Schweißen, stanzen, fräsen – Homeoffice stößt bei Hüttenbrauck schnell an Grenzen
Mithilfe von Homeoffice sollen Kontakte noch weiter beschränkt, potenzielle Ansteckungen mit dem Coronavirus noch stärker eingedämmt werden. Für die Firma H. Hüttenbrauck Profil GmbH läuft aber ein Heimarbeit-Gebot weitgehend ins Leere.
»Das noch zu erweitern, wird schwierig.«
Schon in der Hochphase von Corona im vergangenen Frühjahr hat das Unternehmen mit Sitz in Frömern und Betriebsstätte in Unna Beschäftigte ins Homeoffice geschickt – soweit das möglich war.
„Das noch zu erweitern, wird schwierig“, weiß Cordula Benecke, Mitgeschäftsführerin des Spezialisten für Stahl- und Aluminiumprofile. Natürlich könne man Mitarbeiter, die aus dem Homeoffice wieder zurückgekehrt sind in den Betrieb, nun abermals bitten, vorerst wieder daheim zu arbeiten.
Großteil der Arbeitsplätze in der Produktion
„Ich kann aber keinem Mitarbeiter eine Maschine mit nach Hause geben“, sagt Benecke. Hüttenbrauck ist der klassische mittelständische Industriebetrieb, dessen weit überwiegender Teil der Arbeitsplätze sich mit der Produktion befasst.
Kaltgewalzte Stahlprofile und Aluminiumpräzisionsprofile gehören zum Kerngeschäft des Familienunternehmens, das 1952 auch einmal mit einer Werkstatt begann und heute mehr als 170 Mitarbeiter beschäftigt.
»Ich kann aber keinem Mitarbeiter eine Maschine mit nach Hause geben.«
Da wird gefräst, mechanisch bearbeitet, geschweißt, lackiert, eloxiert und pulverbeschichtet – Tätigkeiten, die nur und ausschließlich in den Werkshallen möglich sind.
Vielleicht fünf Prozent der Belegschaft könne daher realistischer Weise überhaupt nur im Homeoffice arbeiten. Auch Kollegen aus Einkauf oder Vertrieb müssten immer mal wieder nach Fröndenberg oder Unna fahren und sich erkundigen: Wie läuft die Produktion?
Gesichtsmasken, Hygiene und Abstand im Betrieb
„Ein Hin- und Hertelefonieren würde da auch länger dauern, als sich einmal ins Auto zu setzen und hinzufahren“, sagt Cordula Benecke. Dabei hält auch sie Maßnahmen, die Ansteckungen vermeiden oder die Kontaktverfolgung erleichtern helfen, ohne Zweifel für gerechtfertigt.
Auch Mitarbeiter des Unternehmens hätten sich in den zurückliegenden Wochen und Monaten angesteckt. Weil man sich mit Gesichtsschutz, Hygiene- und Abstandsregeln im Betrieb gut gewappnet sieht, könnten Infektionen zwar auch aus privaten Kontakten stammen. Mitarbeiter sagten aber auch: „Ich weiß überhaupt nicht, wo ich mich angesteckt habe“, so Benecke.
»Mitarbeiter sagen: Ich weiß überhaupt nicht, wo ich mich angesteckt habe.«
Über die Weihnachtsfeiertage hatte Hüttenbrauck zweiwöchige Betriebsferien eingelegt. Die Produktion ist danach längst wieder angelaufen. Epidemologen wie Professor Karl Lauterbach hatten jüngst gefordert, einen „scharfen“ Lockdown zu verhängen, bei dem auch die Produktion kurze Zeit stillgelegt wird.
Ein nochmaliges Herunterfahren nach den Betriebsferien ist für Hüttenbrauck allerdings ein Tabu. „Das wäre für uns eine Katastrophe“, stellt Cordula Benecke unmissverständlich fest.
Der produzierende Mittelstand halte aktuell, wie auch die noch geöffneten Dienstleister, die Wirtschaft am Laufen – dies solle man sich vor Augen führen, wenn man derartige Vorschläge mache.