
Das Parkhaus am Bahnhof Kamen wird zum teuren Sanierungsfall. Auf 1,8 Millionen Euro taxiert die Stadtverwaltung in ihrem aktuellen Haushaltplan den Aufwand, mit dem Schäden durch Undichtigkeiten auf den beiden oberen Parkdecks behoben werden müssen. Das ist mehr als die Hälfte der Baukosten von 3,44 Millionen Euro, die das 423 Stellplätze fassende Gebäude gekostet hat.
Die Parkdecks 8 und 9 sind deswegen bereits seit Monaten gesperrt. Damit sind etwa 70 Parkplätze nicht nutzbar. Die Schäden sollen in diesem Jahr behoben werden. Das Parkhaus, das wegen seiner verkehrsgünstigen Lage bei der Planung als „Tor zum Ruhrgebiet“ bezeichnet wurde, ist noch nicht alt. Es wurde am 16. Juli 2010, also vor nicht einmal 13 Jahren, eröffnet.

Rostige Streifen unter den Stahlverbunddecken
Die Schäden an den Parkpaletten sind deutlich sichtbar, wenn man bereits auf den Ebenen 5 und 6 unterwegs ist. Rost ist unter den Stahlverbunddecken zu sehen, deren Bewehrung mit Beton ausgefüllt. Dort, wo das Wasser durchgelaufen ist, haben sich rostbraune Streifen gebildet. Einige der schafhaften Stellen sind gekennzeichnet. Fachleute haben dort Probebohrungen genommen, um die Konsistenz des Betons zu prüfen. Ergebnis: Die Tragelemente sind durch Korrosion so weit beschädigt, dass Autos nicht mehr über die obersten Decks fahren dürfen.
Bei den Schäden handelt es sich, so teilte der Beigeordnete Dr. Uwe Liedtke im jüngsten Verkehrs- und Mobilitätsausschuss auf eine Anfrage der FDP-Fraktion mit, um „bauliche Ausführungsmängel“ während der Bauzeit. Dadurch sei Wasser über die obersten Parkdecks in die Deckenkonstruktion eingedrungen. Das Bauunternehmen, das die Arbeiten ausgeführt hat, gebe es nicht mehr, sodass niemand haftbar gemacht werden könnte. „Das ist sehr ärgerlich“, sagte er. Die Sanierung, so Liedtke, solle nun „besser werden, als es der Unternehmer gemacht hat. Dann sind wir für Jahrzehnte sicher.“

Salzhaltiges Wasser, der über Autos eingetragen wird, ist problematisch
Sicher sein vor Korrosionsschäden – das war eigentlich auch der Plan bereits beim Bau des Vorzeige-Parkhauses, das mit 423 Stellplätzen doppelt so viele hat wie das vorige Gebäude. „Die Entwässerung ist besser, die Böden sind beschichtet – und es kommt erst gar nicht so viel Wasser ins Haus“, sagte Liedtke bei der Besichtigung der Baustelle im Mai 2010 in Bezug auf das Parkhaus an der Kämerstraße, das zu dem Zeitpunkt wegen Betonschäden saniert wurde. Vor allem das salzhaltige Wasser, das im Winter von den Straßen in die Parkhäuser getragen wird, ist für Parkhäuser immer wieder problematisch.
Vor dem Parkdeck 8 und 9 stehen seit fast einem Jahr fest aufgeschraubte Absperrbaken, damit nicht doch jemand die beiden letzten Rampen empor fährt. Wann die Arbeiten in diesem Jahr starten, ist nicht bekannt.
Das alte Parkhaus wurde ab Juli 2009 abgerissen
Das alte Parkhaus mit seinen 210 Stellplätzen war am 5. Juli 2009 zum letzten Mal nutzbar. Einen Monat später, am 8. Juli 2009, begann der Abriss. Mit dem Spatenstich am 23. September 2009 begann die elfmonatige Bauzeit für das neue Parkhaus, in dem 130 Tonnen Stahl und 1000 Kubikmeter Beton verbaut wurden.
Die Eröffnung erfolgte am 16. Juli 2010. Das Parkhaus hat eine Nutzfläche von 9200 Quadratmetern und besteht aus zwölf Ebenen, davon liegen zwei Ebenen unterirdisch.
Gebaut wurde aus aus einem Material-Mix mit anthrazitfarbenem Klinker, offenen Stahlblechen und einen Treppenhaus aus Glas. Weil 70 Prozent der Baukosten von 3,44 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln stammen, ist das Parken dort kostenfrei.