Neue Attraktion für die Seseke: Flüsterbrücke für Gespräche quer über den Fluss
Planung vorgestellt
Spaziergänger können an der Seseke künftig ein physikalisches Experiment machen. Eine „Flüsterbrücke“ trägt Gespräche über den Fluss – nicht ganz so spektaktulär wie an einem bekannten Dortmunder Gewässer.
Heeren bekommt eine Art Sesekepark an der Mühlbach-Mündung. Zu den Ausstattungselementen, die jetzt vor Ratspolitikern vorgestellt wurden, zählt eine sogenannte Flüsterbrücke. Diese besteht aus zwei senkrecht gegenüber stehenden Betonschalen auf jeder Uferseite, die wie akustische Verstärker wirken. „Das ermöglicht, dass man sich ohne elektrische Unterstützung über das Gewässer hinüber unterhalten kann“, sagte Matthias Breuer von der Stadt Kamen am vorigen Donnerstag im Planungsausschuss des Stadtrats.
Wer schon einmal an einem anderen Gewässer in der Region spazieren gegangen ist, hat die verblüffende akustische Wirkung einer Flüsterbrücke vielleicht schon kennengelernt. An der Emscher in Dortmund, im Bereich des Phönixsees, können Spaziergänger einen Lauschangriff auf die andere Uferseite unternehmen. Zwei orangefarbene Schüsseln stehen dort 69 Meter weit auseinander. Trotzdem ist jedes Wort bei einem Dialog gut zu verstehen, wenn der Wind nicht stört.

Im Mündungsdreieck (hinten) zwischen Seseke und Mühlbach soll der neue Minipark als sogenannter Lernort entstehen. © Carsten Fischer
Die Schallbrücke in Heeren-Werve bekommt eine Spannweite von knapp 15 Metern. Das lässt sich aus einem bereits Anfang November veröffentlichten Entwurf für den geplanten Minipark ableiten. Die Grünanlage mit Sitzsteinen und einem Holzdeck heißt offiziell „Lern- und Entdeckerort“ oder „blaues Klassenzimmer“, könnte aber auch als Rast- und Spielplatz bezeichnet werden. Die Initiatoren wollen damit ein Ausflugsziel für Schulen, Kitas oder Kinder- und Jugendgruppen schaffen, die direkt an einem Naturbeobachtungspunkt etwas über das Ökosystem Fluss lernen sollen. Es wird damit aber auch der Freizeitwert der Seseke für Spaziergänger und Radler gesteigert. Der Lippeverband und seine Schwester, die Emschergenossenschaft, haben schon mehrere solcher „Lernorte“ an den Gewässern im Ruhrgebiet entwickelt.

Vorhandener Rastplatz wird erweitert
Die Anlage entsteht an einem Zugang zum Seseke-Radweg – im sogenannten Mündungsdreieck von Seseke und Mühlbach, nordwestlich der Straße „Werver Platz“. Dorthin gelangen Spaziergänger und Radfahrer, wenn sie die Heerener Straße nahe dem Netto-Supermarkt in nördliche Richtung verlassen.
Das Mündungsdreieck ist schon jetzt ein inoffzieller Rastplatz. Im Sommer werden auf der Uferwiese gelegentlich Menschen beim (Sonnen-)Baden gesichtet. Radler und Spaziergänger rasten auf zwei bereits installierten Bänken am Weg südlich der Seseke-Brücke. Feierlustige treffen sich dort, wie Mitarbeiter des Lippeverbands am herumfliegenden Müll und Vandalismus-Spuren ablesen können. Schon mehrfach mussten die Wegewärter herausgerissene Schilder aus dem Fluss fischen.
Die Flüsterbrücke am Phönixsee wurde von der Emschergenossenschaft auf Initiative des Künstlers Jan Bormann umgesetzt. Die Flüsterbrücke an der Mühlbach-Mündung existiert bislang nur als Beispielfoto. Matthias Breuer von der Stadt Kamen geht davon aus, dass der Lippeverband das „blaue Klassenzimmer“ 2020 realisieren wird.
Jahrgang 1973, aufgewachsen im Sauerland, wohnt in Holzwickede. Als Redakteur seit 2010 rund ums Kamener Kreuz unterwegs, seit 2001 beim Hellweger Anzeiger. Ab 1994 Journalistik- und Politik-Studium in Dortmund mit Auslandsstation in Tours/Frankreich und Volontariat bei den Ruhr Nachrichten in Dortmund, Lünen, Selm und Witten. Recherchiert gern investigativ, zum Beispiel beim Thema Schrottimmobilien. Lieblingssatz: Der beste Schutz für die liberale Demokratie ist die Pressefreiheit.
