
Wo sich heute Musikfans einfinden und Comedians ihre Shows spielen, wurde jahrzehntelang der Gesternsaft gebraut. Wie schon der Name verrät, war das heutige Kulturzentrum Lindenbrauerei einst eine Brauerei, 120 Jahre lang wurde im Herzen Unnas Bier gebraut. Doch am 12. September 1979 verließ die letzte Ladung Lindenbier die Stadt und der Betrieb wurde eingestellt.
Das war zugleich der Start für eine wechselhafte Geschichte in den folgenden Jahren. Zunächst mietete die Stadtverwaltung den Gebäudekomplex an, um dort einige Ämter unterbringen zu können. 1982 kaufte sie den Brauereikomplex, um die Innenstadtfläche für zukünftige Entwicklungen zu sichern.
Was genau dem Komplex aber geschehen sollte, war damals noch weitgehend unklar. Selbst die eigene Nutzung durch die Stadtverwaltung schien keine Dauerperspektive zu sein, dachte doch Unna bereits über den Neubau des heutigen Rathauses nach.
Ideen für eine Nutzung kamen aus der alternativen Kulturszene. In einem spannenden Entwicklungsprozess wurden die Ideen über Jahre hinweg immer stärker konkretisiert. Einfach war dieser Prozess jedoch nicht immer: In einem Grundsatzstreit prallten die Autonomieforderungen der soziokulturellen Szene und der Steuerungswille der städtischen Kulturpolitik aufeinander.
Der Blick auf die heutige Lindenbrauerei verrät das Ergebnis: Am Ende setzte sich die Kulturszene durch und gründete 1988 den Trägerverein Kultur- und Kommunikationszentrum Lindenbrauerei. 1992 wurde das Zentrum eröffnet und setzte sich das Ziel, ein Kulturangebot für jedermann zu bieten. Niedrigschwellig, anders, gerne zum Mitmachen – diese Schlagworte galten damals und bestimmen auch heute noch das Wirken in der Lindenbrauerei.

Und das Angebot rund um den Lindenplatz wuchs in den Folgejahren immer weiter. 1999 bezog das damalige Werkstatt-Theater Unna den Bühnensaal im früheren Gärbottichraum – das war die Geburtsstunde des Theaters Narrenschiff.
Auch die Kellergewölbe, in denen einst das Bier gekühlt wurde, rückten in den Mittelpunkt. 2001 erhellte die Lichtkunst die ersten Räume des weitläufigen Kellerlabyrinths. Mittlerweile ist der Platzbedarf deutlich größer geworden und das Zentrum für Internationale Lichtkunst ist europaweit zu einem Markenzeichen für die Kunst mit Licht und Schatten geworden.
Einen weiteren Zuwachs erhielt das kulturelle Angebot ab 2004. Am 17. September wurde das Zentrum für Information und Bildung – heute meist in der Kurzform zib genannt – eröffnet. Stadtbibliothek, Volkshochschule, i-Punkt und Stadtarchiv bereichern seitdem das Angebot.
Dieses Angebot umfasst seit 2002 übrigens auch wieder Bier aus Unna. Denn da wurde eine kleine Hausbrauerei eröffnet, die seitdem für den Nachschub an LindenBier sorgt – ganz im Zeichen der Geschichte der Lindenbrauerei.