
Einst teilte die Seseke das Schicksal vieler Flüsse und Bäche in den Bergbauregionen: Sie wurde begradigt, das Flussbett mit Beton oder Ziegeln verkleidet und für Jahrzehnte war sie nicht mehr als ein offener Abwasserkanal.
Denn diese waren in einer Region, in der der Steinkohlenbergbau immer wieder zu Bergsenkungen führte, die praktikabelste Lösung für die Entwässerung. Unterirdische Abwasserkanäle waren durch die Gefahr neuer Bergsenkungen keine Option, daher wurden die Abwässer einer immer größeren Bevölkerung in die vorhandenen Gewässer geleitet. Doch auch hier sorgten Mulden im Gelände dafür, dass Gebiete bei Hochwasser vollliefen und das Schmutzwasser dort ohne Abflussmöglichkeit zurückblieb – die ideale Brutstätte für gefährliche Krankheiten.
Um dem Problem Herr zu werden, wurde 1913 die Sesekegenossenschaft gegründet und noch im selben Jahr mit der Begradigung des Flusses begonnen. Ziel der Arbeiten war es seinerzeit, die Abwässer schnellstmöglich zum Klärwerk in Lünen zu leiten und zugleich weitere Überschwemmungen mit Schmutzwasser zu verhindern. Wenige Jahr später begann dann der Umbau zu einem offenen Abwasserkanal.
Bis in die 1980er-Jahre wurde an diesem Vorgehen festgehalten, erst mit dem Rückgang des Steinkohlenbergbaus in der Region rückten Alternativen in den Fokus. Gefunden wurden sie in der Variante des unterirdischen Abwasserkanals, die Gefahr neuerlicher Bergsenkungen war nicht mehr zu befürchten. 1984 stellte der Lippeverband, in dem die Sesekegenossenschaft schon 1926 aufgegangen war, die Pläne für eine umfassende Renaturierung vor. Schon wenige Jahre später wurde mit den Arbeiten begonnen, bis letztendlich aber auch der Hauptlauf der Seseske an der Reihe war, vergingen noch etliche Jahre. Noch heute gibt es entlang des Flusslaufes noch einige Abschnitte, die auf die Umgestaltung in den naturnahen Zustand warten.
Diese Abschnitte werden aber immer weniger und generell hat sich die Erholungsqualität entlang der Seseke natürlich stark verbessert. So ist der Fluss heute ein beliebtes Ziel für Wanderer und Radfahrer, die auf dem Sesekeradweg die Schönheit des Flusses genießen können.
Entdeckungen entlang
des Flussverlaufes
Das Seseke-Ufer in Kamen-Mitte wurde in den Jahren 2017 und 2018 auf einer rund 420 Meter langen und 15.000 Quadratmeter großen Fläche im Bereich neu gestaltet. Auf dem Uferbereich entstand der Sesekepark.
Die Umgestaltung des innerstädtischen Seseke-Ufers war Teil des sogenannten „Integrierten Handlungskonzepts für die Kamener Innenstadt“, das vom Stadtrat seinerzeit einstimmig beschlossen wurde und das Herz der Stadt für die Zukunft wappnen soll. Die konkreten Pläne wurden durch einen städtebaulichen Wettbewerb ermittelt, bei dem 2013 der Landschaftsarchitekt Michael Glück aus Stuttgart gewann. Rund zwei Millionen Euro standen zur Verfügung, davon 80 Prozent aus Fördermitteln des Landes Nordrhein-Westfalen.
Die Eröffnung des Parks wurde am 22. September 2018 gefeiert. Seitdem stehen Spielmöglichkeiten, Ruheplätze und Wege für Erholungssuchende zur Verfügung – immer entlang des Sesekeverlaufs. Denn der neue Park soll allen Generationen berücksichtigen und für sie die passenden Angebote bereithalten. Diese Angebote waren in den vergangenen Monaten natürlich gern gesehen und eine willkommene Abwechslung in diesen Zeiten.
Das wurde besonders im Vorjahr deutlich, als verschiedenste Veranstaltungen nicht mehr möglich waren. Inmitten vieler Absagen und Verschiebungen erstrahlten Teile der Innenstadt, vor allem aber der Sesekepark in bunten Lichtern. Wasser, Parklandschaft und die markanten Punkte wie der „Kömsche Bleier“ wurden in Farbe getaucht und verliehen dem Sesekepark ein ganz besonderes Ambiente.