Lockdown scheibchenweise: „Ein Hin und Her im Vier-Wochen-Rhythmus“
Der verlängerte Lockdown mutet Familien allerlei zu, wenn der Alltag zwischen Kita, Schule und Beruf anders organisiert werden muss. Denn Schulen und Kitas sind bis auf eine Notbetreuung geschlossen, die seit dieser Woche wieder etwas stärker nachgefragt ist.
Christiane Klanke ist führende Jugendhilfe-Politikerin im Stadtrat in Kamen und deshalb auch politisch für eine funktionierende Kinderbetreuung mitverantwortlich. Die 39-Jährige leitet als ehrenamtliche SPD-Ratspolitikerin den Jugendhilfeausschuss. Gegenüber dieser Redaktion hat sie zur Frage Stellung bezogen, ob der Lockdown im Spannungsfeld zwischen Bildungsauftrag und Infektionsschutz so überhaupt richtig ist.
Lockdown „ohne andere wirkliche Option“
„Welche andere Option hätte es denn unter Berücksichtigung der derzeitigen Entwicklungen gegeben?“, meint Klanke. Für Kinder, Jugendliche und ihre Familien sei der Lockdown unter Berücksichtigung der jeweiligen persönlichen Umstände „ein absoluter Kraftakt“ und „schwierig bis zur Zerreißprobe“. In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen sei er aber „richtig und ohne andere wirkliche Option“.
Längerer Lockdown von Anfang an statt Verlängerung
Unzufrieden ist Klanke mit der Art und Weise, wie der verlängerte Lockdown auf die Familien und die Kommunen zukam. „Die Entscheidungen sind seitens der Bundesregierung und des Landes NRW getroffen worden, was in Anbetracht der vergangenen Weihnachtstage und den dazugehörigen Lockerungen, der derzeitigen Aus- und Belastung der Krankenhäuser und Intensivstationen, nachvollziehbar ist“, meint sie. „Wünschenswert wäre gewesen, sich bereits vor Weihnachten kritisch und ehrlich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob und inwiefern die damals beschlossene Dauer des Lockdowns überhaupt realistisch ist.“
Planungssicherheit wünschenswert
Klanke meint, dass „etwas mehr Planungssicherheit“ gerade auch für Familien „wünschenswert“ und „machbar“ gewesen wäre. „Ein Hin und Her im Vier-Wochen-Rhythmus bzw. das vermeintlich regelmäßig absehbare Ende, um dann wieder alles umzuplanen und umzuwerfen: Viele Eltern und Familien haben leider seit März 2020 Erfahrung damit, ganz zu schweigen von Schulen, Kindergärten und anderen Einrichtungen“, sagt Klanke.
„Sind sie Rabeneltern, weil die Kinder nicht in die Einrichtung gehen?“
Die Jugendhilfepolitikerin, die der SPD-Fraktionsspitze im Stadtrat angehört, weist darauf hin, dass jedes Kind die Förderung benötigt und – für die eigene, bestmögliche und im Vergleich mit anderen Kindern chancengleiche Entwicklung – den Umgang mit Gleichaltrigen.
Sie sieht Eltern nun in ein „Rabeneltern“-Dilemma gestürzt: „Sind sie Rabeneltern, weil die Kinder nicht in die Einrichtung gehen und der Bildungsauftrag offensichtlich nicht ernst genommen wird oder Rabeneltern, weil die Gesundheit der Kinder offensichtlich unwichtig ist?
Folgen noch nicht absehbar
Das Pandemie-Jahr ist aus Sicht Klankes für Kinder und Jugendliche „absehbar ein verlorenes Jahr“. Ob mit großen Verlusten oder kleinen, das sei individuell. „Welche Folgen daraus erwachsen werden, wird die Zeit zeigen und wird bzw. ist bereits jetzt Aufgabe der verschiedenen Träger der Jugendhilfe und anderer Institutionen, diese abzumildern.“ Also auch von Klanke und ihren Kolleginnen und Kollegen im Jugendhilfeausschuss, der am 21. Januar tagen wird. Ein Thema dürfte dabei jetzt schon feststehen: Corona.