Second-Hand-Kleidung ist gefragt Läden in Kamen und Bergkamen vermuten andere Gründe als Inflation

Volontärin
Stefanie Ernst eröffnete am Samstagmorgen ein Second Hand Geschäft an der 
Robert-Koch-Straße 32 in Methler.
Stefanie Ernst eröffnete am Samstagmorgen ein Second Hand Geschäft an der © Stefan Milk
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Sparen, sparen, sparen – das steht aktuell auf dem Plan für viele Bürger. Höhere Preise gibt es nahezu überall, sodass manch einer zusätzliche Möglichkeiten sucht, um Geld sparen zu können. Zum Beispiel mit gebrauchter Kleidung: Bereits Mitte 2022, so die Tagesschau, habe jeder dritte Kleidungskäufer zu gebrauchter Ware gegriffen. Und der Trend geht weiter.

Das ist auch in Methler der Fall, wie Stephanie Ernst, Inhaberin der Boutique „Second Trend”, feststellt. Ob es an der aktuellen Krisenzeit liegt, dass immer mehr Menschen in ihren Laden kommen, kann sie jedoch nicht klar sagen. „Ich habe während der Pandemie eröffnet”, berichtet sie. „Sobald die Lockdowns vorbei waren, ist sowieso mehr Kundschaft zu mir gekommen.”

Nachhaltigkeit als große Motivation

Und die komme aus allerlei Gründen: Vor allem der Nachhaltigkeits-Faktor bei gebrauchter Kleidung sei eine große Motivation der Kunden. Zudem profitiere sie von der Aufmachung des Ladens, in der die Kleidung ansprechend arrangiert ist.

„Es gibt Kunden, die kommen rein und fragen, wo denn die gebrauchte Kleidung ist”, erzählt Ernst. „Dann sind sie erstaunt, wenn ich sage, dass alles Second-Hand-Ware ist.” So würden auch diejenigen bei ihr einkaufen, die gebrauchter Kleidung sonst eher skeptisch gegenüberstehen.

„Ich denke, zum Teil wird der Preis schon entscheidend sein”, meint Ernst. Ob das der Hauptgrund für den Zulauf ist, könne sie jedoch nicht sagen.

Irene Klopfleisch und Elisabeth Wesselmann.
Im Kleiderladen „CARIert” bemerkt Elisabeth Wesselmann (rechts) immer mehr ukrainische Käufer. © Stefan Milk

Ukrainische Flüchtlinge kommen nach Bergkamen

Elisabeth Wesselmann sieht zumindest einen Zusammenhang mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine, wenn sie die wachsende Kundschaft in ihrem Kleiderladen „CARIert” in Bergkamen beobachtet: „Es kommen viele Flüchtlinge hierher.”

Das habe bereits zu einigen Problemen in der Kommunikation geführt, doch komme man damit klar. Den Menschen, die darauf angewiesen sind, versuchen sie und ihr Team auf jeden Fall zu helfen. Und genau für die ist der Laden auch: „Die Leute müssen nachweisen, dass sie zum Beispiel vom Jobcenter abhängig sind.”

Mangelware Männerkleidung

Und auch von denen kämen immer mehr in den Laden. Doch ob die erhöhten Preise von Strom, Gas und Lebensmitteln der einzige Grund dafür sind, kann Wesselmann nicht sagen. „Die sagen ja nicht, wieso sie kommen”, erklärt sie und meint damit auch die Stammkundschaft, die sich im Laufe der Jahre gebildet hat.

Doch eine auffällige Entwicklung kann sie feststellen: „Sehr oft fehlt uns im Moment vor allem schmale Männerkleidung.” Die werde nicht so häufig gespendet, sei momentan jedoch sehr gefragt. Da jedoch nicht jeder einfach im Laden einkaufen kann, vermutet Wesselmann, dass Geldmangel doch ein großer Faktor für den Griff zu Second-Hand-Ware ist.