
Die Sanierung der Carolinenbrücke, die in Holzwickede Norden und Mitte der Gemeinde verbindet, neigt sich so langsam dem Ende entgegen. Zu diesem Anlass passt die Zuschrift des Ortshistorikers Wilhelm Hochgräber, die einen historischen Exkurs beinhaltet.
Die 2011 eröffnete „Carolinenbrücke“, so schreibt Hochgräber, ist nämlich nicht die erste Fußgängerbrücke über die Holzwickeder Bahngleise in der Nähe des Bahnhofes. Bis Ende der 1880er-Jahre gab es weder eine Brücke noch eine Unterführung, aber zwei „gefährliche Bahnübergänge“. (Dieses und alle weiteren Zitate hat Hochgräber dem Hellweger Anzeiger vom 16. Januar 1886 entnommen.)
Im Januar 1886 mussten die Lehrerin Elisabeth Koberg von der Katholischen Schule in Opherdicke und ihre jüngere Schwester „8 bis 10 Minuten lang in der grimmigen Kälte und tiefem Schnee“ am Bahnübergang warten, bis „ihnen der diensttuende Weichensteller die Barriere soweit öffnete, dass die Damen durchkommen konnten“.

Der „diensttuende Beamte“ hatte aber einen „rangierenden Güterzug“ übersehen und, obwohl er „die Gefahr bemerkend, mit größter Gefahr für sein eigenes Leben unter fortwährenden Warnungsrufen hinzusprang, gelang es Fräulein Koberg doch nicht mehr zu entkommen; sie wurde erfasst und überfahren“, während ihre Schwester „noch eben früh genug zurückspringen konnte.“
„Wer wird das nächste traurige Opfer dieser viel umstrittenen Bahnübergänge in Holzwickede sein? fragt man sich in Erinnerung an die bereits früher der Mutter Erde übergebenen Opfer dieses Verkehrshemmnisses an der Gruft der Dahingeschiedenen […]“.
Und weiter: „Wer diese Bahnübergänge kennt, der wird mit uns nicht begreifen können, wie es möglich ist, dass hier nicht längst eine Unter- oder Überführung für Fußgänger hergestellt ist.“ Angesichts mehrerer tödlicher Unfälle beim Überqueren der Bahngleise in den 1880er-Jahren wurde das Bahnhofsgelände im Volksmund „Mordbahnhof“ genannt (Dieser Begriff taucht sogar in einem Protokoll des Opherdicker Gemeinderates sowie des preußischen Landtages auf).
Ende der 1880er-Jahre wurde dann Holzwickedes erste Fußgängerbrücke über die Bahngleise gebaut. Um auch den Fahrzeugen eine sichere Querung der Bahngleise ohne Wartezeit zu ermöglichen, wurde ab 1910 die (heute bestehende) Bahnunterführung gebaut. Nach deren Eröffnung 1911 wurde noch im selben Jahr Holzwickedes erste Fußgängerbrücke über die Bahngleise wieder abgebaut, bestand also nur etwa 22 Jahre.