Seltene Baustellen-Eindrücke: Tonnenweise Beton fließt in den Hohlraum einer Brücke
Die Hochstraßen-Brücke abreißen und neu bauen – was das bedeuten würde, möchte man sich nicht ausmalen. Immerhin fahren über die Bundesstraße täglich über 30.000 Autos. Doch glücklicherweise gibt es andere Wege, die mittlerweile geschwächte Brücke, die über die Kamener Innenstadt und die Seseke führt, zu stärken. Wie genau das passiert, kann Christopher Sasse erklären.
Er ist Projektleiter der Firma Hörning, die auf die Sanierung von Bauwerken spezialisiert ist. Für ihn ist das, was gerade unter der Hochstraße passiert, zwar ein Standardverfahren. Blickt man jedoch als Laie auf die Arbeiten, ist es schon verblüffend, was dort passiert.
Sanierung Hochstraßen-Brücke
Besonders spannend ist es an diesem und auch am kommenden Wochenende. Denn Sasse und seine Kollegen verfüllen dann die Hohlräume der Brücke mit Beton. Ja die Hochstraßen-Brücke ist hohl und ja: Das ist keine Seltenheit, wie Sasse weiß. „Wir haben erstmal ein größeres Loch gemacht, damit frische Luft eindringt. Man merkt, dass hier 40 Jahre niemand drin war“, sagt Sasse, der in dem kleinen Hohlraum sitzt.
Hohlräume in der Hochstraßen-Brücke werden mit Beton verfüllt
Kurze Zeit später wird in diesen kleinen Quader Beton gespritzt. Warum der Hohlraum verfüllt werden muss, hängt mit der externen Vorspannung zusammen. Das ist die Methode, mit der die Brücke gestärkt wird. Dazu werden an der Unterseite vier lange Stahlseile gespannt. Sie führen längs unter der Brücke her und drücken sie so zusammen. Das ist wie bei einem Schwamm, der ja auch stabiler wird, wenn man ihn zusammendrückt.
Doch einfach Stahlseile unter der Brücke herführen, können die Arbeiter an der Brücke natürlich nicht. Immerhin hat jedes Seil eine Zugkraft von 300 Tonnen, zusammen sind es also 1200 Tonnen, die dort wirken werden. Um den Seilen Halt zu geben, werden deshalb vorher Stäbe durch die Ankerblöcke geschoben, an denen die Stahlseile dann befestigt werden.
Nächstes Wochenende kommt die zweite Rutsche Beton
Und zwischen diesen Ankerblöcken, von denen es auf jeder Brückenseite vier gibt, befindet sich der bereits erwähnte Hohlraum. Und durch diesen werden je zehn Spannstäbe, gezogen – das ist dann die sogenannte Quervorspannung. Die haben ebenfalls ordentlich Zugkraft, wie Sasse erklärt. Denn sie sollen die Ankerblöcke ja zusammendrücken und so dafür sorgen, dass dann die langen Spannseile problemlos längs unter die Brücke gespannt werden können. Weil die Stäbe aber in dem Hohlraum nicht genug Halt hätten, werden diese zunächst mit Beton verfüllt.
Und das ist es, was an diesen beiden Wochenenden passiert: Beton wird gemischt und durch ein Rohr in die Hohlräume gespritzt. „Zunächst wird nur der halbe Raum verfüllt, weil flüssiger Beton schwerer ist als getrockneter“, erklärt Sasse. Nächste Woche folgt dann die zweite Schicht.
Wenig Verkehr, damit die Arbeiten nicht beeinträchtigt werden
Dass die Arbeiten am Wochenende durchgeführt werden, hat einen guten Grund. An den verkehrsberuhigten Tagen gebe es weniger Verkehr und weniger Erschütterungen, die sich auf die Maßnahmen auswirken könnten. Schließlich hantiert man hier mit einer großen, bedeutenden Brücke und tonnenschwerer Zugkraft.
Betroffen ist der Verkehr von den Arbeiten übrigens nicht – wenn man von den gesperrten Parkplätzen an der Bahnhofstraße einmal absieht. Anders wird das Anfang Oktober aussehen, wenn die Arbeiten auf der Brücke selbst beginnt. Dann wird die Firma Hörning im Auftrag des Landesbetriebes Straßen NRW Teile aus der Brücke brechen und erneuern, wie Sasse erklärt.
Die ganze Hochstraße muss einen neuen Belag erhalten, weiß Sasse. Ob das dann auch noch seine Firma erledigen wird, ist noch ungewiss und auch, wann das passieren wird. Aber erst einmal steht die Brücke im Vordergrund. Und damit haben Sasse und sein Team in den nächsten Wochen noch gut zu tun.