
Nach den Ausschreitungen und Attacken auf Rettungskräfte und Polizisten an Silvester hat Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) die Krawalle als kein reines Migrationsthema bezeichnet. Viele der möglichen Täter seien ihm zufolge jung und männlich gewesen. „Ich weise seit Monaten darauf hin, dass wir ein Problem haben mit Jungen, mit Gruppen junger Männer, migrantischen Hintergrund und ohne migrantischem Hintergrund“, sagte er am Donnerstag im Deutschlandfunk.
Reul warnte „alle und auch die Bundesinnenministerin“ Nancy Faeser (SPD) davor, in der Debatte Schnellschüsse zu machen. Faeser hatte am Mittwoch schnelle und deutliche Konsequenzen für die Täter gefordert. „Wir haben in deutschen Großstädten ein großes Problem mit bestimmten jungen Männern mit Migrationshintergrund, die unseren Staat verachten, Gewalttaten begehen und mit Bildungs- und Integrationsprogrammen kaum erreicht werden“, hatte sie gesagt.
Aus Reuls Sicht sind auch die zunehmende Brutalität und nachlassende Hemmschwellen im Einsatz von „irgendwelchen Mitteln“ ein Problem. „Das ist das Problem, worum es geht und da sind Migranten bei, aber auch deutsche Staatsbürger“, sagte er. „Wir müssen die Täter ermitteln und dann natürlich auch bestrafen. Aber erst mal ermitteln.“
Polizei bittet um Videos – Hinweise auch anonym möglich
Die SPD im Düsseldorfer Landtag hat unterdessen einen Bericht zu den Silvester-Krawallen für den kommenden Innenausschuss beantragt. In der Berichtsaufforderung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, fragt die SPD auch nach „Tätergruppen“. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte zuvor berichtet.
Die Polizei Essen hat inzwischen ein Hinweisportal freigeschaltet, über das man Videoaufnahmen – auch anonym – hochladen kann.
Wer Videos aus der Silvesternacht, „insbesondere aus den Bereichen Albert-Schweitzer-Straße / Philosophenweg (Bergmannsfeld), Steeler Wasserturm oder der Marktstraße im Bereich des Borbeck Bahnhofs“ besitze, solle sie bitte einreichen.

Polizei- und Rettungskräfte waren in der Silvesternacht in mehreren deutschen Städten bei ihrer Arbeit behindert sowie mit Böllern und Raketen beschossen worden.
dpa