Mehr Verwahrung als Integration Flüchtlingsinitiative aus Holzwickede übt massiv Kritik

Redakteur
Friedhelm Nusch engagiert sich bei der Flüchtlingsinitiative „Willkommen in Holzwickede“.
Friedhelm Nusch engagiert sich bei der Flüchtlingsinitiative „Willkommen in Holzwickede“. © Angelina Zander (Archiv)
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Seit 2015 beschäftigt Holzwickede die Flüchtlingssituation. In der Gemeinde hilft die Initiative „Willkommen in Holzwickede“ bei der Integration der Flüchtlinge. Friedhelm Nusch, Mitglied der Initiative, gab nun einen Überblick über die Gesamtsituation – und der fällt nicht gerade gut aus.

Während sich die Mitgliederzahl der Initiative positiv entwickle und neue Mitglieder dazu gestoßen seien, sei die Lage an anderer Stelle alles andere als gut. „Was wir leisten können, reicht nicht aus“, sagte Nusch im Ausschuss für Jugend, Familie, Senioren und Soziales. Damit meinte er besonders die Situation in der Unterkunft an der Mühlenstraße. „Was dort geschieht, ist keine Integration, sondern eigentlich ein Verwahren. Diejenigen, die da sind, sind von allem abgeschnitten, was in der Gemeinde passiert.“

So sei es sehr schwierig, von der Unterkunft in die Gemeinde zu kommen. Zwar fahre ein Bus, und die Geflüchteten besäßen auch ein Sozialticket. Doch gerade in den Abendstunden und am Wochenende sei auf die Busse in Opherdicke nur wenig Verlass.

Abgeschnitten seien die Flüchtlinge aus der Unterkunft an der Mühlenstraße in Opherdicke, heißt es von der Flüchtlingsinitiative „Willkommen in Holzwickede“.
Abgeschnitten seien die Flüchtlinge aus der Unterkunft an der Mühlenstraße in Opherdicke, heißt es von der Flüchtlingsinitiative „Willkommen in Holzwickede“.© Marcel Drawe

Zufluss an Geflüchteten lässt nicht nach

In der Mühlenstraße sind hauptsächlich allein reisende junge Männer mit verschiedenen Nationalitäten untergebracht. Aktuell wohnen dort mehr als 60 Geflüchtete. Einige von ihnen sind, laut Nusch, berufstätig, arbeiten beispielsweise bei Amazon. Doch gerade in den Abendstunden sei die Anbindung der Unterkunft so schlecht, dass sie ihre Wege zu Fuß antreten müssten.

In Opherdicke halten Buslinien nur einmal in der Stunde. Im Abendbereich hält das Fahrzeug der Linie R51 beispielsweise zum letzten Mal um 21.24 Uhr. Danach sind Passagiere auf den Taxibus angewiesen, doch der ist auch für Muttersprachler nicht immer einfach zu nutzen. Noch eingeschränkter ist das Angebot am Wochenende. Laut Fahrplan der VKU ist ab 17 Uhr nur noch der Taxibus unterwegs.

„Die Integration, die wir anstreben, ist in der Mühlenstraße nicht so, wie wir uns das vorstellen“, kritisiert Nusch. Und die Situation werde mittelfristig eher schwieriger.

„Acht Jahre nach 2015 stellen wir fest: Es hört nicht auf. Der Zufluss an Geflüchteten wird nicht nachlassen, die Situation in der Welt ist einfach so“, sagt Nusch. Ursache der Migration müsse nicht immer ein Bürgerkrieg sein, auch Hunger- oder Umweltkatastrophen seien Fluchtursachen.

Um die Geflüchteten besser in das Gemeindeleben zu integrieren, ist die Initiative weiter aktiv. Am 4. Juni soll ein Sommerfest an der Unterkunft an der Massener Straße stattfinden. Zudem befinden sich die Bauarbeiten an der Allee 10 in vollem Gange. Im ehemaligen Bauamt sollen noch vor den Sommerferien die ersten Familien einziehen und so im Herzen der Gemeinde leben.