
Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht sich wegen geplanter Bestellbeschränkungen für den Corona-Impfstoff von Biontech zu Gunsten des Präparats von Moderna scharfer Kritik ausgesetzt. Auch bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) sind die Pläne Spahns auf großes Unverständnis gestoßen.
Praxen sollen laut Bundesgesundheitsministerium vorerst maximal 30 Dosen Biontech pro Woche bestellen können, Impfzentren und mobile Impfteams 1020 Dosen. Für Bestellungen von Moderna soll es keine Höchstgrenzen geben. Laut Angaben der KVWL widerspricht das aber dem aktuellen Trend bei den Booster-Impfungen.
Demnach wurden in der vergangenen Woche mehr als 184.000 Auffrischimpfungen in den Praxen in Westfalen-Lippe verabreicht. Das entspricht einer Steigerung von rund 70 Prozent zur Vorwoche. Die KVWL geht davon aus, dass der Bedarf an Impfstoff in den kommenden Wochen weiter steigen wird.
„Da muss man sich schon fragen, ob Herr Spahn noch Herr der Lage ist“
„Der Versuch des Ministers, eine derartige Mitteilung an einem Freitagabend zu verstecken, ist schon sehr durchsichtig – verhindert das ungeheuerliche Eingeständnis seiner eigenen eklatanten Fehleinschätzung der Lage aber nicht im Geringsten“, so Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL. „Es kann nicht sein, dass eine weitere unsinnige Last auf den Schultern der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte und des Praxispersonals abgeladen wird!“
Die Kassenärztliche Vereinigung hat bereits am Wochenende eine Resolution verabschiedet, in der sie das Bundesgesundheitsministerium auffordert, die Rationierung des Biontech-Impfstoffes zurückzunehmen.
„Eine Limitierung der Biontech-Kapazitäten würde dem Fortschritt der deutschen Impfkampagne jetzt massiv schaden“, kritisiert KVWL-Vorstand Thomas Müller. „Herr Spahn hat den Booster-Aufruf mit gestartet, legt jetzt aber eine Vollbremsung hin, wenn die Biontech-Bestellungen verknappt werden. Da muss man sich schon fragen, ob Herr Spahn noch Herr der Lage ist und noch eine Übersicht über seine Lagerbestände hat.“
Das Bundesgesundheitsministerium hatte in einem Schreiben an die Länder Begrenzungen bei Bestellmengen für den Impfstoff von Biontech/Pfizer angekündigt, damit das Präparat von Moderna bei den Auffrischungsimpfungen vermehrt zum Einsatz kommt. Andernfalls drohten eingelagerte Moderna-Dosen ab Mitte des ersten Quartals 2022 zu verfallen, was vermieden werden müsse.
rej