Die kleine Gruppe um Hans Peter Reeske tut sich seit Jahren zusammen, um zugunsten des Bürgerbades Dellwig einen Jahreskalender zusammenzustellen. Neben diesem guten Zweck haben Reeske sowie seine Tochter Annette Reeske und Klaus Böning aber auch einfach Freude an der Sache, am Stöbern in alten Dokumenten, an Gesprächen im Dorf, die nicht selten Verblüffendes und noch Unbekanntes zu Tage fördern.
„Bilder und Geschichten aus dem Westen“ offenbaren zahlreiche Anekdoten
Annette Reeske und Klaus Böning als Ortsheimatpfleger von Strickherdicke bzw. Ardey wissen schon von Amts wegen Vieles zu berichten aus ihren Stadtteilen. Doch wieder einmal ist der Kalender „Bilder und Geschichten aus dem Westen“ prall gefüllt mit Anekdoten, die Bewohner aus den westlichen Stadtteilen den drei Machern erzählt haben.
Sehr traurig waren die Heimatpfleger des Westens über den Tod ihres Kollegen Fred Bachmann, der in Dellwig über viele Jahre historische Dokumente gesammelt und bewahrt hatte. Auch aus seinem Nachlass finden sich Schätze im neuen Kalender.

Hans J. Wulf hatte eine womöglich einzigartige Begegnung mit dem als polternd bekannten früheren CSU-Vorsitzenden Franz-Josef Strauß. Als der spätere bayrische Ministerpräsident 1969 die Siegerehrung bei der Deutschen Meisterschaft im Bergfahren vornahm, heimste der Fröndenberger größtes Lob ein. © Privat
Besonders nett ist das Erlebnis, das Hans J. Wulf dem Trio erzählt hat und das mit einem Ausspruch des altbekannten Franz-Josef Strauß endete, den man von dem politischen Schwergewicht so nie erwartet hätte.
Hans Wulf holte 1965 im Trikot des Radsportklubs Fröndenberg einen Deutschen Vize-Meistertitel. So bekannt geworden wie Detlef, Erik und Rick Zabel ist er zwar nie, doch seine Begegnung mit dem früheren bayrischen Ministerpräsidenten dürfte einzigartig sein.
1969 musste Wulf seinen Deutschen Meistertitel im Bergfahren verteidigen, wurde allerdings in seinem letzten Rennen nur Dritter. Dennoch gab es von Strauß, selbst 1934 süddeutscher Jugendmeister im Radsport, ein dickes Lob. „Herr Wulf, so gut wie Sie war ich nie“, meinte der eher polternde ehemalige CSU-Vorsitzende.
Echte Heimatgeschichte findet sich natürlich ebenfalls in dem Kalender. So kann Wilhelm Schoof-Staupe anhand uralter Unterlagen dokumentieren, dass sein Hof einer der ältesten Bauernhöfe in Strickherdicke ist. Schon 1673 wird das Gehöft in Texten des Kirchspiels Dellwig genannt.

Nur die Älteren in Langschede werden sich noch an das Aussehen der St.-Konrad-Kirche vor dem Umbau erinnern. Denn die ursprüngliche Kirche von 1951 ist schon 1962 erweitert und dabei grundlegend verändert worden. © Privat
Die historischen Berichte, die Schoof-Staupe aufbewahrt, spiegeln auch ein Stück Zeitgeschichte aus dem Raum Fröndenberg wieder. So liest man ein einem Brief von Heinrich Dellwig senior an seien Sohn Heinrich Dellwig junior, der im deutsch-österreichischen Krieg 1866 verwundet in einem Lazarett lag, welch schlimmes Ereignis gerade die Ruhrstadt heimsuchte: Im nahen Fröndenberg grassierte gerade die Choleraseuche, schreibt der Vater, „so dass gestern sieben Leichen über der Erde standen ...“.
Der Name Schoof spielt auch bei einer anderen Begebenheit eine Rolle. Denn zur Kaiserzeit gab es auf der anderen Seite der Ruhr in Höhe der heutigen Schoof-Brücke einen Gasthof Schoof. Alfred Schoof erledigte den Fährbetrieb und baute das Fährhaus zu einer Gaststätte aus.

Das alte Mühlenviertel in Langschede ist schon lange nicht mehr, nur ganz wenige Überbleibsel zeugen noch von den früheren engen Gässchen mit Fachwerkhäuschen. Der Dellwiger Kalender erzählt die Geschichte, wie es zur Industrieproduktion an selber Stelle kam. © Privat
Kaiser Wilhelm II. kam nie bis nach Altendorf – trotz Gratisangebot
Verkaufsstellen für den Freibad-Kalender
- Den Kalender „Bilder und Geschichten aus dem Westen“ kann man käuflich erwerben bei: Bäckerei Schmidt in Ardey und in Dellwig, Hubertus-Apotheke in Langschede sowie Hans Peter Reeske, Tel. (0 23 78) 38 06 und auf den Weihnachtsmärkten in Dellwig und Fröndenberg.
- Der Kalender kostete 10 Euro; pro verkauftem Exemplar geht ein Erlös von 6 Euro an den Förderverein Freibad Dellwig.
Das Übersetzen auf dem Floß über die Ruhr kostete pro Person drei Pfennig. Ein Vertrag regelte, dass der Kaiser und sein Hofstaat unentgeltlich transportiert werden mussten. Einmal kam Wilhelm II. sogar ganz in die Nähe: Als das Denkmal auf der Hohensyburg 1902 eingeweiht wurde, machte er kurz Station am Bahnhof in Schwerte. Allerdings kam seine Majestät nie bis Altendorf...
Dass Schülerinnen und Schüler auch in der guten alten Zeit schon allerhand Schabernack getrieben haben, verrät eine Geschichte, in der die frühere Handarbeitslehrerin Frau Rath eine etwa peinliche Rolle spielt.
Der offenbar bei den Kindern nicht wohl gelittenen Pädagogin der ehemaligen Volksschule in Strickherdicke spielten einige Mädchen nach einer Schweine-Schlachtung einen Streich: Sie hefteten Leherin Rath das Ringelschwänzchen an ihren Mantel.
Nichts ahnend trug sie die „Dekoration“ auf ihrem Nachhauseweg bis nach Ardey spazieren.
Geboren 1972 in Schwerte. Leidenschaftlicher Ruhrtaler. Mag die bodenständigen Westfalen. Jurist mit vielen Interessen. Seit mehr als 25 Jahren begeistert an lokalen Themen.
