
Dirk Weise zeigt sich sichtlich stolz: „Alle reden von Energiewende, wir praktizieren sie im wahrsten Sinne des Wortes.“ Denn wenn am 1. Mai die Schwimmer ins Becken gehen, können sie sicher sein, dass die Wassererwärmung komplett ohne Gas erfolgt.
Fast 90 Prozent Ersparnis bei diesem Energieträger, nur die Duschen werden noch mit Gas erhitzt, auf lange Sicht wird auch hier eine andere Lösung angestrebt.
„Wir sind nicht auf finanziellen Rosen gebettet, wollen unabhängig werden, haben mit spitzer Feder gerechnet und mit Wärmepumpen die Alternative gefunden,“, freut sich der Ehrenamtliche. Fünf mächtige Geräte wurden angeschafft, im Sommer letzten Jahres war damit der deutsche Markt fast leergefegt.
Über den Winter waren die Apparaturen sicher eingelagert, seit Anfang Januar installieren die Fachleute Robin Wagner und Magdeldine Ghanem von der Firma MCC das Equipment. Ein früherer Baubeginn war nicht möglich, denn bei den Spezialrohrleitungen herrschte Materialknappheit, der Ankauf verzögerte sich. Noch liegen die Arbeiten aber im Zeitplan.

Die Anlage ist intelligent, reguliert sich selbst
„Es ist imponierend, Fortschritte zu sehen, zu sehen, was für eine Technik aufgebaut wird“, ist der Geschäftsführer fasziniert.
Das System präsentiert sich nach Fertigstellung, etwa in drei Wochen, hochintelligent, ist computerunterstützt. „Gewünschte Gradzahl einstellen, die Anlage reguliert sich selbst, erkennt eigenständig, wenn nachgesteuert werden muss“, erklären die Experten. Dazu die smarte Bedienung: „Ist über Handy kontrollierbar.“
„Die größte Anlage, die ich bisher aufbaue“, zeigt Robin Wagner die Dimensionen. „Jede Wärmepumpe bringt bis zu 60 kW, zusammen also 300 kW, entspricht der ehemaligen Gasheizung.“ Wärmequelle ist die Umgebungsluft, sie wird angesaugt, kommt mit einem Kältemittel in Kontakt, welches sich erwärmt, ein Verdichter erhöht den Druck, die Temperatur steigt, ein „Verflüssiger“ überträgt die Wärme ins Heizsystem, fertig.
Bei großen Anlagen rechnet sich der Material-Mehraufwand
Damit alle Wärmepumpen gleichmäßig arbeiten, wird das „Tichelmann“-Prinzip, eine Form der Rohrverlegung, angewandt. Dabei ändert sich der Rohrdurchschnitt, das System ist hydraulisch abgeglichen, kommt ohne Ventile aus, Pumpenleistung geht nicht durch unnötige Widerstände verloren. Ein Nachteil ist der höhere Materialverbrauch: „Bei großen Anlagen wie im Bürgerbad rechnet sich dies aber.“
„Ich schätze, dass wir bei dem Volumen und einer Oberfläche von rund 1.000 Quadratmeter etwa fünf Tage benötigen, um die gewünschte Temperatur zu erreichen“, so der Fachmann. „Um sicherzugehen, dass alles läuft, werden wir etwa drei Wochen vor der geplanten Eröffnung das Becken erwärmen“, gehen Dirk Weise und seine Mitstreiter kein Risiko ein.

Eine dritte Ausbaustufe bei der Photovoltaik-Anlage ist schon geplant
Durch den Betrieb der Wärmepumpen steigt allerdings der Strombedarf, auch hier wollen die Badbetreiber autark werden: „Die Photovoltaik-Anlage arbeitet schon.“ Eine dritte Ausbaustufe kommt, dann stehen knapp unter 30 kW Peak zur Verfügung. Allerdings: „Das Dach ist groß, da passen weitere Module drauf.“
Eine Meldung ärgert die Verantwortlichen allerdings. Gerade ist im Radio und TV zu hören, dass keine Gasmangellage mehr vorliegt und kommunale Freibäder die Temperaturen wieder bis zum Anschlag steigern wollen.
„Wir drehen jeden Cent um und richten uns nach unserer Geldbörse“, wird geschimpft. „Wir sparen rund 10.000 Euro demnächst beim Gas, setzen innovative Ideen um und leisten einen großen Beitrag zum Energiewandel. Woanders wird einfach am Regler geschraubt, das Geld der Steuerzahler verpulvert, da sollte auch ein Umdenken stattfinden.“