
In der Wohnung eines Kameners wurden fast 2000 kinder- und jugendpornografische Bilder entdeckt. Vor Gericht überraschte der 53-Jährige nun mit absoluter Ehrlichkeit und tiefer Verzweiflung.
1262 kinder- und 548 jugendpornografische Dateien befanden sich Anfang 2022 im Besitz des Kameners. Ein Vorwurf, den er jetzt vor dem Unnaer Schöffengericht mit wenigen Worten einräumte. Die Bilder seien alt gewesen. Er habe gedacht, sie gelöscht zu haben. Soweit die Fakten. Doch in diesem Fall war es anders.
Bemerkenswert anders. Oftmals behaupten Personen, die einschlägiges Material besessen oder verbreitet haben, dass ihnen die Dateien untergeschoben wurden, sie die Daten versehentlich runtergeladen oder versendet hätten. Nicht selten versichern sie auch, gewiss nicht pädophil veranlagt zu sein.
Er aber stand offen zu seiner Präferenz – dazu, sich zu Mädchen hingezogen zu fühlen. Und diese Neigung bekämpfe er – nicht erst seit der Durchsuchung. Er habe sich mit dem Thema befasst, habe versucht, Lösungen zu finden. Und dabei, das wurde deutlich, verfolgt ihn seine Scham wie ein permanenter Schatten. „Das Gefühl der Schande, sich in Grund und Boden zu schämen“, offenbarte er und verlor immer wieder die Fassung, weinte bitterlich.
Ständig, so beschrieb er es, kämpfen seine sexuellen Neigungen auf der einen gegen Anstand und Empathie auf der anderen Seite. Er sprach von einem Teufel auf der Schulter und erklärte mit drastischen, aber auch nachvollziehbaren Worten: „Dann sind Sie in der Hölle.“
Soweit es ihm möglich sei, beispielsweise in der Therapie, äußere er sich offen zu seiner fatalen Präferenz. Und im gleichen Moment fürchte er sich vor Isolation, habe aber auch andererseits eine Form von Sozialphobie entwickelt, traue sich kaum noch vor die Tür. Die Angst, zum Täter zu werden, führte offenbar bereits dazu, Kontakte zu Menschen abzubrechen. Er war und ist sich seines Problems und der damit verbundenen Risiken bewusst, steuerte und steuert mit aller Macht dagegen. „Ich bin kein böser Mensch“, beteuerte er immer wieder verzweifelt. Und: „Ich bin kein empathieloses Monster.“ Auch wurde er nicht müde, sich bei den Prozessbeteiligten dafür zu entschuldigen, dass sie sich die Bilder hätten ansehen müssen. „Ich möchte um Verzeihung bitten.“
Die Selbstreflexion und Bemühungen waren auch für den erfahrenen Richter Jörg Hüchtmann alles andere als alltäglich. Er bezeichnete sie als imponierend. Hinzu kam ein leeres Strafregister. Der Kamener wurde zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Er nahm die Strafe an.