Torwart-Oldie (43): „Ich höre erst auf, wenn ich auf allen Vieren vom Platz kriechen muss“
Es war der zweite Spieltag der momentan unterbrochenen Fußball-Saison. Der 43-jährige Stammtorhüter machte sich beim 3:2-Sieg des B-Ligisten gegen den SuS Oberaden bei einem Schuss lang, parierte den Ball, doch etwas stimmte nicht. Mit der Schulter blieb der Schlussmann im Rasen hängen.
„Ich habe da ein komisches Reißen gespürt. Das war schon sehr schmerzhaft“, sagt Keeper Coskun Gökce vom SuS Lünern im Gespräch mit dieser Redaktion. Trotzdem habe er auf die Zähne gebissen und weiter gespielt, „aber abends habe ich es nicht mehr ausgehalten und musste ins Krankenhaus“, so Gökce, der von seinen Mitspielern nur „Joschi“ genannt wird.
Coskun Gökce hat immer noch leichte Schmerzen
Der erste Verdacht auf eine Schultereckgelenksprengung habe sich dann aber nicht bestätigt. „Es war zum Glück nur eine starke Zerrung“, so Gökce weiter. Aber auch eine Zerrung ist für den Böner eine langwierige Geschichte: „Die Schulter ist so ein komplexes Teil, damit ist nicht zu spaßen“, sagt er. Auch nach mehr als vier Monaten habe er noch leichte Schmerzen.
Doch auch im reifen Alter von 43 Jahren denkt Gökce noch lange nichts ans Aufhören. Der SuS-Schlussmann hofft, dass er bis zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs wieder zu 100 Prozent fit sein wird.
„Ich gehe schon länger wieder laufen und schicke Kai (Hutmacher, neuer Spielertrainer beim SuS, Anm. d. Red.) Nachweise darüber. Ich habe auch richtig Bock auf Fußball. Der fehlt mir zurzeit sehr.“
„Der Dickste muss nun mal ins Tor“ – heute ist Coskun Gökce der fitteste
Auch sein Trainer bestätigt die Fitness seines erfahrenen Schlussmannes. „In meinem Team ist er einer der fittesten Spieler – trotz seines hohen Alters. In den Laufeinheiten ist er einer der besten.“ Das war nicht immer so im Leben von Coskun Gökce. Mit 15 Jahren legte er sich fest, Torhüter zu werden – damals noch bei seinem Jugendverein SpVg Bönen.
„Ich stand schon immer auf Torhüter. Im Fußball ist das für mich die geilste Position. Aber ich war auch ziemlich dick früher – und der Dickste musste nun mal ins Tor“, sagt er mit einem Grinsen. Das ist heute nicht mehr so: „Da habe ich was gegen gemacht.“
Konkurrenzkampf mit Wethmar-Neuzugang Maurice Hartmann
Ob Gökce unter Neu-Trainer Hutmacher auch die Nummer eins sein werde, wisse der Trainer noch nicht. „Uwe Hawes hatte sich im Sommer noch nicht festgelegt. Und ich weiß es jetzt auch noch nicht genau, wer die Nummer eins sein wird“, sagt er. Im Sommer hat sich der SuS zusätzlich mit Maurice Hartmann von Westfalia Wethmar verstärkt. Hutmacher: „Joschi stellt für sich persönlich sicherlich den Anspruch, Stammtorhüter zu sein. Er könnte mit Sicherheit auch eine Liga höher spielen.“
Aber er glaubt auch, dass beide Torhüter bereit sein würden, die Reservistenrolle anzunehmen. „Joschi und Mo sind faire Sportsmänner, haben beide einen unkomplizierten Charakter. Sie trainieren auch regelmäßig. Für sie wäre es nicht tragisch, wenn einer von ihnen mal in der zweiten Mannschaft aushelfen würde oder auf der Bank Platz nehmen müsste.“
Der 43-Jährige spürt nur etwas Verschleiß – wie bei einem Auto
Seit fünf Jahren hütet Gökce inzwischen das Tor beim SuS Lünern. Damals wechselte er von der IG Bönen in den Unnaer Osten – und war da eigentlich für die zweite Mannschaft vorgesehen. Doch schnell folgte er dem Ruf der ersten Mannschaft, in der der damalige Torhüter Philipp Sude nicht mehr weitermachen wollte.
Wie lange Gökce noch für den SuS zwischen den Pfosten stehen will, weiß er nicht genau. „Meine Frau sagt mir zwar immer, ich soll nicht mehr spielen, aber ich habe ja nur ein bisschen Verschleiß. Das ist wie bei einem Auto“, sagt der Vater einer Tochter und lacht laut los. „Ich höre erst auf, wenn ich auf allen Vieren vom Platz kriechen muss.“