Die Verkehrsverhältnisse am Bahnübergang erfordern aus Sicht des Bundesministeriums derzeit keine Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit“, zitierte Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Rebbe am Freitag den entscheidenden Satz aus dem Schreiben des Bundesministeriums.
Der Kampf gegen den Bau der ungeliebten unterirdische Bahnquerung an der Ruhrstraße, die von vielen – wenig stubenrein – nur „Urinröhre“ genannt wird, währt bereits seit rund 15 Jahren. Nachdem dieser Kampf lange Zeit wenig erfolgversprechend ausgesehen hatte, kam im vergangenen Jahr Bewegung in die Sache, nachdem Stadt, Bahn und Land übereingekommen waren, auf den Tunnelbau verzichten zu wollen. Doch auch der Bund sitzt in diesem Fall mit im Zug, weshalb Stadt, Land und Bahn Mitte dieses Jahres in der Bonner Außenstelle des Bundesministeriums für Verkehr und Infrastruktur vorsprachen (wir berichteten).
Dort erhielten die Stadtverwaltung und die DB Netz AG Hausaufgaben. Die Stadt sollte ermitteln, wie viele Fußgängerquerungen es an normalen und an Spitzentagen am Bahnübergang in der Innenstadt gebe. Während die DB Netz die Anzahl der Züge mitteilen sollte, die dort am Tag passieren.
In der Spitze 5500 Fugängerquerungen
Keine schwierige Aufgabe: An einem normalen Mittwoch, so stellte sich heraus, waren es 985 Fußgänger, 437 Fahrräder, 52 Kinderwagen und 17 Personen mit Rollator oder Rollstuhl – insgesamt 1541 Querungen. An Spitzentagen wie zum Bauernmarkt gingen zwischen 3000 und 5500 Passanten über den ebenerdigen Fußgänger-Bahnübergang – jeweils gezählt in der Zeit zwischen 7 und 18 Uhr.
Auch die Bahn war ausnahmsweise zügig: Sie teilte umgehend mit, dass in 24 Stunden eines Freitages 81 Züge die Stelle passieren, die Schranken im selben Zeitraum 200 Minuten geschlossen sind.
Die Zahlen an sich hätten eigentlich für den Tunnelbau gesprochen. Denn „sie zeigen, dass der Bahnübergang relativ häufig genutzt wird“, so Rebbe. Und so sieht es auch das Ministerium, dessen erklärter verkehrspolitischer Wille es ist, solche ebenerdigen Bahnübergänge zurückzubauen, um die Sicherheit zu erhöhen. „Für uns ging es daher darum, dem Ministerium Argumente zu liefern, warum Fröndenberg ein Sonderfall ist, ohne dass das Ministerium zu dem Schluss kommt, auf den Bahnübergang könne komplett verzichtet werden“, erklärt Rebbe. Schließlich stellt der Übergang eine wichtige Verbindung auf der Nord-Süd-Achse zwischen direkter Innenstadt, Rathaus und Himmelmannpark dar.
Ruhrstadt ist ein Sonderfall
Den Fröndenbergern ist schon lange klar, dass die Ruhrstadt ein Sonderfall ist. Jetzt ist das glücklicherweise auch beim Bundesministerium angekommen. Der Bund lässt die sogenannten Ex-Ante-Betrachtung gelten, also die Betrachtung aus früherer Sicht. Demnach war die frühere Planung mit Überwurf und Tunnelbau zu groß dimensioniert. Das Bundesministerium bestätigt, dass bereits der Bau des sogenannten Überwurfs ohne Zweifel eine entsprechende Belastung des Bahnübergangs in der Innenstadt bewirkt habe.
Das allein hätte Rebbe schon jubeln lassen können, doch vor Freude schier platzen ließ ihn wohl auch die Mitteilung des Bundesministeriums, dass damit auch die Kosten für die bereits durchgeführten Maßnahmen gedrittelt werden könnten. Sprich: Fröndenberg muss keine Fördermittel zurückzahlen.
Planungskosten stehen weiter im Raum
„Es bleiben allerdings die Planungskosten für den Tunnel“, sagt Rebbe. Diese betragen rund 320.000 Euro. In welcher Höhe Fröndenberg diese übernehmen muss, wird Bestandteil der Verhandlungen zur Änderung der 1989 geschlossenen Kreuzungsvereinbarung zwischen Stadt, Land und Bahn sein. Eines steht jetzt aber schon fest: Billiger als der Tunnelbau wird der Verzicht darauf für die Stadt allemal. Denn nur allein die Verlegung der Versorgungsleitungen für den Bau des Tunnels hätte die Stadt 1,2 Millionen Euro gekostet. Und dafür hätte es auch keine Fördermittel gegeben. Diese Kosten waren in die Gesamtkosten von rund 4,2 Millionen Euro noch nicht eingerechnet.
Sobald die Änderung der Kreuzungsvereinbarung zwischen Stadt, Land und Bahn ausverhandelt und vom Bundesministerium genehmigt ist, ist die seit mehr als 25 Jahren im Raum stehende Tunnelfrage endgültig vom Tisch.
Ein langer Weg war es bis dahin, den die Verwaltung nicht allein beschreiten musste. Rebbe dankt allen, die bei der schwierigen Aufgabe geholfen haben und führt besonders Dr. Markus Mühl vom Landes-Verkehrsministerium sowie den Bundestagsabgeordneten Oliver Kaczmarek ins Feld. Mühl, weil er als Vertreter des Landesministeriums bei den Gesprächen mit der Bahn vermittelt hatte, Kaczmarek, weil dieser mit zahllosen Schreiben an Bahn und Bundesministerium die Fröndenberger Wünsche deutlich gemacht hat.
1968 in Mönchengladbach geboren. Redakteurin des Hellweger Anzeigers seit 2000, seit 2006 in der Lokalredaktion Fröndenberg. Eine Tochter. Interessiert an Menschen und Buddhismus.
