Hotelchefin bedauert Touristen, die vor verschlossenen Türen stehen
Die Hotelmeisterin im Neuen Hotel am Park ist mit einem blauen Auge durch die Corona-Krise gekommen: Wichtig, sagt Barbara Boeckler, war der stets laufende Betrieb: „Wir mussten nicht komplett zu machen und nach drei Monaten bei Null anfangen.“
»Alles, was an Sehenswürdigkeiten da ist, hat dann geschlossen.«
Dennoch taten der 51-Jährigen wie ihren Kolleginnen in den anderen Hotel- und Gastronomiebetrieben der Stadt diese Tage im April und Mai richtig weh: „An den schönen Brückentagen hast du hier still in der Sonne gesessen und zugesehen, wie die Leute vorbeigelaufen sind“, erinnert sich Barbara Boeckler.
Das Haus mit den 26 Zimmern, das sie im März 2005 eröffnete, existiere dank vieler Buchungen von Geschäftsreisenden. Ob Kunden von Fröndenberger Unternehmen wie Honsel oder Artemide oder sehr stark auch von Firmen in Menden – die Buchungslage unter der Woche sei in normalen Zeiten sehr gut.
In der Corona-Krise hätten aber nun viele Unternehmen die Möglichkeit des Video-Meetings entdeckt, „was nicht gut für mich ist“, so Barbara Boeckler.
„Mit den Radfahrern allein könnten wir nicht leben“, weiß die gelernte Hotelfachfrau. Und trotzdem: Der Ruhrtalradweg bringt an den Wochenenden viele zusätzliche Gäste ins Hotel. Wäre ihr dieser Boom bei der Eröffnung des Radweges im April 2006 vorhergesagt worden, hätte Barbara Boeckler diesem Optimisten einen Vogel gezeigt, gibt sie zu.
Übernachtungsstopp in strategisch günstiger Lage
Heute profitiere sie sogar besonders von der strategisch guten Lage der Stadt. „Wir haben das Glück, auf der Hälfte des Radweges zu liegen.“ Das stimmt fast, denn die Nachbarn Wickede und Schwerte könnten Fröndenberg diesen Pluspunkt werbemäßig nicht zu Unrecht streitig machen.
Jedenfalls verrieten ihr schon viele Radler, dass sie ein Zimmer in Fröndenberg aus eben jenem Grund gebucht hätten, erzählt Barbara Boeckler. Die Ruhrstadt wird gern als Übernachtungsstopp bei einer Tour vom Hochsauerland ins tiefe Ruhrgebiet genutzt.
»Wenn die zweite Welle kommt, bin ich kaputt.«
„90 Prozent der Radler fahren in Winterberg los“, hat sie mittlerweile herausgefunden. Es kommen Hardcore-Rennradler ebenso zu ihr wie Familien mit Grundschulkindern. Erstaunliche Tourkonzepte erlebt sie nicht selten: Da verweile die Ehefrau bereits gemütlich bei einem Kaffee auf der Hotel-Terrasse, während der Ehemann sich noch einmal auf den Sattel schwingt und das Auto nachholt …
Wer in Fröndenberg bei ihr pausiert, frage meistens auch nach der „Innenstadt“, will vielleicht auch eine Kirche oder ein Museum besichtigen. Oft muss Barbara Boeckler dann mit den Achseln zucken.
„Alles, was an Sehenswürdigkeiten da ist, hat dann geschlossen“, bedauert sie. Ob Westfälisches Kettenschmiedemuseum, Heimatmuseum oder Stiftskirche – die Öffnungszeiten sind eingeschränkt oder eine Besichtigung nur auf Anfrage möglich.
„Das ist verständlich, weil alles ehrenamtlich gemacht wird“, räumt Boeckler ein. Die Wahrscheinlichkeit, dass Besucher einen Abstecher nach Fröndenberg weiterempfehlen, sei aber dadurch halt leider geringer.
Geschäftsreisende nähren elf Mitarbeiter plus Chefin
Die Geschäftsreisenden sind es auch daher wohl noch lange, die sie und ihre elf Mitarbeiter ernähren. Passieren dürfe allerdings in diesem Jahr nichts mehr. „Wenn es so bleibt, ist man noch so gerade mit dem Popo über die Kante gerutscht“, sagt Barbara Boeckler, „aber wenn die zweite Welle kommt, bin ich kaputt.“ Dann helfe ihr auch die Öffnung für Geschäftsreisende aus den systemrelevanten Bereichen nicht mehr.