Kämpfer für die Literatur, Chronist des Ruhrgebiets Schriftsteller Heinrich Peuckmann ist tot

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Heinrich Peuckmann bei einem Auftritt bei der Leipziger Buchmesser im Jahr 2019.
Heinrich Peuckmann bei einem Auftritt bei der Leipziger Buchmesser im Jahr 2019. © Dirk Becker
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Krimis, Romane, Essays, Theaterstücke, Kinder- und Fußballgeschichten: Heinrich Peuckmann war ein erstaunlich vielseitiger Schriftsteller. Das Gespür für die Menschen, die in seiner Heimat, dem Ruhrgebiet, leben, zeichnete ihn aus. Einem bundesweiten Publikum wurde der Kamener auch als Generalsekretär des PEN-Zentrums Deutschland bekannt. In der Nacht zu Freitag (3.3.) ist der Autor zahlreicher Veröffentlichungen im Alter von 73 Jahren gestorben.

Heinrich Peuckmann wuchs in einer Bergmannsfamilie auf, machte sein Abitur in Unna. Er studierte Germanistik, evangelische Theologie und Geschichte an der Ruhr-Universität in Bochum und war Lehrer für Deutsch, evangelische Religion und Literatur am Gymnasium in Bergkamen. Er war Mitglied in der Schriftstellervereinigung PEN, im Verband deutscher Schriftsteller (VS), in der Krimiautorenvereinigung „Das Syndikat“ und in der internationalen Autorenvereinigung „Die Kogge“.

In einer seiner letzten Veröffentlichungen, der 2022 erschienenen Novelle „Der Schimmer in der Schwärze“, griff er die Corona-Pandemie auf. Heinrich Peuckmann gönnte sich keine Ruhe, beschäftigte sich immer mit einem literarischen Projekt, das er mit viel Einsatz vorantrieb. Auch als Heimatforscher und -historiker betätigte er sich. Im Rahmen des Programms „Writers in Exile“ engagierte er sich für die Aufnahme von verfolgten Schriftstellern in Deutschland. Er galt als Kämpfer für die Literatur.

1984 veröffentlichte er sein erstes eigenes Buch für Erwachsene. „Vaters Freunde“ war eine Sammlung von Erzählungen – ebenso wie die nächsten vier Bücher, die bis 1995 entstanden. Im Jahr 2000 erschien Peuckmanns erster Roman. In „Der Schattenboxer“ geht es nicht zufällig um eine Zechensiedlung. In dieser wachsen fünf Brüder auf, die zum Boxsport kommen.

Privat
Hans Tilkowski und Heinrich Peuckmann bei ihrer Reise in Aserbaidschan im April 2009. Für den Kamener Schriftsteller war Tilkowski ein Held seiner Kindheit. © Privat

In seinen Kriminalromanen ließ Peuckmann die Kommissare Bernhard Völkel und Anselm Becker ermitteln. Bei Lesungen war er nicht nur beim regionalen Krimifestival „Mord am Hellweg“ gefragt, sondern auch bei Veranstaltungen mit bundesweiter Strahlweite wie der Leipziger Buchmesse.

Der BVB-Fan schrieb mit Leidenschaft Fußballbücher: „Die Helden aus dem Fußball-Westen“, „Mehr Helden aus dem Fußball-Westen“ und schließlich gemeinsam mit Michael Nosiadek „Baku und das Wembley-Tor“. Darin geht es um den Linienrichter Bakhramov aus Aserbaidschan und die Frage, ob der Ball drin war oder nicht, wie Torhüter Hans Tilkowski stets bekräftigte.

Durch einen internen Machtkampf beim PEN-Zentrum Deutschland geriet Peuckmann als Kontrahent des umstrittenen Vorsitzenden Deniz Yücel in die Schlagzeilen des deutschen Feuilletons. Vom Amt des PEN-Generalsekretärs trat er 2022 zurück. Der Vater von drei Söhnen und stolzer Großvater widmete sich fortan weiter trotz einer schweren Erkrankung rastlos seinen Projekten in seiner Heimat, dem Ruhrgebiet.

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