
Was für den Rheinländer als fünfte Jahreszeit kaum wegzudenken ist, hat im Grenzbereich von Ruhrgebiet und Münsterland meist einen eher schweren Stand: der Karneval. Natürlich findet man auch hier freierfreudige Jecken, doch die großen Umzüge sind eher eine Seltenheit. Und doch gibt es ausgerechnet in Unna eine Besonderheit, die den dortigen Karneval weit über die Region hinaus bekanntgemacht hat.
Die Rede ist natürlich vom „kleinsten Karnevalsumzug der Welt“. Wo in anderen Orten die Jecken auf bunten Motivwagen durch die Straßen fahren und zahlreiche Fußgruppen den närrischen Zug erweitern, hielt in Unna ein Mann mit seinem Bollerwagen jahrzehntelang die närrische Fahne hoch: Helmut Scherer.
1956 verschlug es ihn aus Paderborn nach Unna, noch im gleichen Jahr machte er sich ein erstes Mal mit Verkleidung und Wagen auf den Weg durch die Stadt.

Zunächst wurde Scherer für sein Handeln belächelt – mal mehr, mal weniger offen.
Doch mit dem Laufe der Zeit wandelte sich diese Ansicht, die ostwestfälische Hartnäckigkeit pflanzte den närrischen Bazillus zumindest so tief in den Unnaer Alltag, dass ihn dieser Tage niemand mehr missen möchte. Jahr für Jahr machte Scherer sich erneut auf den Weg, wurde von anderen Karnevalsgesellschaften eingeladen und weit über NRW hinaus interessierte man sich für den Unnaer Karneval. Insbesondere in den jüngsten Unnaern fand Scherer würdige „Mit-Jecken“, aus dem Solisten wurde der Taktgeber für eine Kinderschar.
Das hat sich bis heute gehalten, ebenso Scherers Begeisterung für das närrische Treiben. Nicht einmal die widrigsten Umstände können ihn dabei stoppen, was er in den vergangenen Monaten immer wieder bewies – natürlich mit Augenmaß und der nötigen Vorsicht. Denn immerhin soll der närrische Bazillus als einziger sein Unwesen in Unna treiben.