„Ich bin wütend“ Rentner aus Holzwickede wird auf offener Straße Opfer eines Trickbetrugs

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Wie auf diesem Symbolbild nahm der Holzwickeder ein paar Münzen aus seiner Geldbörse, um sie einem Fremden zu geben. Dabei hatte es Letzterer auf die Geldscheine abgesehen und verschwand damit vom Kirchweg. © picture alliance/dpa
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Es war ein Tag wie jeder andere, als Wolfgang L. (Name von der Redaktion geändert) in dieser Woche mit seinem Rollator auf der Kirchstraße in Holzwickede unterwegs war. Bis ihn ein Fremder ansprach und mit einem 20-Cent-Stück wedelte. Er brauche ein paar Münzen zum telefonieren – „Können Sie mir etwas Kleingeld geben?“, fragte der Mann.

„Haben Sie kein Handy?“, zeigte sich der fast 90 Jahre alte Holzwickeder skeptisch, glaubte ihm jedoch die Antwort, dass dies seine Freundin habe. „Er war so freundlich und gut gekleidet, er trug einen Anzug“, sagt L. im Nachhinein. Er habe deshalb eingewilligt und dem Mann ein paar Münzen gegeben. Über das, was dann passierte, ist er noch immer sehr wütend und auch ein wenig verlegen – deshalb möchte er seinen Namen auch nicht nennen. Er möchte jetzt aber andere Menschen vor Trickbetrug warnen.

100 Euro unbemerkt aus der Geldbörse gestohlen

Denn während der Holzwickeder erst seine Geldbörse herausholte, die Brille aufsetzte und dann im Kleingeldfach 80 Cent für den Fremden zusammensuchte, war es wohl schon geschehen: Es fehlte Geld im Scheinfach. Genauer gesagt vier Zehner, zwei Fünfer und ein Fünfziger.

Bemerkt habe Wolfgang L. das aber erst, nachdem er sich von dem Fremden verabschiedet habe und er mit seinem Rollator um die Ecke gebogen war. „Ich wurde misstrauisch und wollte nachgucken, ob etwas fehlt“, erinnert sich der Senior. Und tatsächlich: Das Geld war genauso weg wie der Fremde.

Wie er sich direkt danach gefühlt hat? „Beschissen“, bringt es der Senior auf den Punkt. Genau deshalb sei er auch zur Polizei gegangen und habe Anzeige erstattet. An die Öffentlichkeit möchte er seine Geschichte bringen, um zu warnen. „Damit anderen das nicht auch passiert“, sagt Wolfgang L. – wohlwissend, dass Trickbetrug jedem und überall passieren kann, nicht nur Senioren.

Wie es ihm mit etwas Abstand zur Tat geht? „Ich bin wütend“, sagt er. Dabei gehe es ihm nicht mal so sehr um das fehlende Geld, sondern vor allem darum, dass er ausgenutzt wurde. Und das hat Folgen. „Wenn nochmal jemand Fremdes nach Geld fragt, sag ich nur noch: ,Hau ab‘“, so Wolfgang L.. Schön sei das für ihn aber auch nicht, denn auch er habe schon einmal jemanden um ein paar Cents zum Telefonieren gebeten – weil er sie wirklich brauchte.

Dabei findet er besonders unglücklich, dass er durch diese Erfahrung Fremden gegenüber nun skeptischer begegnet, wenn sie nach Geld fragen – auch dann, wenn wirklich jemand Hilfe braucht. Denn ob die Absichten dahinter gut sind, kann Wolfgang L. nicht wissen. Er rät deshalb nun allen Holzwickedern: „Passen Sie auf!“