
Update, 30.8., 17 Uhr: Der Rechtsanwalt des Opfers sagte der dpa, eine Richterin habe die Deutschen zwar auf freien Fuß gesetzt, ihnen aber zugleich untersagt, sich seinem Mandanten auf mehr als 500 Meter zu nähern. Zudem habe sie angeordnet, dass jeder Wohnortwechsel anzugeben sei. Diese Auflagen müssten den Deutschen auch schriftlich eröffnet worden sein. Darüber hinaus werde sein Klient, schildern, was in der Nacht zum 20. August geschehen sei und Anzeige erstatten, sobald dieser aus dem Krankenhaus entlassen ist. Dann könnte Bewegung in die Ermittlung kommen.
Die Polizei Essen hatte bestätigt, dass Kollegen aus der Behörde in den Vorfall „involviert“ seien. Die Behörde betont aber, dass man bislang nicht wisse, ob die Polizisten in Spanien als Zeugen oder Beschuldigte geführt werden.
Essener Polizisten sind wieder im Dienst
Update, 30.8., 11.21 Uhr: Die Essener Polizisten, die nach Medienberichten an einer mutmaßlichen Prügelattacke auf einen Taxifahrer auf Mallorca Mitte August beteiligt gewesen sein sollen, sind in ihrer Heimatstadt weiter im Dienst. Das bestätigte eine Polizeisprecherin.
Sie wollte nicht kommentieren, ob die Beamten Streife fahren oder nur im Innendienst arbeiten. Die Essener Behörde habe aus Spanien keinerlei offizielle Informationen zu dem Vorfall bekommen, sagte sie. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet, dass die Männer wieder arbeiten.
Falls sich die Vorwürfe gegen die Beamten bewahrheiten, werde es in Essen ein disziplinarrechtliches Verfahren geben, sagte die Sprecherin. Ein mögliches Strafverfahren laufe in Spanien. Die spanische Justiz hat sich bisher nicht zum Stand der Ermittlungen und den möglichen Vorwürfen gegen die Deutschen geäußert.
Nach Attacke auf Taxifahrer: Polizei ermittelt
Update 24.8., 13 Uhr: Nach der mutmaßlichen Attacke gegen einen Taxifahrer auf Mallorca ermittelt die spanische Polizei einem Medienbericht zufolge gegen insgesamt vier Deutsche. Es handele sich um drei Männer aus Essen im Alter von 24, 26 und 27 Jahren, schrieb die Inselzeitung „Última Hora“ unter Berufung auf ein Protokoll der Polizei, das ihr exklusiv vorliege.
Die Identität eines vierten Verdächtigen sei noch unklar. Die Polizei teilte auf Anfrage mit, nur die Justiz sei auskunftsberechtigt. Die aber reagierte zunächst nicht auf Anfragen.
Anfragen in Parlamenten zu dem heiklen Fall
Die SPD im Düsseldorfer Landtag hat unterdessen einen schriftlichen Bericht für den Innenausschuss des Landtags beantragt. Ob die Landesregierung dort viel wird sagen können, ist unklar: Die Polizei hatte bis Freitag nach eigenen Angaben noch nichts von den spanischen Behörden gehört.
Auch im spanischen Parlament wurde die Sache laut einem Bericht der „Mallorca Zeitung“ anhängig. Abgeordnete der linken Partei Sumar hätten eine parlamentarische Anfrage an die Regierung eingebracht.
Sie wollten unter anderem wissen, ob die spanische Staatsanwaltschaft angesichts der Schwere der Verletzungen eine Auslieferung oder Untersuchungshaft der Aggressoren beantragen und ob die Regierung disziplinarische Konsequenzen für die Angreifer fordern werde.
Dahinter stehe der Verdacht, die Deutschen hätten eine Vorzugsbehandlung bekommen, weil sie Polizisten sind, schrieb die Zeitung.
Update 23.8., 14 Uhr: Die Polizei Essen bestätigt erstmals, dass Beamte aus dem Essener Präsidium an der Tat beteiligt waren. „Wir können bestätigen, dass Kollegen von uns in den Vorfall involviert sind“, sagte ein Polizeisprecher in Essen am Freitagmorgen (23.8.) auf Nachfrage der Mallorca Zeitung. Unklar sei allerdings noch, wer bei der brutalen Attacke als Beschuldigter und wer als Zeuge gelte, hieß es weiter. Auch die Anzahl der beteiligten Beamten sei noch unklar. Die Polizei in Essen warte wohl immer noch auf den Polizeibericht der Guardia Civil. Auch eine Anzeige sei noch nicht gestellt worden. Alle Informationen, die die Essener Polizei habe, kämen nach eigenen Angaben aus der Presse.
Wie die Mallorca Zeitung weiter berichtet, hätten sich die beteiligten Polizisten an ihre Vorgesetzten gewandt. Daher könne die Polizei die Teilnahme bestätigen. Der Polizeisprecher aus Essen betonte, dass wenn sich die Vorwürfe gegen die Kollegen bestätigen, „disziplinarrechtliche Schritte“ eingeleitet werden.
Darüber hinaus überschlagen sich in den Medien widersprüchliche Angaben zur Anzahl der Beteiligten. Die Deutsche Presse-Agentur schrieb von mindestens zwei beteiligten Polizisten aus Essen und bezog sich dabei auf eine „sichere Quelle“. Auch die „Rheinische Post“ erwähnte zwei Beamte, die „Bild“ sprach von vier Essener Polizisten. Ebenso unklar ist, ob es eine vierte Festnahme gab. Ein Sprecher der Guardia Civil bestätigte am Mittwochabend, dass drei Deutsche vorläufig festgenommen wurden, mittlerweile jedoch wieder auf freiem Fuß und in Deutschland seien.
Brutale Attacke auf Taxifahrer: Essener Polizisten unter Verdacht
Meldung vom 22.8.: Polizisten aus Essen sollen auf Mallorca einen Taxifahrer krankenhausreif geprügelt haben. Insgesamt vier Deutsche wurden kurz nach der Attacke in der Nacht auf Dienstag vorläufig festgenommen, wie die Polizei der spanischen Urlaubsinsel mitteilte. Das Polizeipräsidium in Essen prüft nun, ob es sich bei den tatverdächtigen Urlaubern tatsächlich um deutsche Beamte handelt. „Der Vorfall ist uns bekannt“, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. „Es besteht der Verdacht, wir können es nicht ausschließen“, hieß es.
Aus sicherer Quelle erfuhr die Deutsche Presse-Agentur, dass mindestens zwei der Beschuldigten in der Tat Polizisten aus Essen sind, die privat auf der Insel gewesen sein sollen. Die „Rheinische Post“ hatte zuvor berichtet. Grund der Attacke auf den 71 Jahre alten Mallorquiner war ein vermisstes Handy, das der Taxifahrer entgegen der Vorwürfe der Angreifer nicht bei sich hatte, wie die spanische Polizei wissen ließ. Demnach sind alle vier Verdächtigen inzwischen wieder in der Heimat.
Brutaler Angriff auf Taxifahrer auf Mallorca: „Dachte, sie würden mich umbringen“
„Ich dachte, sie würden mich umbringen. Ich verstehe kaum, wie mein Körper den Angriff überstehen konnte“, wurde Taxifahrer José María P. in der „Mallorca Zeitung“ zitiert. Die Angreifer hätten behauptet, deutsche Polizisten zu sein, und sie hätten ihm sogar ihre Ausweise „unter die Nase gehalten“, sagte der 71-Jährige, der mit einem gebrochenen Arm, zwei gebrochenen Rippen, blutunterlaufenen Augen, weiteren Verletzungen und zahlreichen blauen Flecken im Krankenhaus in Palma liegt. Das Eintreffen der Polizei habe ihm „das Leben gerettet“.
Über den Aufsehen erregenden Fall berichteten auch das „Mallorca Magazin“ und weitere Medien der Insel sowie der staatliche spanische Fernsehsender RTVE. Die Polizei auf Mallorca nahm nach eigenen Angaben Ermittlungen auf. Die könnten für die Deutschen schwerwiegende Folgen haben. Im spanischen Fernsehen berichtete der Sohn des Opfers, sein Vater drohe unter anderem an einem Auge zu erblinden. Für schwere Körperverletzung sieht das Gesetz in Spanien Haftstrafen zwischen drei und sechs Jahren vor.
Alles begann am Ballermann
Nach Angaben des attackierten Taxifahrers waren drei der vier beschuldigten Männer in der sogenannten Schinkenstraße, der Haupt-Partymeile am Ballermann, in sein Taxi eingestiegen, um sich zu ihrem Hotel in der Inselmitte bringen zu lassen. „Zwei von ihnen waren stockbetrunken.“ Weitere vier Männer der insgesamt siebenköpfigen Urlaubergruppe seien in den Wagen eines Kollegen eingestiegen.
Am Ziel kam es nach Aussagen der Polizei und des Opfers zu der gewalttätigen Auseinandersetzung. Einer der Deutschen habe sein Handy verloren und den Taxi-Fahrer verdächtigt, es gestohlen zu haben. Zunächst sei alles in Ordnung gewesen, erzählte der Taxifahrer. „Sie teilten sich die Rechnung und gaben mir gutes Trinkgeld. Ich half noch dabei, die zwei Trunkenbolde auszuladen.“ Danach habe einer der Fahrgäste sein Handy vermisst.
„Drei andere Personen kamen aus dem Hotel. Wir stellten das Taxi auf den Kopf und suchten nach dem Handy.“ Man habe zwar nichts gefunden. Daraufhin sei er aber trotzdem brutal verprügelt worden, klagte José María vor Reportern im Krankenhausbett.
Medien: auch noch ein Bestechungsversuch
Als die Polizei im Landhotel in Petra circa 40 Kilometer östlich von Palma eintraf, soll einer der Deutschen den Berichten von Medien zufolge dem Taxifahrer und den Polizisten zu allem Übel Geld angeboten haben, damit sie von einer Anzeige absehen. Auch wegen dieses Bestechungsversuchs sei zunächst einer der Deutschen festgenommen worden, später dann seine Begleiter.
Das angeblich gestohlene Handy fanden die Deutschen später in der Tasche eines Freundes, wie die „Mallorca Zeitung“ schrieb. Nach Angaben des Sohnes des Taxifahrers wurden die Beschuldigten nach der Anhörung durch den Ermittlungsrichter ohne Kaution und Auflagen auf freien Fuß gesetzt, weil keine Fluchtgefahr bestehe, da es sich um Polizisten handele.
„Will sie nicht mehr am Strand liegen sehen“
Wie sehr solche Ereignisse in Zeiten zunehmender Proteste gegen Massentourismus das Image speziell der Deutschen und der ausländischen Touristen allgemein nicht nur auf Mallorca, sondern in ganz Spanien in Mitleidenschaft ziehen, zeigt das Fazit, das der Taxifahrer zieht: „40 Jahre lang habe ich Deutsche auf Mallorca umherkutschiert. Ich hatte nie ein Problem mit ihnen. Selbst nicht bei den Nachtschichten an der Playa de Palma“, sagte er der „Mallorca Zeitung“. „Oft hat man mich gefragt, was ich von den Deutschen halte. Ich war immer voll des Lobes. Jetzt will ich sie nicht mal mehr am Strand liegen sehen.“
dpa/karie