
Krähende Hähne und krächzende Krähen – beides kann in der Nachbarschaft für großen Unmut sorgen. Der Unterschied: Für die Haltung von Hahn und Huhn gibt es in Deutschland klare Regeln. Die Rabenvögel aber nisten dort, wo sie sich wohlfühlen. Und das ist – zum Unmut vieler Anwohner – seit etlicher Zeit Holzwickede. Einmal im Jahr steigt die Gemeindeverwaltung mit den klugen Vögeln in den Ring, die Vorbereitungen für den Kampf laufen derzeit.
Vergrämungsmaßnahmen sind beantragt
„Die Gemeinde Holzwickede hat auch für 2023 wieder eine Ausnahmegenehmigung für die Vergrämung der Saatkrähen beim Kreis Unna beantragt“, erklärt Tanja Flormann, zuständige Mitarbeiterin im Rathaus, auf Anfrage unserer Redaktion.
Der Hintergrund: Die Vögel machen jede Menge Dreck und Lärm. Da allerdings in den Fünfzigerjahren vielfach auf Saatkrähen geschossen wurde, sank die Population in der Folge so stark, dass die Tiere 1977 unter Schutz gestellt wurden. Daran änderte auch ein neuerlicher Vorstoß aus Bayern bislang nichts.

Deswegen ist die Vergrämung der Saatkrähen, also das Vertreiben durch wiederholte Störung, nur mit einer Ausnahmegenehmigung möglich – und das auch nur zu bestimmten Zeiten. „Die Vergrämungsmaßnahmen sind nur bis zum Beginn der Brutzeit am 15. März zulässig“, sagt Tanja Flormann. Und genehmigt wird ausschließlich die Entnahme der Nester aus den Bäumen solange noch keine Eier gelegt wurden.
Größere Krähen-Populationen gibt es in Holzwickede normalerweise im Emscherpark, am Marktplatz, auf Höhe des Treffpunktes Villa an der Nordstraße und entlang der Aloysiusschule an der Hauptstraße. Bereits in den vergangenen Jahren genehmigte die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Unna die Vergrämungsmaßnahmen nur für den Bereich um den Marktplatz (ab 2011) und den Mehrgenerationenspielplatz im Emscherpark (ab 2015). Nach der Ablehnung der Vergrämung an den anderen Standorten, stehen diese auch nicht mehr zur Diskussion, sagt Flormann.
Keine aktuellen Bestandsdaten
Beantragt wurde die Genehmigung für beide Standorte beim Kreis bereits, eine Rückmeldung gibt es allerdings noch nicht. In der Regel beginnen Krähen Ende Februar mit dem Nestbau, Eier werden dann rund vier Wochen später gelegt. Dementsprechend begrenzt ist der Zeitraum für die Vergrämung.
Zählte die Aktiven der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft im Kreis Unna im Jahr 2017 fast 300 Brutpaare, waren es in den zurückliegenden Jahren um die 240. Aktuelle Daten liegen der Gemeinde allerdings nicht vor. „Meiner subjektiven Wahrnehmung nach, scheint sich die Situation an den beiden Hotspots in der Gemeindemitte allerdings ein wenig entschärft zu haben“, sagt Flormann. Liegen neue Bestandsdaten vor, will die Gemeinde darüber informieren.

Zuletzt waren die Mitarbeiter des Baubetriebshofes den Tieren mit Hubsteigern zu Leibe gerückt. Zwei Mal in der Wochen, drei Wochen lang, wurden die Nester aus den Bäumen geholt. Den Punktsieg im Kampf Mensch gegen Tier, sicherten sich in aller Regelmäßigkeit die Krähen. Teilweise über Nacht bauten sich die als äußert intelligent geltenden Vögel eine neue Bleibe.
So wird der Gemeindeverwaltung auch in diesem Jahr keine andere Möglichkeit bleiben: „Verschmutzte Gehwege und Plätze werden zusätzlich gereinigt“, so Flormann. Bis in den Mai hinein dauert die Brutzeit der Vögel, besonders geschützt sind sie darüber hinaus bis zum 15. Juli eines jeden Jahres.