Vermissten-Drama endet glücklich in Kamen: 13-jähriges Mädchen nach Martinszug aufgepäppelt
Vom Pferd magisch angezogen
Glückliches Ende einer verzweifelten Suche. Ein 13-jähriges Mädchen mit Down-Syndrom wird beim Martinszug der Kolpingsfamilie gefunden. „Wir haben alle dafür gesorgt, dass sie nicht untergeht.“
Aufregung beim Martinszug der Kolpingsfamilie am Sonntagabend. Dass das 13-jährige Mädchen, das den Zug auf Badelatschen begleitet, in Hamm vermisst wird, war lange nicht klar. „Aber wir haben auf sie geachtet und immer geguckt, dass sie nicht untergeht“, berichtet Ilona Weber von der Kolpingsfamilie Kamen, die den Traditionszug organisiert.
Um 17.14 Uhr wird die Vermisstenmeldung veröffentlicht
Um 17.14 Uhr veröffentlicht die Polizei Hamm eine Vermisstenmeldung. Die 13-jährige Lilly war mit einer Pfadfindergruppe im Hammer St.-Franziskus-Berufskolleg an der Franziskanerstraße zu Besuch, wo sie unbemerkt das Schulgelände verlassen hatte - ohne konkretes Ziel. Das Mädchen mit Down-Syndrom, so die Polizei, könne sich nur schlecht artikulieren. Ihr Orientierungssinn sei stark eingeschränkt, sie sei jedoch gut zu Fuß. Und: Sie fahre gerne mit Bus und Bahn. Die Einsatzkräfte suchten in Hamm bereits mit Mantrailer-Hunden. Vergeblich.
Mit Bus oder Bahn Kamen erreicht
Mit Bus oder Bahn - so hat Lilly offenbar auch Kamen erreicht, durch Zufall ist sie schon am Nachmittag am Postpark, wo die Kolpingsfamilie den Umzug vorbereitet und den Pferdewagen abstellt. In Kamen fällt das Mädchen zunächst aber nicht groß auf. Hunderte von Kindern nehmen an dem beliebten Martinszug teil, der sich wie ein bunter Lindwurm von der Pauluskirche zum Postpark bewegt. „Sie wollte immer möglichst nah zum Pferd und schien magisch davon angezogen zu sein“, berichtet Franz-Hugo Weber. Da habe man aus Sicherheitsgründen darauf geachtet, dass sie lieber mit den Gänselieseln an deren Wagen mitgeht. Weil auffiel, dass das Mädchen nur relativ dünn bekleidet war - mit Pullover und Leggings mit Pferdemotiven - habe man sie weiter im Blick behalten.
Glückliches Ende eines ungewöhnlichen Vermissten-Dramas
Als am Ende der Veranstaltung, die immer im Postpark ausklingt, das Mädchen weiter allein blieb, zögerten die Kolpingsmitglieder nicht lange. In Absprache mit dem Bezirkspolizisten Frank Ellerkmann nahmen sie das mittlerweile weinende Mädchen mit zum Dankeabend im Kolpingtreff. Ellerkmann hatte da auch schon Kontakt mit seinen Kollegen in Hamm aufgenommen, um zu klären, ob es sich um das vermisste Mädchen aus Hamm handeln könnte. Und es stellte sich heraus - sie war es. „Sie hat sich bei uns aufgewärmt und wir haben sie bei uns mit Essen versorgt.“ Dann kamen schon zwei Polizeibeamte aus Hamm, die das Mädchen zurück zur Familie brachten. Und die Polizei richtete ihren Dank an die aufmerksamen Mitglieder der Kolpingfamilie. Glücklicher Ausgang eines ungewöhnlichen Vermissten-Dramas. „Das war ganz schön aufregend, obwohl alles gut ausgegangen ist“, so Ilona Weber.
Jahrgang 1968, aufgewachsen in mehreren Heimaten in der Spannbreite zwischen Nettelkamp (290 Einwohner) und Berlin (3,5 Mio. Einwohner). Mit 15 Jahren erste Texte für den Lokalsport, noch vor dem Führerschein-Alter ab 1985 als freier Mitarbeiter radelnd unterwegs für Holzwickede, Fröndenberg und Unna. Ab 1990 Volontariat, dann Redakteur der Mantelredaktion und nebenbei Studium der Journalistik in Dortmund. Seit 2001 in Kamen. Immer im Such- und Erzählmodus für spannende Geschichten.
