Kirchengeschichte Eine bewegte Geschichte

Seit Jahrhunderten prägt der Kirchturm das Stadtbild. © Stefan Milk
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Am 1. Mai 2020 feierte ein Kamener Wahrzeichen sein Namensjubiläum: die Pauluskirche. Das markante Gotteshaus mit seinem schiefen Turm gibt es zwar schon über 100 Jahre, der Name ist jedoch vergleichsweise jung. In den Jahrhunderten zuvor kannte man die Kirche, deren markante Turmspitze ihren festen Platz in der Silhouette der Stadt hat, unter anderen Namen.

Das Gotteshaus selbst blickt auf eine lange und wechselreiche Geschichte zurück, in der große Bereiche immer wieder neu errichtet wurden. So blickt man dieser Tage auf den vierten Neubau einens Gotteshauses an identischer Stelle. Gab es zunächst einen Holzbau, wurde dieser rund 300 Jahre später durch einen romanischen Steinbau ersetzt. Aus dieser Zeit stammt auch der heutige Kirchturm, wenn auch noch ohne seine markante Spitze. 1376 kam es jedoch zu einem Feuer, die Kirche wurde dabei so stark beschädigt, dass ein weiterer Neubau erforderlich war.

Wie bei vielen alten Kirchen entstand daraus eine Mischung verschiedener Architekturepochen. In diesem Fall war es die Gotik, die sich als Stil der Zeit etabliert hatte und deren Herangehensweisen auch beim Bau des neuen Kirchenschiffes genutzt wurden. So hatte man ein Kirchenschiff neben dem romanischen Turm mit seiner für die Stilrichtung typischen Form. Doch dessen Proportionen passten nicht mehr zum neuen Stil des Gotteshauses, also stand eine erneute Bauphase an. 1380 endete sie mit der neuen Turmhaube und ihrer markanten Spitze.

Dass diese eine Neigung aufweist, ist allerdings keine Verfehlung der mittelalterlichen Baumeister, sondern wohl beabsichtigt. Denn aller Legenden zum Trotz erhoffte man sich wahrscheinlich, auf diese Weise die Fallrichtung des Turmhelmes beeinflussen zu können, sollte dieser einmal hinabstürzen.

Beendet waren die Bauphasen damit allerdings noch nicht, im 19. Jahrhundert wurde das Gotteshaus erneut verändert. Am 22. März 1849 wurde der Neubau des Kirchenschiffes eingeweiht.

Doch Veränderungen erlebte die Kirche nicht nur im Hinblick auf ihr Äußeres, sondern auch im Hinblick auf den Namen. Und da spielt die bewegte Kirchengeschichte Kamens eine große Rolle. Katholiken, Lutheraner und Reformierte – sie alle hinterließen in Kamen und an der heutigen Pauluskirche ihre Spuren.

So kannte man sie zunächst als Severinskirche, genutzt von der christlichen und somit katholischen Gemeinde. Doch Kamen bekannte sich zu den Lehren Luthers und somit zum Evangelischen Glauben. Dieser spaltete sich allerdings noch ein weiteres Mal in einer kleinere lutherschen Gemeinde und einer größeren, die der reformatorischen Lehre calvinistischer Prägung folgte. Jene Gemeinde nutzte dann auch die Kirche, die statt Severinskirche fortan als „Reformierte Kirche“ oder nach dem Bau der Lutherkirche als „Größere Kirche“ bekannt war. Mit dem Zusammenschluss beider evangelischer Gemeinden erhielt die Kirche dann wieder einen Namen: Seit dem 1. Mai 1920 heißt sie Pauluskirche.

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