerina von der Matte. Mein Selbstbewusstsein ist ganz unten; ich bin es glücklicherweise auch wieder. Die Anden und den Himalaya spare ich mir. Pia fragt mich unschuldig, ob ich es nicht doch probieren möchte. In 10 bis 15 Metern Höhe durch Steigbügel balancieren? Nein danke! Das überlasse ich den Profis – Pia und den kleinen Kindern. Ich bin froh über meine Klettertour, aber jetzt muss ich erst mal nach Hause. Den Rindenmulch aus meiner Jeans holen.

Kletterspaß im Kletterwald Freischütz:
- Im Kletterwald Freischütz stehen Kindern ab sechs Jahren und Erwachsenen insgesamt zwölf Parcours und ein Spezialelement offen. Die Parcours sind nach Alter und Schwierigkeitsgrad gekennzeichnet.
- Das Maskottchen ist die Eule „Powl“. Man kann Kindergeburtstage buchen; diese Angebote gelten ab sechs Personen und dauern drei Stunden. An kleinen überdachten Tischen kann man picknicken.
- Auch Schulklassen können im Kletterwald Angebote buchen. Beim Klettern wird die Klassengemeinschaft gefördert.
- Erwachsene Teams nutzen den Kletterwald ebenfalls, zum Beispiel für Firmen-Events.
- Der Kletterwald hat bis Anfang November geöffnet. Halloween wird am 31.10. zwischen 18 und 23 Uhr gefeiert. Das Saison-Finale ist am 4. und 5.11. zwischen 10 und 17 Uhr.
- Weitere Infos über den Kletterspaß, Preise und Öffnungszeiten findet man auf der Homepage unter www.freiraum-erlebnis.de.